Berlin, den 8ten April 1794.
Bester Vater! Ueber mein langes Stillschweigen hat mich Onkel Stubenrauch, wie er mir geschrieben hat, entschuldigt. Da die Landsbergische Sache lange Zeit so stand, daß ich glaubte, sie müsse sich jeden Posttag entscheiden, so schob ich immer auf und bin mit diesem Aufschieben zu so einer Länge gekommen, daß ich nun selbst davor erschrecke. In der That find’ ich es jetzt sehr unartig, und mein Entschuldigungsgrund sinkt in meinen Augen zu einem bloßen Erklärungsgrund hinab. Jene Sache ist nun entschieden, eilt aber nun auch mit so schnellen Schritten zu ihrer Vollendung, daß ich kaum Zeit habe mich zu besinnen. Binnen acht Tagen habe ich das Rescript bekommen, bin examinirt und ordinirt worden und soll nun auch spätestens den 12ten dahin abgehn. Der Wunsch, den Sie mir durch unsern Carl äußern lassen, schien mir gleich damals eine Unmöglichkeit, indem ich diese Eilfertigkeit, wenn die Sache einmal berichtigt sein würde, | voraussehn konnte; inzwischen hab’ ich omnes lapides movirt, aber vergeblich. Freilich hat mich das sehr bekümmert, da ich unerachtet meines Unglaubens doch nicht unterlassen konnte, mir die Sache so schön auszumalen. Inzwischen finde ich auf der andern Seite wieder Ursache mich zu trösten. Einestheils hätte doch dann mein Besuch sehr kurz ausfallen müssen; während dieser Kürze hätte es sich nicht einmal arrangiren lassen, unsre Charlotte Antheil an dieser Freude nehmen zu lassen, und anderntheils hätte ich mich für jetzt in ansehnliche Schulden stürzen müssen, um damit zu Stande zu kommen. Herr Sack hingegen hat mich versichert, daß, wenn ich einmal während meines Aufenthalts in Landsberg eine solche Reise arrangiren könnte, die Erlaubniß von ihrer Seite keine Schwierigkeit haben sollte. [. . .] In Ihrem letzten Brief, bester Vater, ist noch vieles zu beantworten, und auch außerdem habe ich mancherlei mit Ihnen zu sprechen; aber daß ich jetzt abbreche, werden Sie mir leicht verzeihn, wenn Sie mir nur mein vorhergegangenes langes Stillschweigen verziehen haben. Sobald die Festarbeiten in Landsberg vorbei sind, sollen Sie von da aus alles nachgeholt erhalten. An unsre liebe Mutter viel herzliche Grüße und Glückwünsche zu ihrer Wiederherstellung und viel Küsse an die Kleinen. Daß ich Carln nicht selbst antworte wird er für jetzt wohl entschuldigen. Nochmals, bester Vater, verzeihen Sie und begleiten Sie mit Ihrem Gebet und väterlichen Wünschen zu seiner neuen Laufbahn Ihren gehorsamen Sohn.
Bester Vater! Ueber mein langes Stillschweigen hat mich Onkel Stubenrauch, wie er mir geschrieben hat, entschuldigt. Da die Landsbergische Sache lange Zeit so stand, daß ich glaubte, sie müsse sich jeden Posttag entscheiden, so schob ich immer auf und bin mit diesem Aufschieben zu so einer Länge gekommen, daß ich nun selbst davor erschrecke. In der That find’ ich es jetzt sehr unartig, und mein Entschuldigungsgrund sinkt in meinen Augen zu einem bloßen Erklärungsgrund hinab. Jene Sache ist nun entschieden, eilt aber nun auch mit so schnellen Schritten zu ihrer Vollendung, daß ich kaum Zeit habe mich zu besinnen. Binnen acht Tagen habe ich das Rescript bekommen, bin examinirt und ordinirt worden und soll nun auch spätestens den 12ten dahin abgehn. Der Wunsch, den Sie mir durch unsern Carl äußern lassen, schien mir gleich damals eine Unmöglichkeit, indem ich diese Eilfertigkeit, wenn die Sache einmal berichtigt sein würde, | voraussehn konnte; inzwischen hab’ ich omnes lapides movirt, aber vergeblich. Freilich hat mich das sehr bekümmert, da ich unerachtet meines Unglaubens doch nicht unterlassen konnte, mir die Sache so schön auszumalen. Inzwischen finde ich auf der andern Seite wieder Ursache mich zu trösten. Einestheils hätte doch dann mein Besuch sehr kurz ausfallen müssen; während dieser Kürze hätte es sich nicht einmal arrangiren lassen, unsre Charlotte Antheil an dieser Freude nehmen zu lassen, und anderntheils hätte ich mich für jetzt in ansehnliche Schulden stürzen müssen, um damit zu Stande zu kommen. Herr Sack hingegen hat mich versichert, daß, wenn ich einmal während meines Aufenthalts in Landsberg eine solche Reise arrangiren könnte, die Erlaubniß von ihrer Seite keine Schwierigkeit haben sollte. [. . .] In Ihrem letzten Brief, bester Vater, ist noch vieles zu beantworten, und auch außerdem habe ich mancherlei mit Ihnen zu sprechen; aber daß ich jetzt abbreche, werden Sie mir leicht verzeihn, wenn Sie mir nur mein vorhergegangenes langes Stillschweigen verziehen haben. Sobald die Festarbeiten in Landsberg vorbei sind, sollen Sie von da aus alles nachgeholt erhalten. An unsre liebe Mutter viel herzliche Grüße und Glückwünsche zu ihrer Wiederherstellung und viel Küsse an die Kleinen. Daß ich Carln nicht selbst antworte wird er für jetzt wohl entschuldigen. Nochmals, bester Vater, verzeihen Sie und begleiten Sie mit Ihrem Gebet und väterlichen Wünschen zu seiner neuen Laufbahn Ihren gehorsamen Sohn.