d. 3 Febr. 1791.
Daß es Ihnen dort nicht ganz an Uebung zum Predigen fehlen würde, konnte ich schon vermuthen; daß Sie so kurz nach einander dreimal gepredigt haben, ist wol ein ziemlich sicherer Beweis daß man Sie gern und also mit Beifall höre; daß Sie wünschen von eigentlichen Kennern beurtheilt zu werden, zeugt von Ihrem edlen Eifer sich immer mehr zu vervollkommnen und immer nuzbarer zu werden. Eigentlich fehlt es nun dort wol nicht an Kennern; denn meinem Bedünken nach ist jeder aufgeklärte Zuhörer, dem die Religion werth ist und der ein Gefühl für Menschenglükk hat, der beste Kenner, der am richtigsten beurtheilt ob unsre Predigten so eingerichtet, daß sie ihren Zwekk, nüzlichen Unterricht zu geben und in guten Gesinnungen zu befestigen oder auch solche zu erwekken und also eine vernünftige Erbauung bewirken können. Dahingegen der gelehrte Kenner, auf den Sie zu sehen scheinen, die Arbeit doch nur als ein nach gewißen Regeln eingerichtetes Machwerk untersucht, und diese und jene Redensart wie Herr Conrad nicht populär genug findet. Ob aber die dortigen Kenner Ihnen ihr Urtheil gerade heraus sagen, das ist freilich eine andre Frage. Die Texte die Sie gewählt haben, gefallen mir sehr, besonders der am Neujahrstage; am neugierigsten wäre ich wol Ihr Thema und Theile am 3. advent über Matth. 11,3 zu wissen, da ich mich erinnere vordem einige Predigten über die Stelle gelesen zu haben, die mir aber wenig genügten. Daß Sie das Concept nicht mehr brauchen, dazu gratulire sehr – Sie wissen schon darüber meine Gesinnung. Daß Sie aber noch immer alles fein bis auf die Lezt verschieben, ist nicht fein, und will besonders der Mama gar nicht behagen. Mit Ihren Vorlesungen über den Stil wird’s denn auch wol so gehen, und ich denke es wird sich noch oft treffen, daß Sie geradezu aus dem Kopf dictiren.
Sie verlangen meinen Rath, was für einen Theil der Theologie Sie zu Ihrem verzüglichsten Studio machen sollen. Das ist nun ein eigenes Begehren. Da müßte man Ihre eigentliche Bestimmung voraussehen können, ob Predigerstelle oder Professorat; und wie kann doch auch ein Andrer Ihre Wahl bestimmen, welche doch auf Neigung und eine gewiße Vorliebe am besten begründet wird. Eigentliche Dogmatik ist so eben nicht Ihre Sache; es würde also meines Erachtens wol Exegese und Kirchenhistorie übrig bleiben. Diese lezte ist nun an und für sich ein sehr weitläufiges Studium, erfordert aber auch sehr viele Hülfsmittel und eine zahlreiche Bibliothek. [...]
Daß es Ihnen dort nicht ganz an Uebung zum Predigen fehlen würde, konnte ich schon vermuthen; daß Sie so kurz nach einander dreimal gepredigt haben, ist wol ein ziemlich sicherer Beweis daß man Sie gern und also mit Beifall höre; daß Sie wünschen von eigentlichen Kennern beurtheilt zu werden, zeugt von Ihrem edlen Eifer sich immer mehr zu vervollkommnen und immer nuzbarer zu werden. Eigentlich fehlt es nun dort wol nicht an Kennern; denn meinem Bedünken nach ist jeder aufgeklärte Zuhörer, dem die Religion werth ist und der ein Gefühl für Menschenglükk hat, der beste Kenner, der am richtigsten beurtheilt ob unsre Predigten so eingerichtet, daß sie ihren Zwekk, nüzlichen Unterricht zu geben und in guten Gesinnungen zu befestigen oder auch solche zu erwekken und also eine vernünftige Erbauung bewirken können. Dahingegen der gelehrte Kenner, auf den Sie zu sehen scheinen, die Arbeit doch nur als ein nach gewißen Regeln eingerichtetes Machwerk untersucht, und diese und jene Redensart wie Herr Conrad nicht populär genug findet. Ob aber die dortigen Kenner Ihnen ihr Urtheil gerade heraus sagen, das ist freilich eine andre Frage. Die Texte die Sie gewählt haben, gefallen mir sehr, besonders der am Neujahrstage; am neugierigsten wäre ich wol Ihr Thema und Theile am 3. advent über Matth. 11,3 zu wissen, da ich mich erinnere vordem einige Predigten über die Stelle gelesen zu haben, die mir aber wenig genügten. Daß Sie das Concept nicht mehr brauchen, dazu gratulire sehr – Sie wissen schon darüber meine Gesinnung. Daß Sie aber noch immer alles fein bis auf die Lezt verschieben, ist nicht fein, und will besonders der Mama gar nicht behagen. Mit Ihren Vorlesungen über den Stil wird’s denn auch wol so gehen, und ich denke es wird sich noch oft treffen, daß Sie geradezu aus dem Kopf dictiren.
Sie verlangen meinen Rath, was für einen Theil der Theologie Sie zu Ihrem verzüglichsten Studio machen sollen. Das ist nun ein eigenes Begehren. Da müßte man Ihre eigentliche Bestimmung voraussehen können, ob Predigerstelle oder Professorat; und wie kann doch auch ein Andrer Ihre Wahl bestimmen, welche doch auf Neigung und eine gewiße Vorliebe am besten begründet wird. Eigentliche Dogmatik ist so eben nicht Ihre Sache; es würde also meines Erachtens wol Exegese und Kirchenhistorie übrig bleiben. Diese lezte ist nun an und für sich ein sehr weitläufiges Studium, erfordert aber auch sehr viele Hülfsmittel und eine zahlreiche Bibliothek. [...]