d. 20 Juni 92.
[. . .] Dies leitet mich auf eine Stelle in ihrem Briefe, wo Sie über die Censureinschränkung klagen. [. . .] Aber sollten Sie wegen Ihrer philosophischen Aufsäze sich über jezige Zeitumstände zu beklagen Ursach haben? Das glaub’ ich wahrlich nicht. Denn eigentlich sind’s ja doch nur die drei Punkte, worin die Censur jezt wieder strenger, daß nichts wider die Religion, die Sitten und den Staat geschrieben werde. In Ansehung des ersten Punktes möchte man nun freilich wol, wie es den Anschein hat, Religion und orthodoxes System leider für gleichbedeutend halten. Allein soviel ich Sie kenne haben Sie ja nie Lust gehabt im theologischen Fache Schriftsteller zu werden, wider Moralität werden Sie gewiß nicht schreiben, und philosophische Discussionen über die Freiheit, die werden wol ohne Bedenken die Censur passiren. [. . .] Also diese Entschuldigung kann ich für die fernere Verzögerung Ihrer Aufsäze gar nicht gelten lassen; ich muß vielmehr wegen der Aussichten auf Ihre künftige Versorgung recht sehr darauf dringen, daß Sie Ihr dem Hofprediger Sack gegebenes Wort bald erfüllen, wollte auch wol erinnern, einmal wieder an ihn zu schreiben. Und wie steht es denn, sind Sie mit Prof. | Eberhard in Briefwechsel oder nicht? Das weiß ich wol, Sie wollten einmal; aber ob’s vom Wollen zur That gekommen, weiß ich nicht.
[. . .] Dies leitet mich auf eine Stelle in ihrem Briefe, wo Sie über die Censureinschränkung klagen. [. . .] Aber sollten Sie wegen Ihrer philosophischen Aufsäze sich über jezige Zeitumstände zu beklagen Ursach haben? Das glaub’ ich wahrlich nicht. Denn eigentlich sind’s ja doch nur die drei Punkte, worin die Censur jezt wieder strenger, daß nichts wider die Religion, die Sitten und den Staat geschrieben werde. In Ansehung des ersten Punktes möchte man nun freilich wol, wie es den Anschein hat, Religion und orthodoxes System leider für gleichbedeutend halten. Allein soviel ich Sie kenne haben Sie ja nie Lust gehabt im theologischen Fache Schriftsteller zu werden, wider Moralität werden Sie gewiß nicht schreiben, und philosophische Discussionen über die Freiheit, die werden wol ohne Bedenken die Censur passiren. [. . .] Also diese Entschuldigung kann ich für die fernere Verzögerung Ihrer Aufsäze gar nicht gelten lassen; ich muß vielmehr wegen der Aussichten auf Ihre künftige Versorgung recht sehr darauf dringen, daß Sie Ihr dem Hofprediger Sack gegebenes Wort bald erfüllen, wollte auch wol erinnern, einmal wieder an ihn zu schreiben. Und wie steht es denn, sind Sie mit Prof. | Eberhard in Briefwechsel oder nicht? Das weiß ich wol, Sie wollten einmal; aber ob’s vom Wollen zur That gekommen, weiß ich nicht.