Berlin den 20ten Juli 98.
Es lebe die Faulheit und die Resignation! Sehen Sie ob ich gleich erst um halb sechs Uhr weggefahren bin, bin ich doch noch vor der reitenden Post nach Wernäuchen gekommen. Aber wie sich’s in der Welt manchmal | wunderlich dreht: anstatt daß ich blind mit der reitenden Post fahren sollte, ist die reitende Post blind mit mir gefahren. Der Herr Postmeister machte ein sehr freundlich krauses Gesicht und bedauerte unendlich, daß ich mit Extra gekommen wäre, er mich auch nicht anders als mit Extra wegschicken könnte; sein Wagen sei gestern drin gewesen und es sei ihm nur einen Augenblick zu spät eingefallen ihn zu mir zu schicken. Bald darauf kam er denn mit der Bitte, daß ich doch die ordinaire mitnehmen mögte, ich führe nur um so schneller, da sie in drei Stunden drin sein müßte. Gewizigt wäre ich nun für ähnliche Fälle; aber mit dem Genial werden hat es noch Zeit, ich werde noch immer nicht wissen was man alles bedenken muß. Da hat unterdeß Sack gestern zu mir geschickt: er hätte mich nothwendig zu sprechen. Von meinen Leuten war keiner zu Hause, und die Leute im Hause haben sehr treuherzig gesagt: ich wäre schon seit Montag verreist. Nun fehlt nur daß noch sonst Jemand bei Sack gewesen ist, und daß sein Bedienter das laut vorgetragen hat. Ist das reine Schlemilerei oder ist auch dabei was ungeniales?
Meine Rückreise ist sehr wüste und leer gewesen; dumm genug war ich auch, und wenn ich nicht hie und da einen Moment gehabt hätte, der hell genug war um an die Hinreise zu denken, so hätte ich leicht in den 7 Stunden aus Mangel an frischer Luft des geistigen Todes sterben können. Es ist ein merkwürdiger Unterschied daß im | geistigen die Luft, die schon einmal eingeathmet gewesen ist, noch vollkommen so gute Dienste thut wie frische – mir wenigstens, und ich hoffe das zeigt von keiner verderbten Lunge. – Eigentlich ist es eine ganz falsche Tendenz Ihnen dieses Zettelchen zu schicken, da ich es abgehen lassen muß ehe ich die Veit gesprochen habe; aber ich kann mir doch nicht helfen es ist eine Tendenz und ich bin zu faul ihr zu widerstehen. Nehmen Sie es wie Sie wollen, für eine Charte oder für ein langes Ja voll schöner Reminiscenzen, und erlauben Sie mir auf den Montag noch einmal Ja zu sagen. Ich habe Ihnen denn ja allerlei zu berichten, und mein Ja kann sich ganz bescheiden ins blanc de l’ouvrage stellen. – Ich habe einen schönen Brief – oder nicht Brief wenn Sie wollen – von Schlegel gefunden, und den Brief der Veit an ihn, und ein Zettelchen von ihr an mich und habe ihm auch schon geantwortet; aber dießmal ist’s höchstens ein Billet gewesen.
Es lebe die Faulheit und die Resignation! Sehen Sie ob ich gleich erst um halb sechs Uhr weggefahren bin, bin ich doch noch vor der reitenden Post nach Wernäuchen gekommen. Aber wie sich’s in der Welt manchmal | wunderlich dreht: anstatt daß ich blind mit der reitenden Post fahren sollte, ist die reitende Post blind mit mir gefahren. Der Herr Postmeister machte ein sehr freundlich krauses Gesicht und bedauerte unendlich, daß ich mit Extra gekommen wäre, er mich auch nicht anders als mit Extra wegschicken könnte; sein Wagen sei gestern drin gewesen und es sei ihm nur einen Augenblick zu spät eingefallen ihn zu mir zu schicken. Bald darauf kam er denn mit der Bitte, daß ich doch die ordinaire mitnehmen mögte, ich führe nur um so schneller, da sie in drei Stunden drin sein müßte. Gewizigt wäre ich nun für ähnliche Fälle; aber mit dem Genial werden hat es noch Zeit, ich werde noch immer nicht wissen was man alles bedenken muß. Da hat unterdeß Sack gestern zu mir geschickt: er hätte mich nothwendig zu sprechen. Von meinen Leuten war keiner zu Hause, und die Leute im Hause haben sehr treuherzig gesagt: ich wäre schon seit Montag verreist. Nun fehlt nur daß noch sonst Jemand bei Sack gewesen ist, und daß sein Bedienter das laut vorgetragen hat. Ist das reine Schlemilerei oder ist auch dabei was ungeniales?
Meine Rückreise ist sehr wüste und leer gewesen; dumm genug war ich auch, und wenn ich nicht hie und da einen Moment gehabt hätte, der hell genug war um an die Hinreise zu denken, so hätte ich leicht in den 7 Stunden aus Mangel an frischer Luft des geistigen Todes sterben können. Es ist ein merkwürdiger Unterschied daß im | geistigen die Luft, die schon einmal eingeathmet gewesen ist, noch vollkommen so gute Dienste thut wie frische – mir wenigstens, und ich hoffe das zeigt von keiner verderbten Lunge. – Eigentlich ist es eine ganz falsche Tendenz Ihnen dieses Zettelchen zu schicken, da ich es abgehen lassen muß ehe ich die Veit gesprochen habe; aber ich kann mir doch nicht helfen es ist eine Tendenz und ich bin zu faul ihr zu widerstehen. Nehmen Sie es wie Sie wollen, für eine Charte oder für ein langes Ja voll schöner Reminiscenzen, und erlauben Sie mir auf den Montag noch einmal Ja zu sagen. Ich habe Ihnen denn ja allerlei zu berichten, und mein Ja kann sich ganz bescheiden ins blanc de l’ouvrage stellen. – Ich habe einen schönen Brief – oder nicht Brief wenn Sie wollen – von Schlegel gefunden, und den Brief der Veit an ihn, und ein Zettelchen von ihr an mich und habe ihm auch schon geantwortet; aber dießmal ist’s höchstens ein Billet gewesen.