Danzig d. 19 Janr. 794.
Lieber Schleyermacher,
Du mußt wahrlich auf mich recht sehr verdrüßlich seyn und wo Du je Recht gehabt hast auf meine Faulheit, denn ich will dem Dinge nur gleich seinen wahren Nahmen geben, zu schelten, so hast Du es jetzt. Ein Brief voll Entschuldigungen kann das nun wohl nicht gleich ganz gut machen, und vielleicht bleibt Dein Gesicht noch jetzt, da Du dießes liesest, in zürnenden Falten, also stell Dir vor Duisburg, der so lange nichts von sich sehen noch hören ließ, überrascht Dich wieder Hoffen und Erwarten auf Deiner Stube, und so wie Du ihn eintreten siehst, sind alle Vorwürffen, die Du gegen ihn im Herzen trugst verschwunden, Du gehst ihm schnell mit einem ehrlichen Händedruck entgegen, wir küßen und umarmen uns und jetzt setzen wir uns hin zu plaudern. Also wir plaudern jetzt. Deine erste Frage ist: Was macht Buschchen? Hat sie eine Tochter oder ein Sohn? Lebt es oder ist es todt? Und darauf dient Dir denn zur Antwort: Es ist alles wohl! Buschchen ist gesund und wohl und wir haben recht vergnügte Stunden, außer wenn ich wegen des Aufschiebens der Correspondenz mit Dir Vorwürffe bekomme. Mein kleines Mädchen, ist auch recht gesund und recht fromm, und gewiß ein schönes Mädchen haben wir. Den 15 July anni praeteriti kam mein gutes Weib morgens um 9 Uhr mit einer Tochter nieder. Die Niederkunft war äußerst schwer und schon gaben wir das Kind verlohren und es war sehr zweifelhaft, ob mir auch die Frau bleiben würde. Den 14ten, es war Sonntag, tratten die Vorboten der Niederkunft schon um 8 Uhr Morgens an; und vor 5 Uhr Nachmittags fing sie an zu kreisen. In der Nacht um 2 Uhr sah sich mein Bruder genöthigt, noch einen Artzt zu holen und nach 6 fürchterlichen Stunden, eben da man die schrecklichen Instrumente zu Hülfe nehmen wollte, gebahr sie ein schönes, rundes blauäugiges Mädchen. Unser aller Freude, nach solchen Marterstunden kannst Du Dir ohnmöglich vorstellen, denn Du bist noch nie in der Lage gewesen; Mutter und Kind, die beide wahrscheinlich verlohren waren, waren wiedergeschenckt und beide befanden sich gleich so wohl, wie es sich nach solch einer Entbindung nicht einmal hoffen ließ. Das Wochenbette überstand Buschchen bald, und nur wenige Tage hatte Sie mit ihren Brüsten zu kämpfen, die durch einen kleinen Ärger über unsere Magd, böse zu werden anfingen. Jetzt ist sie seit ihrem Wochenbette recht munter und ich habe Hofnung in diesem Jahre abermals Vater zu werden. – Mein kleines Mädchen, die gestern ein Halbjahr alt | geworden ist ein kleines niedliches rundes fettes Mädchen, hat große blau Augen, ein Grübchen im Kinn, wie ihr Herzenspage, braune Haare und ein Apfelrundes Gesicht. Sie wurde den 19 July getauft, welches unser Hochzeittag, und meiner Mutter ihr Geburtstag war; und da meine Mutter Pathenstelle bey ihr vertratt und mein Vater sie taufte, so kann das Mädchen künftig sagen: An meiner Eltern ihrem Hochzeittage und an meiner Großmutter Geburtstage hat mich meine Großmutter aus der Tauffe gehoben und mein Großvater hat mich getauft. Ich glaube daß wenig Kinder, oder keine, das werden sagen können. Sie bekamm die Nahmen: Carolina Friderica. Beygehendes Gedicht überreichte sie meiner Mutter, unmittelbar nach der Tauffe. Das Mädchen ist äußerst munter und lebhaft, und macht so wenig vom Schreyen, daß wir würcklich kaum wißen daß wir ein kleines Kind haben. Vorzüglich ruhig ist sie des Nachts, denn sie schläft gewöhnlich vom Abend um 10 bis an den hellen lichten Morgen mit dem Vater um die Wette. Wir sind auch gar nicht durch sie zu Hause gebunden, denn sie ißt alles weg, und wir gehn oft schon Vormittag aus und kommen erst um 10 wieder, und sie ist seelenfroh. – Das wäre nun das Kapitel von Buschchen und dem kleinen Mädchen. Über diese Erzählung hast Du nun schon Alles vergeßen, was etwa von Groll noch in Deinem Herzen versteckt lag; Du reibst Dir die Hände, läßt ein Glas Bier bringen und frägst: Was hat es denn sonst gegeben? – Viel Hauskreutz, mein lieber Schleyermacher! Kaum war meine Frau aus dem Wochenbette, so wurde plötzlich und unvermuthet, ohne die mindesten Vorzeichen, unsere Magd verrückt. Wir mußten sie aus dem Hause laßen und saßen einige Tage ohne Magd. Endlich nach vieler Mühe bekamen wir wieder eine Magd, mit der wir recht wohl zufrieden waren, aber nach einigen Wochen entdeckten wir, daß sie voller Ungeziefer sey, und da mußte wieder rein Haus gemacht werden und wir hatten Mühe ein gutes Mädchen zu bekommen, die wir endlich auch nachdem wir nahe an 14 Tage uns ohne Magd beholfen hatten, erhielten, und die noch bey uns ist und auch wohl jahrelang bey uns bleiben wird. Das hat denn viel Verdruß und Geld gekostet. Wie die Mägdegeschichten ein Ende hatten, da kämm der Doctor und machte seine Verlobung mit einer Demoiselle Neumann, einer alten Gymnasienliebschaft bekannt und den 24 November war die Hochzeit. Da mußte nun viel und mancherley angeschaft werden, um mit Ehren in so einer brillianten Gesellschaft zu erscheinen. Das machte auch viel Verdruß und Sorge. Darauf kamen die lieben Feyertage, von denen uns bis jetzt noch keine abgenommen sind, und da gab es viel Arbeiten. Und so hat man | das Jahr unter Arbeit, Sorge und Mühe endlich zu Ende gebracht und in der That selten gab es der Stunden, wo man Lust und Muße hatte zu schreiben und die es gab, die gingen unter den Händen weg ohne daß man es merckte. In der Töpfergaße hat sich noch nichts geändert, außer daß mein jüngster Bruder im July mit unserm künftigen Schwager Coeler aufs Land ging um da die Wirthschaft zu lernen. Am verwichenen letzten Sonnabend kämmen beide ganz unerwartet zum Besuch nach Danzig und sind noch hier. Vermuthlich wird Coeler noch dießes Jahr meine Schwester abholen. Auf der Pfefferstadt ist auch nichts verändert, außer, daß die Gunchen jetzt ziemlich von ihrer Melancholie geheilt ist. Karl und Sarchen verstehn sich, ohne sich gäntzlich und deutlich gegen einander erklärt zu haben. Meine Schwägerin aus Elbing war auch im vergangenen August auf 3 Wochen in Danzig und an der habe ich auch ein trefliches Weib kennen gelernt. Schade daß die nicht in Danzig wohnt, und Du hast verlohren, daß Du sie nicht kennen gelernt hast. – Das war die Geschichte meines Anhanges. Nun frägst Du auch wohl hinten drein auch nach meiner Geschichte; nicht wahr? Nun ja, die fällt gar mager aus. Doch muß ich Dir sagen, daß ich – Schriftsteller geworden bin und zwar in ein Fache wo Du es nicht glauben solltest. Ich habe um Pfingsten ein: Danziger Handelungsalmanach fürs Jahr 1793 herausgegeben, der sämmtliche hier handelnde Kaufleute, mit Vornahme, Wohnort, Firma und Handlungsartickeln anzeigt. Darauf eine Liste der hiesigen Seeschiffe, nach Nahmen, Größe, und Besitzer derselben enthält und darauf einige Tabellen enthält, über die seit einigen Jahren hier ein- und ausgegangnen Waaren. Das Ding hat mir viel Arbeit gekostet, aber ich sehe keine Frucht. Troschel that mir den Vorschlag, den Verlag mit ihm auf die Hälfte zu übernehmen, und ob das Werckchen gleich allgemein Beyfall gefunden, so macht er doch eine solche Rechnung, daß für uns auch nicht 1 rth. Gewinnst herauskömmt. Das hat mir dann auch manche verdrüßliche und unzufriedene Stunde gemacht. – Jetzt brüte ich über Projeckten. Wie geht es denn Dir? – Ich schicke meinen Brief aufs gerathe wohl nach Droßen, aber wo er Dich treffen wird, das weiß der Himmel. Hast Du schon wieder eine Stelle, oder hast Du Aussichten? Wenn es doch möglich zu machen wäre, daß Du nach Danzig kämmst. Wir erwarten jetzt, daß sich das Oberconsistorium endlich auch unsrer so lange verwaisten Kirchen und Schulsachen annehmen werde, und da hättest Du ja wohl Gelegenheit in Berlin, Dir gelegentlich hier eine Stelle zu besorgen. Ich glaube Du wagtest nicht viel wenn Du nach Danzig kämmst, mit Addreßen aus Berlin, würdest Du hier gewiß, wo man das neue und frembde, so außerordentlich liebt, gewiß nicht lange ohne Beschäftigung bleiben. Unser kleines Hüttchen steht Dir immer offen, denn wenn ich auch selten schreibe | und im schreiben sehr saumseelig bin, so ist mein Herz deshalb nicht kalt. Ich glaube daß ich Dir das nicht erst lange versichern darf. – Die Preußen haben uns hier sehr theure Tage gemacht und man muß sich jetzt viel Einschränkungen in seiner Oekonomie gefallen laßen, die man sonst nicht nöthig hatte. – Von Fabritius habe ich gehört, daß man in Schlobitten Deinen Verlust sehr beklagt und Dich schmerzlich zurück wünscht. Ach wie gern hätte ich Dich wieder so nahe, wie damals. Ob wir uns wohl wiedersprechen werden? – Wie schön wäre es, wenn Du uns einmal so überraschtest, wie am Sonnabend uns Coeler und mein Bruder überraschten. – Aber was hilft alles Wünschen, quo fata trahunt, retrahuntque, sequamur, wenn das sequamur auch gleich oft schwer und hart fällt. Wer weiß in welchen Winckel Preußens auch ich unter den jetzigen Umständen noch hingeschleudert werde, denn bey den lutherischen Candidaten hat man schon bereits den Anfang gemacht, sie nach kleinen Städten zu vociren. – Nun Freund, da hast Du eine lange Epistel, wie sie selten aus meiner Feder kömmt. Buschchen, die mir gerade über sitzt, schüttelt schon mal über mal den Kopf. Schreibe mir bald und zürne nicht länger auf Deinen
Duisburg.
Lieber Schleyermacher,
Du mußt wahrlich auf mich recht sehr verdrüßlich seyn und wo Du je Recht gehabt hast auf meine Faulheit, denn ich will dem Dinge nur gleich seinen wahren Nahmen geben, zu schelten, so hast Du es jetzt. Ein Brief voll Entschuldigungen kann das nun wohl nicht gleich ganz gut machen, und vielleicht bleibt Dein Gesicht noch jetzt, da Du dießes liesest, in zürnenden Falten, also stell Dir vor Duisburg, der so lange nichts von sich sehen noch hören ließ, überrascht Dich wieder Hoffen und Erwarten auf Deiner Stube, und so wie Du ihn eintreten siehst, sind alle Vorwürffen, die Du gegen ihn im Herzen trugst verschwunden, Du gehst ihm schnell mit einem ehrlichen Händedruck entgegen, wir küßen und umarmen uns und jetzt setzen wir uns hin zu plaudern. Also wir plaudern jetzt. Deine erste Frage ist: Was macht Buschchen? Hat sie eine Tochter oder ein Sohn? Lebt es oder ist es todt? Und darauf dient Dir denn zur Antwort: Es ist alles wohl! Buschchen ist gesund und wohl und wir haben recht vergnügte Stunden, außer wenn ich wegen des Aufschiebens der Correspondenz mit Dir Vorwürffe bekomme. Mein kleines Mädchen, ist auch recht gesund und recht fromm, und gewiß ein schönes Mädchen haben wir. Den 15 July anni praeteriti kam mein gutes Weib morgens um 9 Uhr mit einer Tochter nieder. Die Niederkunft war äußerst schwer und schon gaben wir das Kind verlohren und es war sehr zweifelhaft, ob mir auch die Frau bleiben würde. Den 14ten, es war Sonntag, tratten die Vorboten der Niederkunft schon um 8 Uhr Morgens an; und vor 5 Uhr Nachmittags fing sie an zu kreisen. In der Nacht um 2 Uhr sah sich mein Bruder genöthigt, noch einen Artzt zu holen und nach 6 fürchterlichen Stunden, eben da man die schrecklichen Instrumente zu Hülfe nehmen wollte, gebahr sie ein schönes, rundes blauäugiges Mädchen. Unser aller Freude, nach solchen Marterstunden kannst Du Dir ohnmöglich vorstellen, denn Du bist noch nie in der Lage gewesen; Mutter und Kind, die beide wahrscheinlich verlohren waren, waren wiedergeschenckt und beide befanden sich gleich so wohl, wie es sich nach solch einer Entbindung nicht einmal hoffen ließ. Das Wochenbette überstand Buschchen bald, und nur wenige Tage hatte Sie mit ihren Brüsten zu kämpfen, die durch einen kleinen Ärger über unsere Magd, böse zu werden anfingen. Jetzt ist sie seit ihrem Wochenbette recht munter und ich habe Hofnung in diesem Jahre abermals Vater zu werden. – Mein kleines Mädchen, die gestern ein Halbjahr alt | geworden ist ein kleines niedliches rundes fettes Mädchen, hat große blau Augen, ein Grübchen im Kinn, wie ihr Herzenspage, braune Haare und ein Apfelrundes Gesicht. Sie wurde den 19 July getauft, welches unser Hochzeittag, und meiner Mutter ihr Geburtstag war; und da meine Mutter Pathenstelle bey ihr vertratt und mein Vater sie taufte, so kann das Mädchen künftig sagen: An meiner Eltern ihrem Hochzeittage und an meiner Großmutter Geburtstage hat mich meine Großmutter aus der Tauffe gehoben und mein Großvater hat mich getauft. Ich glaube daß wenig Kinder, oder keine, das werden sagen können. Sie bekamm die Nahmen: Carolina Friderica. Beygehendes Gedicht überreichte sie meiner Mutter, unmittelbar nach der Tauffe. Das Mädchen ist äußerst munter und lebhaft, und macht so wenig vom Schreyen, daß wir würcklich kaum wißen daß wir ein kleines Kind haben. Vorzüglich ruhig ist sie des Nachts, denn sie schläft gewöhnlich vom Abend um 10 bis an den hellen lichten Morgen mit dem Vater um die Wette. Wir sind auch gar nicht durch sie zu Hause gebunden, denn sie ißt alles weg, und wir gehn oft schon Vormittag aus und kommen erst um 10 wieder, und sie ist seelenfroh. – Das wäre nun das Kapitel von Buschchen und dem kleinen Mädchen. Über diese Erzählung hast Du nun schon Alles vergeßen, was etwa von Groll noch in Deinem Herzen versteckt lag; Du reibst Dir die Hände, läßt ein Glas Bier bringen und frägst: Was hat es denn sonst gegeben? – Viel Hauskreutz, mein lieber Schleyermacher! Kaum war meine Frau aus dem Wochenbette, so wurde plötzlich und unvermuthet, ohne die mindesten Vorzeichen, unsere Magd verrückt. Wir mußten sie aus dem Hause laßen und saßen einige Tage ohne Magd. Endlich nach vieler Mühe bekamen wir wieder eine Magd, mit der wir recht wohl zufrieden waren, aber nach einigen Wochen entdeckten wir, daß sie voller Ungeziefer sey, und da mußte wieder rein Haus gemacht werden und wir hatten Mühe ein gutes Mädchen zu bekommen, die wir endlich auch nachdem wir nahe an 14 Tage uns ohne Magd beholfen hatten, erhielten, und die noch bey uns ist und auch wohl jahrelang bey uns bleiben wird. Das hat denn viel Verdruß und Geld gekostet. Wie die Mägdegeschichten ein Ende hatten, da kämm der Doctor und machte seine Verlobung mit einer Demoiselle Neumann, einer alten Gymnasienliebschaft bekannt und den 24 November war die Hochzeit. Da mußte nun viel und mancherley angeschaft werden, um mit Ehren in so einer brillianten Gesellschaft zu erscheinen. Das machte auch viel Verdruß und Sorge. Darauf kamen die lieben Feyertage, von denen uns bis jetzt noch keine abgenommen sind, und da gab es viel Arbeiten. Und so hat man | das Jahr unter Arbeit, Sorge und Mühe endlich zu Ende gebracht und in der That selten gab es der Stunden, wo man Lust und Muße hatte zu schreiben und die es gab, die gingen unter den Händen weg ohne daß man es merckte. In der Töpfergaße hat sich noch nichts geändert, außer daß mein jüngster Bruder im July mit unserm künftigen Schwager Coeler aufs Land ging um da die Wirthschaft zu lernen. Am verwichenen letzten Sonnabend kämmen beide ganz unerwartet zum Besuch nach Danzig und sind noch hier. Vermuthlich wird Coeler noch dießes Jahr meine Schwester abholen. Auf der Pfefferstadt ist auch nichts verändert, außer, daß die Gunchen jetzt ziemlich von ihrer Melancholie geheilt ist. Karl und Sarchen verstehn sich, ohne sich gäntzlich und deutlich gegen einander erklärt zu haben. Meine Schwägerin aus Elbing war auch im vergangenen August auf 3 Wochen in Danzig und an der habe ich auch ein trefliches Weib kennen gelernt. Schade daß die nicht in Danzig wohnt, und Du hast verlohren, daß Du sie nicht kennen gelernt hast. – Das war die Geschichte meines Anhanges. Nun frägst Du auch wohl hinten drein auch nach meiner Geschichte; nicht wahr? Nun ja, die fällt gar mager aus. Doch muß ich Dir sagen, daß ich – Schriftsteller geworden bin und zwar in ein Fache wo Du es nicht glauben solltest. Ich habe um Pfingsten ein: Danziger Handelungsalmanach fürs Jahr 1793 herausgegeben, der sämmtliche hier handelnde Kaufleute, mit Vornahme, Wohnort, Firma und Handlungsartickeln anzeigt. Darauf eine Liste der hiesigen Seeschiffe, nach Nahmen, Größe, und Besitzer derselben enthält und darauf einige Tabellen enthält, über die seit einigen Jahren hier ein- und ausgegangnen Waaren. Das Ding hat mir viel Arbeit gekostet, aber ich sehe keine Frucht. Troschel that mir den Vorschlag, den Verlag mit ihm auf die Hälfte zu übernehmen, und ob das Werckchen gleich allgemein Beyfall gefunden, so macht er doch eine solche Rechnung, daß für uns auch nicht 1 rth. Gewinnst herauskömmt. Das hat mir dann auch manche verdrüßliche und unzufriedene Stunde gemacht. – Jetzt brüte ich über Projeckten. Wie geht es denn Dir? – Ich schicke meinen Brief aufs gerathe wohl nach Droßen, aber wo er Dich treffen wird, das weiß der Himmel. Hast Du schon wieder eine Stelle, oder hast Du Aussichten? Wenn es doch möglich zu machen wäre, daß Du nach Danzig kämmst. Wir erwarten jetzt, daß sich das Oberconsistorium endlich auch unsrer so lange verwaisten Kirchen und Schulsachen annehmen werde, und da hättest Du ja wohl Gelegenheit in Berlin, Dir gelegentlich hier eine Stelle zu besorgen. Ich glaube Du wagtest nicht viel wenn Du nach Danzig kämmst, mit Addreßen aus Berlin, würdest Du hier gewiß, wo man das neue und frembde, so außerordentlich liebt, gewiß nicht lange ohne Beschäftigung bleiben. Unser kleines Hüttchen steht Dir immer offen, denn wenn ich auch selten schreibe | und im schreiben sehr saumseelig bin, so ist mein Herz deshalb nicht kalt. Ich glaube daß ich Dir das nicht erst lange versichern darf. – Die Preußen haben uns hier sehr theure Tage gemacht und man muß sich jetzt viel Einschränkungen in seiner Oekonomie gefallen laßen, die man sonst nicht nöthig hatte. – Von Fabritius habe ich gehört, daß man in Schlobitten Deinen Verlust sehr beklagt und Dich schmerzlich zurück wünscht. Ach wie gern hätte ich Dich wieder so nahe, wie damals. Ob wir uns wohl wiedersprechen werden? – Wie schön wäre es, wenn Du uns einmal so überraschtest, wie am Sonnabend uns Coeler und mein Bruder überraschten. – Aber was hilft alles Wünschen, quo fata trahunt, retrahuntque, sequamur, wenn das sequamur auch gleich oft schwer und hart fällt. Wer weiß in welchen Winckel Preußens auch ich unter den jetzigen Umständen noch hingeschleudert werde, denn bey den lutherischen Candidaten hat man schon bereits den Anfang gemacht, sie nach kleinen Städten zu vociren. – Nun Freund, da hast Du eine lange Epistel, wie sie selten aus meiner Feder kömmt. Buschchen, die mir gerade über sitzt, schüttelt schon mal über mal den Kopf. Schreibe mir bald und zürne nicht länger auf Deinen
Duisburg.