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Caroline von Schelling to Cäcilie Gotter

[Jena, Ende Juni 1802].
Liebe Cecile, ich will Dir sogleich folgendes aus einem Briefe von Schlegel mittheilen: „ich habe mich sogleich des Auftrags wegen Cecile angenommen. Tieks können sie nicht logiren, und werden überdieß vielleicht in der lezten Hälfte des Sommers verreisen. Die Rehkopf ist für jetzt zu besetzt und wohnt auf einen Garten, was Cecilen bey ihren Studien Vormittags und Nachmittags in der Stadt beschwerlich fallen müste. Ich habe umständlich mit ihr darüber gesprochen. Sie nannte mir eine Mad. Canzler, die noch andre junge Frauenzimmer ohne eigentliche Aufsicht in der Kost habe, eine sey dort, die Musik studire. Sie wolle sich bestens bemühen Cecilen da oder sonst gut unterzubringen und werde Dir deshalb schreiben. So habe ich den Auftrag, wie ich denke, in den besten Händen gelassen, denn die Rehkopf ist mit sehr vielen Menschen bekannt. Meine Schwester ist immer auf dem Lande. Tieks kennen niemand und sind nicht dazu gemacht. Du mußt aber Cecilen darauf vorbereiten, daß sie in Dresden eigentlich nichts finde, als den Anblick der Kunstwerke. (cela suffit). Unterricht giebts nicht, weil keiner sich darauf einläßt, und die Alten mahlen auch in einer Manier, daß es der gerade Weg zum Verderben wäre ihnen zu folgen. Freylich muß sie sich von Döll bestens an Grassy, Graf und Seidelmann adressiren lassen, aber sich hüten sie für vortreffliche Mahler zu halten. An Büry und Hartmann will ich sie selbst empfehlen, doch sind diese nicht sehr mittheilsam, noch gemacht jemand zu leiten; indessen ist Büry täglich auf der Gallerie und giebt ihr also wohl einen Rath, was sie copiren soll, und sieht es an, wie es wird. An die Alberti, die jetzt, seit sie sich nicht mehr von Gareis leiten läßt, große Fortschritte gemacht hat und recht hübsche Portraite mahlt, muß sie sich auch halten, wiewohl sie sagt, sie könne sich selbst kaum rathen, geschweige denn andern. Sehr gut ist es, wenn (Ludwig) Tiek mit ihr auf der Gallerie herumgehn wollte, um ihr nur erst zu zeigen, was sie zu sehn hat, denn sonst wird sie auch darinn falsch geleitet. Ich will es ihm gern anempfehlen. Es ist ein gewisser Franzose Auda [?] dort (der aber jetzt weggeht), ein abscheulich manierirter Schmierer, aber man giebt ihm junge Leute zum Unterricht, unter andern lernt Mlle Körner bey ihm, und Mad. Rehkopf nannte ihn als denjenigen, dem man Cecilen anvertrauen könnte, so wenig wissen sie, was gut oder schlecht ist.“
Obiges war zum Theil schon vor 8 Tagen für Dich abgeschrieben, liebe Cecile, blieb aber liegen, und ich habe seitdem einige Tage in Lauchstädt zugebracht, um die Eröffnung des neuen Schauspielhauses mit einem allerliebsten höchst interressanten Vorspiel von Goethe mit zu begehn. Sage Juchen, ich hätte sie gar gern bey mir gehabt um sie auch daran Theil nehmen lassen zu können, sie würde sich königlich ergötzt haben. Auch die Brüder sah ich bey dieser Gelegenheit. Wenn in der nehmlichen Woche Alarcos und noch einiges andre gegeben werden …
[Bogenende.]
Metadata Concerning Header
  • Date: Ende Juni 1802
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Cäcilie Gotter ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Gotha · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 336‒337.
Language
  • German

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