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Samuel Ernst Stubenrauch to Friedrich Schleiermacher

Landsb. an d Warthe d. 4ten Januar 1797
Mein lieber Neveu
Diesmal freilich wohl eine etwas lange Pause in unserem Briefwechsel, die meinerseits darin einigen Grund hat, daß ich nicht gern eher wieder schreiben wollte, bis ich Ihnen doch einige beruhigende Nachricht von der Mama Gesundheitszustande geben konnte[.] Und nun kann ich Ihnen denn auch schreiben, daß sie noch vor dem neuen Jahre ein paarmal ausgegangen ist. Aber freilich anjetzt, da bald Thauwetter bald Glatteis ist, vergeht unser einem das Ausgehen gar sehr[.] Während der Krankheit meiner guten Frau hat die gute Benike sich unser treulich angenomen, und der Mama nicht nur gute Krankensuppen, sondern auch die ganze lange Zeit über das Essen für mich besorgt.
Damit Sie sehen, daß Mama jetzt wieder ganz munter ist, so will ich mich nur gleich eines Auftrags, den sie mir so eben giebt, entledigen. Sie will behaupten, von Ihnen selbst gehört zu haben, daß Sie ein Sopha für eins der allerersten Bedürfniße hielten, und heißt also fragen: Ob Sie Sich damit bereits versorget, und zwar obs ein Sopha geworden oder eine Ottomanne oder was sonst das Ding für einen Namen führe?
Und dann wünscht sie auch einige Nachrichten zu erhalten von 2 Candidaten mit denen Sie aber meines Bedünkens wohl eben nicht oft zusamen komen werden – nemlich von den ehrlichen Widekind und von Pauli – von lezterm werden Sie uns wenigstens – vielleicht – schreiben können, was man in Berlin von seinen Kanzelgaben halte? |
So eben las ich die Zeitung – und in derselben das Gedicht von Gedicke. Daß der Polarstern – auch untergegangen, laße ich mir gefallen, wünsche und hoffe, daß das Neue Gestirn am nördlichen Himmel sich auch ferner gegen unser Haus so freundschaftlich betrage, als – bey seinem Aufgange. Aber was sagt man von dem Tode unseres Prinzen Ludwig? Wir hatten hier schon am Freytag Abend die Nachricht – ich wollte es aber Anfangs nicht glauben, zumal da man von der Art seines Todes und den Ursachen desselben so sonderbar sprach, daß man ihn als Folge der Ritteln angab – die der Prinz gleichwohl bereits im Sommer gehabt[.] Am allermeisten dauert mich seine vortrefliche Gemahlin in so mannichfaltiger Rüksicht.
den 6ten Gestern Abend kam die gute Frau Coelern zu uns um Abschied zu nehmen[.] Ich hatte Ihre lezte ausführliche Nachrichten ihre Kinder betreffend ihr nicht so bald mittheilen können, als ich gewünscht, weil ich damals, als ich Ihren Brief erhielt, noch beynahe 14 Tage in meinem traurigen HausArrest war[.] Zum Glück besuchte mich der gute Kieter, und durch den ließ ich ihr einige Nachricht ertheilen, worauf sie auch gleich am folgenden Tage zu uns kam – und große Verwundrung bezeigte, Maman noch krank zu finden[.] Man sieht daraus, wie wenig sich hier die Leute um einander bekümmern. Jedes geht nur seinen Vergnügungen nach. Die gute Coelern läßt Ihnen tausendmal danken, daß Sie sie einigermaßen beruhiget, noch mehr aber für Ihre gütigen Versicherungen auch noch ferner für anderweitiges Unterbringen dieser Kinder sorgen zu wollen[.] Sie ist freilich bisher in dem seltsamen Wahne gewesen, als ob die Knaben dort in allem, was einem jungen Menschen zu wißen nöthig, hinlänglich [unterrichtet würden] – bis | zur Universität[.] Nun war sie freilich in ziemlicher Verlegenheit, da indeß der älteste von den Burschen nur 12 Jahr, so denke ich, werden sie vor der Hand wohl noch etwas in Oranienburg bleiben können, bis man sieht wo man sie sonst auf eine wohlfeile Weise und mit der Anwartschaft einer baldigen Freystelle unterbringen kann. Sie werden darüber da Sie an Ort und Stelle – und mit Herrn Sack und Meierotto sehr bekannt sind, am besten Rath geben und urtheilen können, ob man beyde Knaben etwa vorläufig unter die Exspectanten einschreiben laßen muß. Noch gestern trug mir Frau Coeler auf Ihnen ihre große Dankbarkeit zu versichern, und Sie inständigst zu bitten, daß Sie Sich ihrer und ihrer Kinder ferner gütig annehmen wollen[.] Sie ist heute nach Hause gereiset, von ihrer Mutter abgeholt; ihre Tante Frau Werkmeister ist zwar zeither imer unpäßlich, besteht aber doch darauf, daß sie ihren Sohn selbst nach Stettin bringen wolle und müße, und wird in diesen Tagen abreisen[.] Die gute Coelern hat von ihrem Uebel gar nicht befreyet werden können, und ihr Gehör ist noch schlechter als vorher[.] Herr Schneider hat ihr gesagt, da seine bisherigen Arzneyen den gehofften Erfolg nicht gehabt, so werde er ihr nun nichts mehr verordnen[.] Wegen ihres Gehörs hat er sie vertröstet, da sie bisher so sehr vieles habe abzuführen einnehmen müßen, so sey es dadurch vermuthlich geschwächt, und werde sich wohl wieder finden
Bey meiner Frauen Krankheit konte ich ihn nicht gleich zu Rathe ziehen denn er war gerade in Berlin – aus ähnlichen Fällen belehrt wünschte sie eine spanische Fliege – deshalb ward Schwarzenberger geholt, der sich aber bey der ganzen Sache sehr gut benahm – ihr ein gelindes Vomitiv gab, dann eine Ader zu öfnen rieth, wozu sie sich endlich auch bereden ließ – und dann erst ein Zugpflaster auflegte[.] Da Mama sich merklich – schon nach dem Vomitiv, welches sonst, wie | Sie sich vielleicht noch erinnern werden, gar nicht ihre Sache ist – erleichtert fand – so faßte sie – sehr natürlich – ein gutes Zutrauen zu diesem Manne, bey dem ich auch in der That mehr Kenntniße und richtige Begriffe [fand.] Das war nun manchen unserer Herren und Damen, näheren und entfernteren – ein seltsames Phänomen, daß man ein Zutrauen haben könnte zu einem Manne, der so gar nicht en vogue[.] Als unser guter Schneider das erstemal von Berlin wiedergekomen – da war ich noch in meinem honorablen HausArrest – und ehe wir es uns versahen, war er auch schon wieder fort nach Berlin[.] Indeß war meine Frau auch wieder so ziemlich – aber bald nachdem er nun wieder zum 2tenmal zurük – hatte sie mit einemmal wieder ein heftiges Reißen im ganzen Kopf, da paßte ich ihm auf, als er des Morgens nach dem Lazareth – rief ihn herein – und erbat mir seinen guten Rath aus – und der war – das ist ein böser Rheumatismus, da ist weiter nichts zu thun, als Canthariden
den 7ten Heute erhalte ich eben Briefe von Drossen, worin man mir schreibt „Herr Kriege sey den ersten Weynachtstage mit seinem Curé auf die Kanzel gekomen, worüber ein ziemliches Gelächter in der Kirche entstanden[.] Den folgenden Tag habe er sehr ernstlich auf seine Zuhörer gescholten, und ihnen unter andern gesagt: Wenn man lachen wolle, brauche man nicht in die Kirche zu gehen“ – Hier war es nun, soviel ich mich erinnre, so sehr kalt am 1ten Weynachtstage eben nicht[.] Indeß soll ich Ihnen fragen: Obs etwa in Berlin schon Mode sey, daß einige Prediger im Curé die Kanzel bestiegen? Ich kann mir die Sache aber noch leichter erklären[.] Der arme Mann mag vielleicht einen Anfall von Diarrhöe gehabt, oder sonst nicht recht wohl gewesen seyn, und hat er einmal den Curé mit in die Kirche genomen, so sehe ich nicht wohl, wo er solchen in dem so ziemlich engen Stuhle gut hätte ablegen können[.] Mir hat er ein seltsames Zettelchen zukomen laßen, welches ich nebst meiner Beantwortung unterm 26ten December weiter nach Cottbus befördert habe – da er mir bey seinem kurzen Besuch in Drossen sagte, daß wenn er Streitigkeit mit jemanden bekäme, er es sogleich seinem Inspector schreiben werde, der müßte es dann ausmachen Jetzt ruft Mama aus ihrem Bette, daß es Zeit sey zu Bette zu gehn Also Gute Nacht! |
8ten Da ich gern diesen Brief morgen mit der reitenden Post abgehen laßen möchte, denn mit der fahrenden ist es anjetzt eine sehr misliche Sache so will ich ihn lieber jetzt zu endigen suchen, da ich mit meiner NachMittagPredigt – im Kopf – so ziemlich fertig bin[.] Also zunächst eine Bitte – ich weiß nicht ob sie nicht schon in einem meiner vorigen Briefe vorgekomen, da Sie aber doch sonst in Beantwortung meiner BriefFragen und Bitten – bisher so pünktlich gewesen sind, so muß ich fast glauben, daß es nur beym Wollen geblieben seyn wird. Ich wünschte nemlich von den vielen Jugendschriften eins für unsere Emilie, da ich mich aber auf die bloßen Titel nicht verlaßen kann so wünschte ich, daß Sie, da Sie ja Gemüthsart und Fähigkeit und Geschmak (wofern man ihr dergleichen schon beylegen kann) sehr genau kennen, eins aussuchen möchten, das ihr nüzlich seyn könnte, es sey nun deutsch – oder französisch, etwa bis zum Preis von 1 rth 8 gr bis 1½ rth. Die Auslage würden Sie dann von der nächsten Besoldung abziehen Hätte ich den Brief den Sie ihr an ihrem GeburtsTage geschrieben, eher zu sehen bekomen, so würde ich sie gewiß angetrieben haben; so aber sagte mir nur erst am NeujahrsTage ihre Mutter, daß wir doch machen möchten, daß Emilie an Sie schriebe, und wie sie nun etwas schneckenmäßig in ihren Arbeiten ist, so ging denn auch wieder eine ganze Woche vorbey, ehe er zum Werden kam, ob er nun völlig zu Stande, weiß ich nicht, denn in der lezten Stunde nahm sie ihr Geschreibe nach Hause, um es dort völlig ins Reine zu bringen. |
Unser Herr Feldprediger wird Sie wohl in diesen Tagen in Berlin besuchen. Gestern Abend wurden mir 2 Taufen für ihn angetragen, und ich konnte mich nicht enthalten, dem Küster zu sagen, daß es wohl schiklicher gewesen wenn Herr Gerlach selbst mich darum ersucht hätte[.] Er suchte ihn aufs beste zu entschuldigen[.] Dies gefiel mir an dem Mann, ich übernahm beyde Taufen, weil gerade 3 lutherische Prediger Kieter, Teicher und Appel den Nachmittag auswärts, und wahrscheinlich wird mir Morgen auch eine Trauung zufallen[.] Von Herrn Gerlach aber ist es um so unverzeihlicher, da der Feldprediger kurz vor dem Feste bey mir war, als es schon ganz bekannt, daß er bald nach Neujahr nach Berlin reisen würde[.] Ich fragte ihn noch, ob er wohl einen Brief an Sie mitnehmen wolle (daran kann ihn nun freilich seine plözliche Abreise verhindert haben, das will ich sehr gern entschuldigen)
Aber daß er auch da es nicht mit einer Sylbe erwähnte, daß ich während seiner Abwesenheit auch wohl einige Arbeiten für ihn übernehmen würde – dies Stillschweigen weiß ich mir gar nicht zu erklären[.] Es stößt so ganz wider die gewöhnlichen Regeln der allgemeinen Höflichkeit an, und ich weiß in der That nicht, womit ich bey ihm – diese Ausnahme entschuldigen soll. Ich wünsche recht sehr mit jedermann – und vornemlich mit meinen Amtsbrüdern in Ruhe, Eintracht – und soviel möglich auf einem freundschaftlichen Fuß zu leben – aber ich möchte mich auch nicht gern – für einen allgemeinen Nothknecht – angesehen wissen. Ich muß fürchten, daß – wenn er sich nicht anders nimmt, es zu unangenehmen Erklärungen körnen dürfte
Da kam eben der Garnisonküster, um mir auch die Trauung anzutragen und rathen Sie wen ich trauen soll? Die Christine, die in Drossen so lange bey uns gedient, heirathet hier einen Dragoner, des Tobakspinners Walthers in der Neustadt Sohn, der nun in Drossen eine Tobaksspinerey anlegt, auch schon ziemlichen Absatz dort hat |
Nun noch ein paar Fragen, und damit Holla für heute. Es stand ein paar mal in den Zeitungen, daß aus Petersburg die Nachricht eingegangen, die allgemein beliebte Prinzeßin Radziwil sey dort verstorben. Wer ist sie? und wo befindet sich anjetzt die auch an einen Radziwil vermählte Tochter unsers Prinzen Ferdinand? Und was macht unsre verwitwete Königin? diese würdige, die dem GreisenAlter entgegen geht. Ich fürchte, wir werden da auch bald wieder neue Trauer haben, und durch ihren Tod werden gewiß viele Dürftige sehr verlieren
den 9ten Sie haben mich beschämt – aber mir recht große Freude gemacht durch ihren Brief den mir die gute Benike noch gestern Abend ganz spät schickte. Schade daß ich die so ausführliche Nachricht von den Coelerschen Kindern – nicht noch vor der Abreise der guten Mutter erhalten, die dadurch noch ungemein viel besser beruhigt seyn würde[.] Ich denke aber doch, daß ich durch Hollaz ihr die ganze erfreuliche Nachricht werde hinterbringen laßen können
Eine sehr drollichte Neuigkeit muß ich Ihnen doch so ganz brühheiß wie ich sie eben erhalten, mittheilen[.] Mama besuchte diesen Nachmittag die gute Frau Prediger Scheele, die ihr denn gesagt: Man sehe hier ihre Zahnschmerzen, als eine gute Vorbedeutung an, daß sie in geseegneten Umständen sey. Sie die Frau Scheele hat es ihr nur – ohne eigenen Glauben – so erzählt, wie sie es von andren gehört. Auf die Art wird denn doch meine Frau das Gespräch der hiesigen beau monde soll weidlich darüber geklatscht seyn. Nach einer andren Nachricht sind wir – nicht ich allein – sondern beyde als sehr schlimm gegen das Gesinde verschrieen, daher auch eine Magd die wir bereits gemiethet hatten, uns ein paar Tage vor Weynachten das Miethsgeld wiederschikte, mit dem Bedeuten, daß sie sich verheyrathe. Nachher haben wir erfahren, daß dies nur ein Vorwand – und sie von andern aufgeredet sey. So sehe ich also doch, daß die Leute hier sich viel mehr um uns bekümern, als ich vorher geglaubt hatte. |
den 11ten Daß der Zulauf erstaunlich groß gewesen, um die Leiche des Prinzen zu sehen, glaube ich Ihnen gern, und ich kann mir es vorstellen, wie gestern bey dem feierlichen Pomp der Beerdigung alles aus den entferntesten Winkeln und Ecken zusamengeströmt seyn wird. Aber darin bin ich doch nicht ihrer Meinung, daß daraus – eine heimliche Freude der Menschen über traurige Begebenheiten pp folgern laße[.] Ich rechne in allen diesen Fällen weit mehr auf die – Gedankenlosigkeit der mehresten Menschen – woraus ich mir auch jene abscheuliche KriegesAnecdote von der Belagerung von M. erkläre. Jene Damen, die so weit herkamen, um das so prächtig in die Augen fallende Schauspiel der steigenden Bomben und Raketen mit anzusehen – dachten warlich – meiner Meinung nach – wenig an das Unglük ihrer leidenden MitMenschen. Und wenn wir bloß bey dem Trauerpomp stehen bleiben – sagen Sie mir doch liebster Neveu – ist nicht den Menschen Sterben so was alltägliches, daß sie sich – ich möchte sagen gar nichts dabey denken[.] Auch die Leiche des Geringsten auch deßen, der nur lachende Erben hinterläßt, dessen Tod gar niemanden betrübt – hat sie nicht vom undenkenden Haufen eine gleich zahlreiche Begleitung? Aber wenn ich gleich in diesem Stücke nicht ganz ihrer Meinung seyn kann, den Menschen nicht so abscheulich lasterhaft finden kann, daß er an Andrer Betrübniß seine Freude haben sollte: So sehe ich auch auf der anderen Seite den Leichtsinn die Gedankenlosigkeit – aus der ich mir dies Phänomen erkläre – keineswegs für so unbedeutend und gleichgültig an, als so viele, die darin so leicht eine Entschuldigung finden, wenn sie von sich oder andren nur sagen können: Er hat sich nichts dabey gedacht – oder er hats so böse nicht gemeint[.] Bey jungen Kindern kann man diese Entschuldigung – vielleicht in manchen Fällen gelten laßen[.] Aber für Erwachsene, die ihre Vernunft gebrauchen könnten und sollten ist es – meines Erachtens – eine sehr schlechte – oder gar keine Entschuldigung.
Für heute wünsche ich Ihnen eine geruhige Nacht[.] Vermuthlich sind Sie noch eine geraume Zeit in angenehmer Gesellschaft, für mich aber ist wenns gegen 11 komt, Feyerabend Leben Sie wohl |
den 12ten Abends Wenn Sie den Feldprediger sehen, so sagen Sie ihm doch, daß diesen Mittag die erste Fuhre mit Meubles glüklich hier angekomen sey. Vorher war diesen Morgen hier ein sonderbares Gerücht, welches aber, wie ich hoffe, ungegründet seyn wird. Ich eile jetzt, diesen Brief zu endigen, damit er nun doch endlich einmal wegkomme[.] Ihren lieben Bruder Carl grüßen Sie vielmals von uns beyden; und wenn Sie sich einigermaaßen in mein Lage – sowol während der Krankheit meiner Frau – als jezt, da ich täglich von 9 bis 12 Unterricht gebe – hineindenken wollen, so werden Sie auch, denke ich, einige Gründe finden, um mich bey ihrem Bruder wegen meines bisherigen Stillschweigens zu entschuldigen An Wilmsen folgt hiebey ein klein Brieflein – ich hatte unterm 2ten November einen ziemlich ausführlichen Brief an ihn geschrieben, und weiß mir sein bisheriges Stillschweigen gar nicht zu erklären
Für alle überschikten Neuigkeiten danke ich Ihnen recht sehr; da ich heute auch die Ordre zur Gedächtnißpredigt erhalten, und zwar mit dem bestimten Tage den 15ten so denke ich sie auch, mit Gottes Hülfe, Sonntag zu halten. Wer weiß, wie bald wir eine neue Trauer bekommen, denn heute hat man hier fast alle Personen des königlichen Hauses krank gesagt
An unsern alten lieben Herrn Vetter Reinhard recht viele Empfehlungen von uns – und vergessen Sie doch ja nicht, ein nüzliches Buch für Emilien uns – mit nächstem zu besorgen[.] Daß Sie wieder mit ihrem Magen so in Unfriede leben, bedauern wir sehr, Mama meint, daran möchte wohl die Mademoiselle – wie heißt sie doch – mit ihren Leckereyen Schuld seyn
Auch meinen alten lieben Freunden den Herren Hofpredigern Sack und Conrad meine besten Empfehlungen[.] Könnten Sie etwa erfahren, welcher von unseren Herren Kirchenräthen eigentlich die NeuMark zu seinem Departement hat, so würde mir dadurch ein großer Gefallen geschehen – es ist doch immer sehr gut, wenn man in einzelnen Fällen gegen einen von den Herren etwas expectoriren kann. Da sehe ich es recht, wieviel ich durch meines Liptens Tod verloren habe. |
den 13ten Eben da ich diesen Brief zusiegeln will, sehe ich, daß ich doch noch eins vergeßen nemlich recht viele herzliche Grüße an eine treue Gefährtin meiner ersten Jugendjahre, an die liebe Jungfer Muhme Jettchen von mir und meiner Frau[.] Wenn Sie sie etwa selbst noch sehen sollten, so sagen Sie ihr doch, daß wir recht oft von ihr sprächen und daß ich mich herzlich freuen würde, zu hören, daß es ihr auch in ihrem Alter wohl gehe. Gott stehe ihr ferner bey
Unser Sohn wird sich recht freuen, wenn ich ihm schreiben werde daß Sie in ihrem Briefe sich auch seiner erinnert hätten – noch mehr aber würde er sich freuen wenn Sie einmal sich ein Viertelstündchen abmüßigen und selbst an ihn schreiben wollten. Sein lezter Besuch bey uns war nur von 4 Tagen
Leben Sie recht wohl, und schreiben Sie bald
Ihrem aufrichtig ergebenen Freunde und treuen Onkel
Stubenrauch
Noch eins[.] Das verlangte Buch für Emilien bitte ja unter meiner Adresse zu überschiken
Metadata Concerning Header
  • Date: 4. bis 13. Januar 1797
  • Sender: Samuel Ernst Stubenrauch ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Landsberg (Warthe) · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Abt. 5, Bd. 2. Briefwechsel 1796‒1798 (Briefe 327‒552). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1988, S. 71‒79.

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