Berlin am 14ten Aug. 1795.
Es thut mir leid, verehrtester Herr Bruder, daß die Verlegenheit in welcher sich schon der selige Herr Vater in Ansehung seiner Besoldungserhebung befand, auch auf deßen Frau Witwe fortgeerbt hat. Der beste Rath, den ich hierin zu ertheilen weiß, ist dieser, daß die Frau Mutter sich an Herrn Ober Consistorial Rath Hering zu Breslau wende, und denselben ersuche, über die Sache gutachtlich ans KirchenDirectorium zu berichten, wenn er die Forderung nach der Lage der Umstände gerecht und billig findet, und nicht etwa durch privat Verwendungen etwas ausrichten zu können meint. Was alsdann das KirchenDirectorium durch Korrespondenz mit dem Ober Kriegs Collegio bewirken kann, das wird es gewiß zu bewirken versuchen. Ich besorge indeßen, daß die Regimenter die Zahlung als temporelles accidenz pro officiis praestitis ansehen, und sie daher difficultiren würden.
So wird Herr p Hering auch am besten beurtheilen können, was in Ansehung des Dienstes in Anhalt zu verlangen und auszurichten sey.
Es ist natürlich daß so wohl Sie, als die Landsbergische Gemeine nach gerade ernstlich wünschen, ihr Schicksal zu erfahren. Noch ist aber darin nichts entschieden. Doch vermuthe ich, daß in der nächsten Session des KirchenDirectoriums im September darüber werde ein Beschluß gefaßt werden. Wahrscheinlich ist es, daß Sie nicht in Landsberg bleiben werden; aber in die unangenehme Lage wieder als Alumnus auf Beförderung warten zu müßen, werden Sie nicht kommen. Was ich dazu beytragen kann, daß Sie an einen Ort hin versetzt werden, an welchem Sie noch mehr litterarischen Umgang und Zusamenhang mit Gelehrten und Buchläden haben können, als in Landsberg, das werde ich gewiß mit Vergnügen thun; wie denn auch das KirchenDirectorium wenn nicht andre Rüksichten es hindern, auf die Wünsche des Herrn Oncles gewiß gern Rüksicht nehmen wird. Gemeldet um die Landsberger Stelle hat sich bisher nur Herr Klingebeil in Neuanspach. Herr Müller in Frankfurt scheint sie doch nicht für eine gründliche Verbeßerung seiner Lage zu halten. – Wenn Sie den Grafen Fink sehen: so bitte ich ihm Liebes und Gutes von mir zu sagen. Ich hoffe: er gönne sich noch | den Vortheil, Sie zuweilen zu besuchen; und fahre fort sich durch gute Sitten zu unterscheiden. Leben Sie wohl werthester Herr Schleiermacher. So bald ich etwas weiß, das Ihnen Licht über Ihre künftige Lebensbahn giebt: so theile ich es Ihnen mit. Es kann niemand an Ihrem Wohlergehen einen aufrichtigern Anteil nehmen, als
Ihr ergebenster Diener und Freund
Sack
Es thut mir leid, verehrtester Herr Bruder, daß die Verlegenheit in welcher sich schon der selige Herr Vater in Ansehung seiner Besoldungserhebung befand, auch auf deßen Frau Witwe fortgeerbt hat. Der beste Rath, den ich hierin zu ertheilen weiß, ist dieser, daß die Frau Mutter sich an Herrn Ober Consistorial Rath Hering zu Breslau wende, und denselben ersuche, über die Sache gutachtlich ans KirchenDirectorium zu berichten, wenn er die Forderung nach der Lage der Umstände gerecht und billig findet, und nicht etwa durch privat Verwendungen etwas ausrichten zu können meint. Was alsdann das KirchenDirectorium durch Korrespondenz mit dem Ober Kriegs Collegio bewirken kann, das wird es gewiß zu bewirken versuchen. Ich besorge indeßen, daß die Regimenter die Zahlung als temporelles accidenz pro officiis praestitis ansehen, und sie daher difficultiren würden.
So wird Herr p Hering auch am besten beurtheilen können, was in Ansehung des Dienstes in Anhalt zu verlangen und auszurichten sey.
Es ist natürlich daß so wohl Sie, als die Landsbergische Gemeine nach gerade ernstlich wünschen, ihr Schicksal zu erfahren. Noch ist aber darin nichts entschieden. Doch vermuthe ich, daß in der nächsten Session des KirchenDirectoriums im September darüber werde ein Beschluß gefaßt werden. Wahrscheinlich ist es, daß Sie nicht in Landsberg bleiben werden; aber in die unangenehme Lage wieder als Alumnus auf Beförderung warten zu müßen, werden Sie nicht kommen. Was ich dazu beytragen kann, daß Sie an einen Ort hin versetzt werden, an welchem Sie noch mehr litterarischen Umgang und Zusamenhang mit Gelehrten und Buchläden haben können, als in Landsberg, das werde ich gewiß mit Vergnügen thun; wie denn auch das KirchenDirectorium wenn nicht andre Rüksichten es hindern, auf die Wünsche des Herrn Oncles gewiß gern Rüksicht nehmen wird. Gemeldet um die Landsberger Stelle hat sich bisher nur Herr Klingebeil in Neuanspach. Herr Müller in Frankfurt scheint sie doch nicht für eine gründliche Verbeßerung seiner Lage zu halten. – Wenn Sie den Grafen Fink sehen: so bitte ich ihm Liebes und Gutes von mir zu sagen. Ich hoffe: er gönne sich noch | den Vortheil, Sie zuweilen zu besuchen; und fahre fort sich durch gute Sitten zu unterscheiden. Leben Sie wohl werthester Herr Schleiermacher. So bald ich etwas weiß, das Ihnen Licht über Ihre künftige Lebensbahn giebt: so theile ich es Ihnen mit. Es kann niemand an Ihrem Wohlergehen einen aufrichtigern Anteil nehmen, als
Ihr ergebenster Diener und Freund
Sack