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Friedrich von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Wie kommst Du nur dazu, zu glauben oder zu setzen ich müsse und könne hier mehr arbeiten als in Berlin? Hülsen hab ich entboten zu Dir zu kommen, wenn er vor meiner Rückkunft nach Berlin komme, und habe ihn eingeladen, wenn er nachher etwa einige Tage nach Berlin komme, bey Dir zu wohnen. Du siehst aus der beykommenden Urkunde, daß er was weltliche Dinge betrifft ein bescheidnes Subjekt ist.
Ganz genau kann ich meine Rückkunft nicht bestimmen. Nach dem 14ten September gewiß nicht; vor den ersten Tagen des September auch nicht. Da giebts ja nicht viel zu schreiben. Ueberdem weißt Du, daß eine meiner ersten Arbeiten in Berlin die Anordnung von Unger’s Bibliothek seyn muß. Da wäre es denn doch wohl das bequemste und einfachste mein Versprechen zu halten, und so lange eine oder anderthalb Wochen bey Ihm im Thiergarten zu wohnen; besonders wenn die Veit wie Gott gebe, dann noch im Freyen und Grünen lebt. Die Herz bleibt wohl auf jeden Fall lange draußen, da es ja Ihre Gewohnheit ist, und sie Versäumtes nachzuholen hat? – Wir würden auf diese Art alle miteinander, Deine Stiefeln abgerechnet, sehr bequem bey einander seyn können. Indessen wenn | sich Deine Reise sonst besser so macht, so riskire es immer acht Tage später zu kommen als ich. Setze Dir nur den 14ten September als äußersten Termin.
Mit dem Druck ist es freylich eine schlimme Sache, da Du unter acht Tage gar kein Manuscript, und unter 14 Tage nicht eben genug erhalten wirst, Hülsen müßte denn sehr prompt seyn.
Es ist ein elegischer Ton in Deinem Briefe liebster Freund, der mich ansteckt. An Deinem Rückblick auf das erste Jahr unsrer Freundschaft habe ich mich sehr geweidet und ihn begleitet. Es ist vieles in Deinem Briefe zu schön als daß ichs beantworten könnte. Auch fürchte ich mich in das Dithyrambische zu fallen. Das ist nun einmal mein Dialekt der Liebe und der Freundschaft.
Daß Du schon Anfang September fertig oder fertigend zu seyn hoffst, ist ganz göttlich. – Uebrigens mache nur ja keine herkulischen Plane auf den Winter, sondern lieber sinne wie wir uns so rein so voll und so viel genießen können als möglich. Ich thue desgleichen: die Jugend ist flüchtig. Es wird sich alles entwickeln und alles gut werden. Ich umarme Dich herzlich.
Wilhelm grüßt herzlich. Die Post geht. Künftig mehr
Metadata Concerning Header
  • Date: wohl Anfang August 1798
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Abt. 5, Bd. 2. Briefwechsel 1796‒1798 (Briefe 327‒552). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1988, S. 378‒379.

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