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Samuel Ernst Stubenrauch to Friedrich Schleiermacher
Landsb. a. d. W. d. 30ten Oct 1797
Mein lieber Neveu
Eigentlich wollt ich mit der nächsten Sonntagspost an Sie schreiben, da mir aber unsre liebe Benike heute durch Emilien sagen läßt, daß Sie die BesoldungsQuittungen des nächsten erwarteten so habe ich schon den Cantor davon benachrichtigen laßen, und will lieber gleich heute schreiben, wenigstens den Anfang dazu machen, als es bis auf den ungewißen Morgen verschieben, zumal da ich morgen wohl den armen Benike besuchen möchte, der seit ein paar Tagen gar sehr an seinen hypochondrischen Zufällen leidet
Herr RegierungsRath Culemann hat mir recht wohl gefallen, er scheint ein sehr artiger Mann – aber mit seiner gegenwärtigen Lage aber nicht zufrieden zu seyn; er klagte sehr über die Theurung in Königsberg. Er hat dann doch endlich den ErbVergleich mitnehmen können, um ihn von seiner Frau acceptiren zu laßen; er machte uns Hoffnung künftiges Jahr mit seiner Frau herzukommen doch rechne ich nicht sehr darauf, ob ich es wohl herzlich wünsche. Daß der gute Benike nun endlich als StadtRichter am verwichenen Mittwoch introducirt ist, wird sie Ihnen wohl geschrieben haben wie auch, daß sie am Freytag dem Pikenik beygewohnet und sich herrlich ennuyirt habe Hier komen immer mehere Kränzchen oder privatClubs empor, worüber der größere leicht zu Grunde gehen dürfte Vor einigen Wochen schikte mir Herr Seliger das Circulare von der Einrichtung und den Bedingungen eines solchen Clubs zu, der nun der PriesterClub genannt wird und aus etlichen und 20 Personen bestehet[.] Inspektor Seligers, Kieters[,] Feldpredigers[,] Benickes[,] JustitzRath Paulke sind die Mitglieder nebst den Demoiselles Kersten und Hahn, dem Actuarius und Doctor Stisser | Ob ich nicht dabey bin – und warum nicht? fragen Sie vielleicht. Ich gestehe Ihnen gern, daß ich keinen rechten animum hatte, sobald ich die große Menge und Mannichfaltigkeit von Personnagen überdachte, doch überließ ichs der Mama, die aber auch das Circulare gleich weiter gehen ließ. Mancher mag nun freilich seine Glossen darüber machen, mich wohl gar für einen Einsiedler halten, zumal da ich mich auch von dem allgemeinen Club losgesagt
Mein lieber Neveu
Eigentlich wollt ich mit der nächsten Sonntagspost an Sie schreiben, da mir aber unsre liebe Benike heute durch Emilien sagen läßt, daß Sie die BesoldungsQuittungen des nächsten erwarteten so habe ich schon den Cantor davon benachrichtigen laßen, und will lieber gleich heute schreiben, wenigstens den Anfang dazu machen, als es bis auf den ungewißen Morgen verschieben, zumal da ich morgen wohl den armen Benike besuchen möchte, der seit ein paar Tagen gar sehr an seinen hypochondrischen Zufällen leidet
Herr RegierungsRath Culemann hat mir recht wohl gefallen, er scheint ein sehr artiger Mann – aber mit seiner gegenwärtigen Lage aber nicht zufrieden zu seyn; er klagte sehr über die Theurung in Königsberg. Er hat dann doch endlich den ErbVergleich mitnehmen können, um ihn von seiner Frau acceptiren zu laßen; er machte uns Hoffnung künftiges Jahr mit seiner Frau herzukommen doch rechne ich nicht sehr darauf, ob ich es wohl herzlich wünsche. Daß der gute Benike nun endlich als StadtRichter am verwichenen Mittwoch introducirt ist, wird sie Ihnen wohl geschrieben haben wie auch, daß sie am Freytag dem Pikenik beygewohnet und sich herrlich ennuyirt habe Hier komen immer mehere Kränzchen oder privatClubs empor, worüber der größere leicht zu Grunde gehen dürfte Vor einigen Wochen schikte mir Herr Seliger das Circulare von der Einrichtung und den Bedingungen eines solchen Clubs zu, der nun der PriesterClub genannt wird und aus etlichen und 20 Personen bestehet[.] Inspektor Seligers, Kieters[,] Feldpredigers[,] Benickes[,] JustitzRath Paulke sind die Mitglieder nebst den Demoiselles Kersten und Hahn, dem Actuarius und Doctor Stisser | Ob ich nicht dabey bin – und warum nicht? fragen Sie vielleicht. Ich gestehe Ihnen gern, daß ich keinen rechten animum hatte, sobald ich die große Menge und Mannichfaltigkeit von Personnagen überdachte, doch überließ ichs der Mama, die aber auch das Circulare gleich weiter gehen ließ. Mancher mag nun freilich seine Glossen darüber machen, mich wohl gar für einen Einsiedler halten, zumal da ich mich auch von dem allgemeinen Club losgesagt