Hardenberg ist einige Tage bey uns gewesen, und dieß ist die Ursache, warum ich Dir erst da es Zeit ist, schreibe. Er hat sich merklich geändert, sein Gesicht selbst ist länger geworden und windet sich gleichsam von dem Lager des Irdischen empor wie die Braut zu Korinth. Dabey hat er ganz die Augen eines Geistersehers, die farblos gradeaus leuchten. Er sucht auch auf dem chemischen Wege ein Medicament gegen die Körperlichkeit (mittelst der Ekstase) die er denn doch für eine Sommersproße in dem schönen Geheimniß der geistigen Berührung hält. Ich werde mich aus maieutischer Machtvollkommenheit mit ihm in eine absolute Correspondenz setzen über den Galvanismus des Geistes, eine seiner Lieblingsideen. Ich werde ganz bescheiden auftreten, nur als Prophet: er selbst wird den Zauberer vorzustellen zu Ehre haben. Wie nun seine Theorie der Zauberey, jener Galvanismus des Geistes und das Geheimniß der Berührung sich in seinem Geiste berühren, galvanisiren und bezaubern, das ist mir selbst noch ziemlich geheim. Unterdessen | ist der Galvanismus des innern Menschen für mich, wie Kant sagen würde, ein artiger Gedanke, und das übrige hoffe ich – um doch auch wie Lafontaine zu Jeanpaulrichterisiren – durch die sokratische Tortur zu erfahren.
Ueberhaupt habe ich eine starke Tendenz in die Chemie zu pfuschen, beyläufig auch in die Theorie der Mahlerey, befürchte indessen nicht daß meine Selbständigkeit sich zwischen diesen zwey Stühlen niedersetzen möchte. Da ich in der Philosophie des Essay so weit gekommen bin, daß ich das Universum selbst für einen Essay nicht so wohl im Styl des Hemsterhuys als Garvens halte, so werde ich mich unstreitig sogleich oxydiren, und mich aus dem Azote der Construction in den lieblichen Strom der Praxis stürzen. Mit der Mahlerey | das hat auch gute Zwecke. Wilhelm und Caroline wollen Kunstbeschreibungen und Kunstdialogen ins Athenäum geben, die dasselbe sehr zieren werden; und da die Luft, wie Novalis meynt, und ich voll von den Keimen aller Dinge stecken, so kann ich mich doch der Dienstpflicht der nährenden Befruchtung nicht entziehn, und muß auch die Honneurs der Symconstruction machen. –
Dem Herrn Christus denkt Hardenberg auch mit nächstem [Hefte] eben so zu thun, wie er dem König gethan hat. Da Jesus aber gar nicht so klassisch in dem primitiven Sinne und keine Doublette ist, so wird er hier wohl unter sich bleiben.
Schellings Weltseele und Uebersichten habe ich gelesen. Er wird Leibnitz im Vortrage immer ähnlicher. | In der Weltseele ist schon eine göttliche Nachläßigkeit, und die gelegenheitlichen Ursachen herschen immer mehr in seiner praktischen Litteratur. Uebrigens scheint mir seine Philosophie ganz süroxydirt und ich fürchte die Schwindsucht nicht bloß, ich sehe sie schon kommen. Seine sogenannte Energie ist ganz wie die blühende Farbe solcher Patienten. Schon ist nichts lebendiges für ihn als Plus und Minus.
Er ist auch Professor in Jena. Wilhelm desgleichen. Nun wird also mit einemmahle die Aesthetik und die Physik in Gesang verwandelt. Mit mir hat es noch Zeit. Vielleicht kommt in zehn Jahren oder so die Reihe an die Mathematik. Dann mögen sie mich nehmen. Ich habe große Lust den Euklides singbar zu machen. Goethe ist wirklicher Minister und da er bisher nur die Excellenz war, so hat er sie nun auch.
Ueberhaupt habe ich eine starke Tendenz in die Chemie zu pfuschen, beyläufig auch in die Theorie der Mahlerey, befürchte indessen nicht daß meine Selbständigkeit sich zwischen diesen zwey Stühlen niedersetzen möchte. Da ich in der Philosophie des Essay so weit gekommen bin, daß ich das Universum selbst für einen Essay nicht so wohl im Styl des Hemsterhuys als Garvens halte, so werde ich mich unstreitig sogleich oxydiren, und mich aus dem Azote der Construction in den lieblichen Strom der Praxis stürzen. Mit der Mahlerey | das hat auch gute Zwecke. Wilhelm und Caroline wollen Kunstbeschreibungen und Kunstdialogen ins Athenäum geben, die dasselbe sehr zieren werden; und da die Luft, wie Novalis meynt, und ich voll von den Keimen aller Dinge stecken, so kann ich mich doch der Dienstpflicht der nährenden Befruchtung nicht entziehn, und muß auch die Honneurs der Symconstruction machen. –
Dem Herrn Christus denkt Hardenberg auch mit nächstem [Hefte] eben so zu thun, wie er dem König gethan hat. Da Jesus aber gar nicht so klassisch in dem primitiven Sinne und keine Doublette ist, so wird er hier wohl unter sich bleiben.
Schellings Weltseele und Uebersichten habe ich gelesen. Er wird Leibnitz im Vortrage immer ähnlicher. | In der Weltseele ist schon eine göttliche Nachläßigkeit, und die gelegenheitlichen Ursachen herschen immer mehr in seiner praktischen Litteratur. Uebrigens scheint mir seine Philosophie ganz süroxydirt und ich fürchte die Schwindsucht nicht bloß, ich sehe sie schon kommen. Seine sogenannte Energie ist ganz wie die blühende Farbe solcher Patienten. Schon ist nichts lebendiges für ihn als Plus und Minus.
Er ist auch Professor in Jena. Wilhelm desgleichen. Nun wird also mit einemmahle die Aesthetik und die Physik in Gesang verwandelt. Mit mir hat es noch Zeit. Vielleicht kommt in zehn Jahren oder so die Reihe an die Mathematik. Dann mögen sie mich nehmen. Ich habe große Lust den Euklides singbar zu machen. Goethe ist wirklicher Minister und da er bisher nur die Excellenz war, so hat er sie nun auch.