Dresden, den 6ten August. 98.
Heute wird es wieder nur ein Zettel, lieber Freund; bloß weil es an Zeit fehlt mehr zu schreiben. Ich behalte alles Dithyrambische zurück, so viel dessen auch wäre. Rückst Du aber mit Deinem Elegischen heraus, soll es sogleich erfolgen; und auch ohne das, wenn das Mädchen nicht wartet um auf die Post zu gehn.
Wir waren etwas vom Donner gerührt, daß das Athenäum an Hülsen noch nicht abgesandt sey. Dieß Nennhausen liegt bey Rathenow. Wenn Du nicht im Stande bist, zu erweisen, daß in Berlin kein Exemplar des großen Büsching vorhanden, so bist Du nicht frey gesprochen. Im Ernst, besorg es nun auch recht bald.
Der Grund warum ich bey Ungers wohnen will, ist freylich die Nähe der Veit. Außerdem aber will ich auch einmal bey Unge’s so wohnen, um nicht den Anschein zu haben als wollte ichs nicht. Auch mit der Bibliothek ist mirs bequemer. Erstlich ist es beträchtlich näher. Dann gehe ich immer mit ihm herein und heraus. –
Auf Deine Kritik der Moral freue ich mich unsäglich. Brauche nur ja nicht etwa das mörderliche Instrument an Dir selbst; es könnte Dir auf die Folge Schaden | thun. Lieber trinke wie schwache Wöchnerinnen eine gute Portion Ungrischen Wein. –
Wilhelms symbolisches Gedichte kömmt in den Allmanach. Aber eine Reihe Madonnen Sonnette kommt in die Kunstbeschreibungen, die ganz vortrefflich werden würden mit dieser Verzierung. Ein Sonnett ist schon da und sehr schön. Er watert nun immer im Felde herum, wo er oft still steht wie Sokrates, – – – ammadonnandosi.
Hülsen hab’ ich von Dir geschrieben, daß Du eben auch ein Ketzer seyst, habe Dich also anticipirt. An der Verachtung des Handwerks bey einem so ganz jungen Autor finde ich wenig besondres. Er mag das sparen bis er erst etwas Unvergängliches gebildet hat. – Uebrigens nehme ichs mit jedem in Verachtung der Kunst und Wissenschaft auf.
Rousseau war ein rechter Lump und Stümper darin. Lessing seine ist schon viel besser. – Apropos Lessing. Ich bin entschlossen den lezten halben nicht ins Athenäum zu geben, sondern mit dem ersten halben, dem Woldemar, Forster, den Lyceischen Fragmenten als Bändchen Kritischer Schriften auf künftige Ostermesse drucken zu lassen. Ich muß es zuerst Unger anbieten. Wenn dieser nicht Lust hätte, sollte dann wohl der Hexaméter Moulin der Mann seyn? Herzliche Grüße von allen.
An die Herz schreibe ich nächstens
Heute wird es wieder nur ein Zettel, lieber Freund; bloß weil es an Zeit fehlt mehr zu schreiben. Ich behalte alles Dithyrambische zurück, so viel dessen auch wäre. Rückst Du aber mit Deinem Elegischen heraus, soll es sogleich erfolgen; und auch ohne das, wenn das Mädchen nicht wartet um auf die Post zu gehn.
Wir waren etwas vom Donner gerührt, daß das Athenäum an Hülsen noch nicht abgesandt sey. Dieß Nennhausen liegt bey Rathenow. Wenn Du nicht im Stande bist, zu erweisen, daß in Berlin kein Exemplar des großen Büsching vorhanden, so bist Du nicht frey gesprochen. Im Ernst, besorg es nun auch recht bald.
Der Grund warum ich bey Ungers wohnen will, ist freylich die Nähe der Veit. Außerdem aber will ich auch einmal bey Unge’s so wohnen, um nicht den Anschein zu haben als wollte ichs nicht. Auch mit der Bibliothek ist mirs bequemer. Erstlich ist es beträchtlich näher. Dann gehe ich immer mit ihm herein und heraus. –
Auf Deine Kritik der Moral freue ich mich unsäglich. Brauche nur ja nicht etwa das mörderliche Instrument an Dir selbst; es könnte Dir auf die Folge Schaden | thun. Lieber trinke wie schwache Wöchnerinnen eine gute Portion Ungrischen Wein. –
Wilhelms symbolisches Gedichte kömmt in den Allmanach. Aber eine Reihe Madonnen Sonnette kommt in die Kunstbeschreibungen, die ganz vortrefflich werden würden mit dieser Verzierung. Ein Sonnett ist schon da und sehr schön. Er watert nun immer im Felde herum, wo er oft still steht wie Sokrates, – – – ammadonnandosi.
Hülsen hab’ ich von Dir geschrieben, daß Du eben auch ein Ketzer seyst, habe Dich also anticipirt. An der Verachtung des Handwerks bey einem so ganz jungen Autor finde ich wenig besondres. Er mag das sparen bis er erst etwas Unvergängliches gebildet hat. – Uebrigens nehme ichs mit jedem in Verachtung der Kunst und Wissenschaft auf.
Rousseau war ein rechter Lump und Stümper darin. Lessing seine ist schon viel besser. – Apropos Lessing. Ich bin entschlossen den lezten halben nicht ins Athenäum zu geben, sondern mit dem ersten halben, dem Woldemar, Forster, den Lyceischen Fragmenten als Bändchen Kritischer Schriften auf künftige Ostermesse drucken zu lassen. Ich muß es zuerst Unger anbieten. Wenn dieser nicht Lust hätte, sollte dann wohl der Hexaméter Moulin der Mann seyn? Herzliche Grüße von allen.
An die Herz schreibe ich nächstens