Ich hatte wohl eine Ahndung lieber Freund, daß Du die alte Th[iner]le misverstanden hättest. Es giebt Gesichter, auf denen die Wuth, wenn sie Obstrukzionen hat, sich wie Freude äußert. So weit reicht Dein Erklärungsgenie nicht. Hier ist der letzte Penny!
Mit der Veith1 ihrer Besorgung bin ich ziemlich zufrieden. Heute ist Dienstag und gestern war Montag, wo ich gar nicht ausging. Dieß schreibe ich bey der Veith. Aber nun muß sie zu mir kommen. Denn wenn ich nicht einige Tage zu Haus bleibe, werde ich die Duplicität ich meyne die plastische Dissonanz meiner Potenz oder meines Gesichts nicht verliehren. Ich trinke auch Rosensches Gesundheitswasser.
Hier sind zwey Gemüthsfragmente von mir |
Das Gemüth.
[DV:] Sinn der sich selbst sieht wird Geist; Geist ist innere Geselligkeit, Seele ist verborgne Liebenswürdigkeit. Aber die eigentliche Lebenskraft der innern Schönheit, und Vollendung ist das Gemüth. Man kan etwas Geist haben ohne Seele, und viel Seele bei weniger Gemüth, der Instinkt der sittlichen Größe aber den wir Gemüth nennen, darf nur sprechen lernen, so hat er Geist. Er darf sich nur regen und lieben so ist er ganz Seele; und wenn er reif ist hat er Sinn für Alles. Geist ist wie eine Musik von Gedanken, wo Seele ist da haben auch die Gefühle Umriss und Gestalt edles Verhältniß, und reizendes Colorit. Gemüth ist die Poesie der erhabenen Vernunft, und durch Vereinigung mit Philosophie, und sittlicher Erfahrung entspringt aus ihm die Namenlose Kunst welche das verworrne flüchtige Leben ergreift, und zur ewigen Einheit bildet
Es ist schön, wenn ein schöner Geist sich | selbst anlächelt, und der Augenblick in welchen eine große Natur sich mit Ernst und mit Ruhe betrachtet ist ein erhabner Augenblick. Aber das Höchste ist, wenn zwey Freunde zugleich ihr heiligstes in der Seele des andern klar und vollständig erblicken, und ihres Werthes gemeinschaftlich froh ihre Schranken nur durch die Ergänzung des andern fühlen dürfen. Es ist die intellektuale Anschauung der Freundschaft.
Er hat noch eins zum Lobe der Satanisken gemacht, das trägt er aber in sich. Nun sehen sie doch lieber Schleyer: diesen Menschen nennt man einen litterärischen Menschen! – ich habe die größte Lust von der Welt Ihren Auftrag gut zu besorgen was hilft mir aber mein guter Wille? ich habe keine Beine auch noch einiges andre nicht, und er keine Stiefel. Dafür dankt er freylich den Göttern wie jener Cynische Philosoph (wie hieß er doch gleich?) und kömt mit Schuhen im Ellen tiefen Koth, aber soll ich dies so ruhig ansehen? – Nun werde ich in die Singakademie gehen, und von da zur Herz, bei der ich die Hoffmann und die Goldhagen | finde; ich grüße sie in ihrer Seele, ich wollte nur sie wären erst wieder hier.
[FS:] Auch hab’ ich einen esprit gelesen, wo aber kein Geist drin ist. – Brinkmann hat einige Goetheske Briefe an Jetten geschrieben, und fährt fort. Er praesentirt sich darin als der Bologneser der2 Nullität.
Die Gemüthsfragmente sollen zwischen Deine großen – die Klugheit – den Katechismus3 – die cyklische Praxis pp. – Nun hab’ ich aber auch noch verschiedne große, die auch mit welchen von Dir fraternisiren möchten. Avis au lecteur.
Lebe wohl und laß Dich nicht gelüsten, länger zu bleiben.
Fr. Schl.
[DV:] Glauben Sie das es der letzte Penny ist
1 warum nur der Schlegel das h hinter Veit nicht laßen kann? ich möchte den Namen so gern abkürzen wenn es möglich wäre, und er macht ihn immer langweiliger
[FS:]
2 „Göttin“ – meynt die Veit müßte noch dabey stehn. –
3 In die Glaubensartikel hab’ ich die Willkühr hereingebracht der Veit zum Possen. – Der erste soll heißen: „Ich glaube an die unendliche Menschheit die sich selbst erschuf, ehe sie die Hülle der Weiblichkeit oder der Männlichkeit annahm.“
Mit der Veith1 ihrer Besorgung bin ich ziemlich zufrieden. Heute ist Dienstag und gestern war Montag, wo ich gar nicht ausging. Dieß schreibe ich bey der Veith. Aber nun muß sie zu mir kommen. Denn wenn ich nicht einige Tage zu Haus bleibe, werde ich die Duplicität ich meyne die plastische Dissonanz meiner Potenz oder meines Gesichts nicht verliehren. Ich trinke auch Rosensches Gesundheitswasser.
Hier sind zwey Gemüthsfragmente von mir |
Das Gemüth.
[DV:] Sinn der sich selbst sieht wird Geist; Geist ist innere Geselligkeit, Seele ist verborgne Liebenswürdigkeit. Aber die eigentliche Lebenskraft der innern Schönheit, und Vollendung ist das Gemüth. Man kan etwas Geist haben ohne Seele, und viel Seele bei weniger Gemüth, der Instinkt der sittlichen Größe aber den wir Gemüth nennen, darf nur sprechen lernen, so hat er Geist. Er darf sich nur regen und lieben so ist er ganz Seele; und wenn er reif ist hat er Sinn für Alles. Geist ist wie eine Musik von Gedanken, wo Seele ist da haben auch die Gefühle Umriss und Gestalt edles Verhältniß, und reizendes Colorit. Gemüth ist die Poesie der erhabenen Vernunft, und durch Vereinigung mit Philosophie, und sittlicher Erfahrung entspringt aus ihm die Namenlose Kunst welche das verworrne flüchtige Leben ergreift, und zur ewigen Einheit bildet
Es ist schön, wenn ein schöner Geist sich | selbst anlächelt, und der Augenblick in welchen eine große Natur sich mit Ernst und mit Ruhe betrachtet ist ein erhabner Augenblick. Aber das Höchste ist, wenn zwey Freunde zugleich ihr heiligstes in der Seele des andern klar und vollständig erblicken, und ihres Werthes gemeinschaftlich froh ihre Schranken nur durch die Ergänzung des andern fühlen dürfen. Es ist die intellektuale Anschauung der Freundschaft.
Er hat noch eins zum Lobe der Satanisken gemacht, das trägt er aber in sich. Nun sehen sie doch lieber Schleyer: diesen Menschen nennt man einen litterärischen Menschen! – ich habe die größte Lust von der Welt Ihren Auftrag gut zu besorgen was hilft mir aber mein guter Wille? ich habe keine Beine auch noch einiges andre nicht, und er keine Stiefel. Dafür dankt er freylich den Göttern wie jener Cynische Philosoph (wie hieß er doch gleich?) und kömt mit Schuhen im Ellen tiefen Koth, aber soll ich dies so ruhig ansehen? – Nun werde ich in die Singakademie gehen, und von da zur Herz, bei der ich die Hoffmann und die Goldhagen | finde; ich grüße sie in ihrer Seele, ich wollte nur sie wären erst wieder hier.
[FS:] Auch hab’ ich einen esprit gelesen, wo aber kein Geist drin ist. – Brinkmann hat einige Goetheske Briefe an Jetten geschrieben, und fährt fort. Er praesentirt sich darin als der Bologneser der2 Nullität.
Die Gemüthsfragmente sollen zwischen Deine großen – die Klugheit – den Katechismus3 – die cyklische Praxis pp. – Nun hab’ ich aber auch noch verschiedne große, die auch mit welchen von Dir fraternisiren möchten. Avis au lecteur.
Lebe wohl und laß Dich nicht gelüsten, länger zu bleiben.
Fr. Schl.
[DV:] Glauben Sie das es der letzte Penny ist
1 warum nur der Schlegel das h hinter Veit nicht laßen kann? ich möchte den Namen so gern abkürzen wenn es möglich wäre, und er macht ihn immer langweiliger
[FS:]
2 „Göttin“ – meynt die Veit müßte noch dabey stehn. –
3 In die Glaubensartikel hab’ ich die Willkühr hereingebracht der Veit zum Possen. – Der erste soll heißen: „Ich glaube an die unendliche Menschheit die sich selbst erschuf, ehe sie die Hülle der Weiblichkeit oder der Männlichkeit annahm.“