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Caroline von Schelling to Luise Gotter

[Jena, März 1802].
Meine liebe Freundin, ich habe Dir nun Deine Tochter – ich hoffe, wohlbehalten – wieder zugestellt, und danke Dir, daß Du sie mir so lange überlassen hast. Mit Zuversicht glaube ich auch, daß es Dich nicht gereuen werde, denn ich selbst darf dieses Julchens Verstande und Gefühl zutrauen. Allen Schein sogar irgend einer Veränderung, die man dort mit ungünstigen Augen ansehn und Dich und sie darunter leiden lassen könnte, habe ich sie vielfältig gebeten zu vermeiden. Das kann ihr auch nicht schwer werden, denn es ist wirklich keine Veränderung mit ihr vorgegangen, die ihr einfaches Äußeres nicht ganz in seiner Natur gelassen hätte. Ich für mein Theil hätte gewünscht sie nur noch weit mehr beschäftigen zu können, als bey meiner Haushaltung möglich war. Denn Thätigkeit nach allen Seiten hin ist dasjenige, wodurch sich Julchen am vortheilhaftesten ausbilden wird. … den ganzen Hausstand solltest Du ihr übergeben, sie in allen Fleiß und Geschäften, die uns zukommen, üben. Dabey wird Julchen das meiste gewinnen, da sie nicht in Gefahr steht etwa zugleich allem andern geistigern Interresse zu entsagen. Es entsteht dadurch eine so theils ersprießliche, theils liebenswürdige Brauchbarkeit in allen Fällen und Lagen. Deine Cäcilie hat, denklich, eine Bestimmung gefunden, Julchen kann auch auf eine Anspruch machen, und möge meine theure Luise diese Freude erleben.
Ich brauche Dir nicht zu versichern, daß ich wegen Ceciliens Aufenthalt in Dresden alle mögliche Schritte thun werde.
Lebe wohl, Du beste Freundin, und fahre fort mich zu lieben.
Deine Caroline.
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  • Date: März 1802
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Luise Gotter
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Gotha · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 321‒322.
Language
  • German

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