Es ist endlich Zeit, daß ich Dir einmal wieder einige vernünftige Zeilen schreibe. Und heute kann ich mir schon ein außerordentliches Vergnügen verstatten da ich mit dem Briefe über die Philosophie fertig bin. Etwas so Populäres habe ich noch nie geschrieben, und Caroline meynt, Wilhelm könne in seinem ganzen Vermögen nicht so viel Heiligkeit und Innigkeit auftreiben. Er hat aber darauf gedroht wenn wir ihn lange schören, so würde er sich noch auf die Religion legen! – Wenn Du ihn siehst, diesen Brief, so wirst Du wissen, wie ich ihn geschrieben habe. Ohne Materialien und Geräth, außer ein Oktavblättchen Chiffern, und bis auf wenige Worte gleich so wie er bleibt. Du wirst dann errathen, warum ich so viel neue Zuversicht habe, Du wirst selbst die besten Hoffnungen von meinen Essays oder Moral bekommen. In der That ist damit eine neue Epoche in meiner Schriftstellerey angefangen, und mir ist ein Felsen von der Brust genommen. Mir ist es darum so froh, weil ich weiß wie auch Du Dich mit mir und an mir freuen wirst. Ich weiß sehr gut, wenn ich mich täusche, und es schmerzt mich tief, wenn irdische Sorge die reine Göttlichkeit unsrer Freundschaft trübt. In der That bin ich entschloßen mich für diesen Winter durch nichts im Genuß derselben stören zu lassen, und bin gesonnen aus dem schönen Uebermuth des vorigen Herbstes, der Tiefe des Winters, und dem milden Witz und Colorit des Frühjahrs eine Musik zu componiren, zu der Du aber die andre Hälfte geben mußt.
Schön ists, daß Du einige Fragmente gelegt hast, und eben so schön, daß Du endlich zu Deinen vielen Gedanken auch eine Schachtel hast. Ich glaube daß diese Begebenheit für Deine Schriftstellerey und für Deine ganze äußre Existenz Epoche machen wird. Denn zu allen Analogis von Gedanken fehlt es Dir doch eigentlich an nichts als an einer Schachtel, wo Dir etwas fehlte. | Wir wollen unsre Eyer in guter Ruhe wie gute Hennen mit einander verzehren. Ich habe freylich nicht viel gelegt, wenigstens nicht viel Fragmente. Doch kannst Du leicht denken, daß ich das Ideal der nächsten Masse schon ganz fertig im Kopfe trage. Sie rücken Dir immer näher, und unter andern müssen recht viele von der Art des Katechismus gemacht werden, der dann doch wohl der Matador in der großen Masse bleibt.
Was Engel betrifft so freut michs, daß Du endlich sein Verdienst anerkennst. Ich habe es nie in etwas anderm gesucht als in dem Anstande mit dem er die Nullität zu behandeln und zu verzieren weiß.
An dem Geschwätz über das Athenäum wäre mir eigentlich nur das wichtig, wenn Vieweg etwas dergleichen geäußert hätte. Dieß wäre aber gar zu sehr gegen seinen merkantilischen und sonstigen Character als daß ichs recht glauben kann. Uebrigens ist nichts gewöhnlicher, als von einem Journal, dem man nicht wohl will, zu sagen es werde eingehn. Wie oft habe ich das nicht grade in dem ersten Jahre von den Horen [gehört], wo sie so stark gingen. Nachher wie der Absatz wirklich sehr abnahm, sprach niemand mehr davon.
Uebrigens ist alles das, was Du zu wünschen und zu wollen scheinst, schon gethan und beschlossen. Wilhelm hat dem Vieweg, da er sich unterwand zu schreiben von Mannichfaltigkeit und in den Fragmenten sey sie nun zwar, aber es sey nicht die rechte, mit Würde geantwortet wie sichs gebührt und Dus wünschen würdest. Laß den Schlingel bald die Geduld verlieren, was doch noch sehr zweifelhaft ist, so thun wir alles, einen andern Verleger | zu finden versteht sich mit derselben Form und Namen, nur etwa in andern Lettern. Geht auch das nicht, hört es wirklich auf, so können wir uns in dem Bewußtseyn befriedigen, was das Athenäum ist, und was ich darüber denke, hat Dir wohl die Veit mitgetheilt. Gern möchte ichs, daß Du dann auch in das große Bewußtseyn, zu gut gewesen zu seyn, verflochten würdest, und auch um der milden Vollendung willen, die der Character des dritten Stücks seyn wird wünschte ichs, daß Dein Aufsatz noch in das kommen könnte.
Auf das was Du vom Ridicule schreibst, kann ich nichts sagen als, O! Cynisme, Cynisme O! – Wenn man sich einmal über die große Lächerlichkeit, ein Schriftsteller zu seyn, aus heiligem Beruf weggelächelt hat, so giebts weiter kein Ridiculers en detail. Das ist meine geringste Sorge. Aber auch für meine äußre Existenz wäre der Verlust nicht groß, da ich was ich wirklich fertig hätte, überall so gut bezahlt kriegte, tausend Projekte für Eins habe, und unter andern recht gern gleich auf der Stelle einen Roman schriebe.
Aber um der Sache, um der Litteratur um meiner litterarischen Ehe mit Wilhelm willen liegt mir unendlich viel daran, daß die Sache besteht und fortgeht. Ich werde alles thun, und Ihr sollt nur sehn! – Das Geld ist nicht Motiv genug für mich, und der Zank im Winter hatte mir eigentlich alle Lust verdorben. Nun | wir in der schönsten Harmonie sind, die gewiß nie wieder unterbrochen wird, nun fühl’ ich unsägliche Kraft und Liebe und Muth zu dem Werke. –
Meine Satanisken über die Herz und Dich hast Du sehr schön erwiedert. Es lag nichts dabey zum Grunde als folgendes. Dein eigentlicher Beruf ist die Freundschaft, und was für uns andre Beruf ist, Amt oder litterarischer Cynism ist für Dich nur Element, in dem Du Dich leicht bewegst. Wenn ich Dir noch durch etwas andres wohl gethan habe, als durch meine Existenz und mein unersättliches Bedürfniß Deiner Freundschaft, so war es vielleicht durch den Sinn für die Freundschaft und ihre Mysterien überhaupt, durch meine Philosophie der Freundschaft, die mich Deinen Werth nicht bloß fühlen sondern auch verstehen lehrte. Aber ich halte Freundschaft und Liebe nicht bloß so für Schwesterkünste, daß zwey sie jeder eine für sich, neben einander treiben sollten, wo dann etwa erst vier Stück Personen einen ganzen Menschen ausmachen würden. Sondern jeder sollte sie selbst beyde treiben, und gleich ganz seyn. – Ich habe oft mit Sorge daran gedacht, welch ein Phönix eine Frau seyn müßte, die für Deine Liebe eben recht wäre, und ich bin von der Nothwendigkeit Musik und Poesie zu verbinden so überzeugt, daß ich nicht umhin kann zu wünschen, obgleich es eigentlich wenn Du willst ein Frevel ist, nicht mit Deiner bloßen Existenz zufrieden zu seyn, und auch noch um Deine Wohlexistenz sorgen zu wollen. – Vielleicht wird die Liebe Dir nur Element und Supplement seyn aber auch so ist ein Phönix nöthig. Eine die in dem was vom äußern Glanz und Zier schön ist, Deine Ergänzung seyn kann, findest Du leicht. Du hast eine Freundin gefunden, die durch ihren Sinn für Deine Tiefe Dich ans Licht lockt oder wie Dus nennst herausarbeitet, denn dazu hat die Herz wohl so viel gewirkt als Ich. – Aber es müßte doch Liebe seyn, und diese sie müßte noch eine Eigenschaft haben, die ich nicht zu nennen weiß obwohl ich sie als eine fühle und bestimmt weiß. Sonst wäre sie Deiner nicht werth.
Schön ists, daß Du einige Fragmente gelegt hast, und eben so schön, daß Du endlich zu Deinen vielen Gedanken auch eine Schachtel hast. Ich glaube daß diese Begebenheit für Deine Schriftstellerey und für Deine ganze äußre Existenz Epoche machen wird. Denn zu allen Analogis von Gedanken fehlt es Dir doch eigentlich an nichts als an einer Schachtel, wo Dir etwas fehlte. | Wir wollen unsre Eyer in guter Ruhe wie gute Hennen mit einander verzehren. Ich habe freylich nicht viel gelegt, wenigstens nicht viel Fragmente. Doch kannst Du leicht denken, daß ich das Ideal der nächsten Masse schon ganz fertig im Kopfe trage. Sie rücken Dir immer näher, und unter andern müssen recht viele von der Art des Katechismus gemacht werden, der dann doch wohl der Matador in der großen Masse bleibt.
Was Engel betrifft so freut michs, daß Du endlich sein Verdienst anerkennst. Ich habe es nie in etwas anderm gesucht als in dem Anstande mit dem er die Nullität zu behandeln und zu verzieren weiß.
An dem Geschwätz über das Athenäum wäre mir eigentlich nur das wichtig, wenn Vieweg etwas dergleichen geäußert hätte. Dieß wäre aber gar zu sehr gegen seinen merkantilischen und sonstigen Character als daß ichs recht glauben kann. Uebrigens ist nichts gewöhnlicher, als von einem Journal, dem man nicht wohl will, zu sagen es werde eingehn. Wie oft habe ich das nicht grade in dem ersten Jahre von den Horen [gehört], wo sie so stark gingen. Nachher wie der Absatz wirklich sehr abnahm, sprach niemand mehr davon.
Uebrigens ist alles das, was Du zu wünschen und zu wollen scheinst, schon gethan und beschlossen. Wilhelm hat dem Vieweg, da er sich unterwand zu schreiben von Mannichfaltigkeit und in den Fragmenten sey sie nun zwar, aber es sey nicht die rechte, mit Würde geantwortet wie sichs gebührt und Dus wünschen würdest. Laß den Schlingel bald die Geduld verlieren, was doch noch sehr zweifelhaft ist, so thun wir alles, einen andern Verleger | zu finden versteht sich mit derselben Form und Namen, nur etwa in andern Lettern. Geht auch das nicht, hört es wirklich auf, so können wir uns in dem Bewußtseyn befriedigen, was das Athenäum ist, und was ich darüber denke, hat Dir wohl die Veit mitgetheilt. Gern möchte ichs, daß Du dann auch in das große Bewußtseyn, zu gut gewesen zu seyn, verflochten würdest, und auch um der milden Vollendung willen, die der Character des dritten Stücks seyn wird wünschte ichs, daß Dein Aufsatz noch in das kommen könnte.
Auf das was Du vom Ridicule schreibst, kann ich nichts sagen als, O! Cynisme, Cynisme O! – Wenn man sich einmal über die große Lächerlichkeit, ein Schriftsteller zu seyn, aus heiligem Beruf weggelächelt hat, so giebts weiter kein Ridiculers en detail. Das ist meine geringste Sorge. Aber auch für meine äußre Existenz wäre der Verlust nicht groß, da ich was ich wirklich fertig hätte, überall so gut bezahlt kriegte, tausend Projekte für Eins habe, und unter andern recht gern gleich auf der Stelle einen Roman schriebe.
Aber um der Sache, um der Litteratur um meiner litterarischen Ehe mit Wilhelm willen liegt mir unendlich viel daran, daß die Sache besteht und fortgeht. Ich werde alles thun, und Ihr sollt nur sehn! – Das Geld ist nicht Motiv genug für mich, und der Zank im Winter hatte mir eigentlich alle Lust verdorben. Nun | wir in der schönsten Harmonie sind, die gewiß nie wieder unterbrochen wird, nun fühl’ ich unsägliche Kraft und Liebe und Muth zu dem Werke. –
Meine Satanisken über die Herz und Dich hast Du sehr schön erwiedert. Es lag nichts dabey zum Grunde als folgendes. Dein eigentlicher Beruf ist die Freundschaft, und was für uns andre Beruf ist, Amt oder litterarischer Cynism ist für Dich nur Element, in dem Du Dich leicht bewegst. Wenn ich Dir noch durch etwas andres wohl gethan habe, als durch meine Existenz und mein unersättliches Bedürfniß Deiner Freundschaft, so war es vielleicht durch den Sinn für die Freundschaft und ihre Mysterien überhaupt, durch meine Philosophie der Freundschaft, die mich Deinen Werth nicht bloß fühlen sondern auch verstehen lehrte. Aber ich halte Freundschaft und Liebe nicht bloß so für Schwesterkünste, daß zwey sie jeder eine für sich, neben einander treiben sollten, wo dann etwa erst vier Stück Personen einen ganzen Menschen ausmachen würden. Sondern jeder sollte sie selbst beyde treiben, und gleich ganz seyn. – Ich habe oft mit Sorge daran gedacht, welch ein Phönix eine Frau seyn müßte, die für Deine Liebe eben recht wäre, und ich bin von der Nothwendigkeit Musik und Poesie zu verbinden so überzeugt, daß ich nicht umhin kann zu wünschen, obgleich es eigentlich wenn Du willst ein Frevel ist, nicht mit Deiner bloßen Existenz zufrieden zu seyn, und auch noch um Deine Wohlexistenz sorgen zu wollen. – Vielleicht wird die Liebe Dir nur Element und Supplement seyn aber auch so ist ein Phönix nöthig. Eine die in dem was vom äußern Glanz und Zier schön ist, Deine Ergänzung seyn kann, findest Du leicht. Du hast eine Freundin gefunden, die durch ihren Sinn für Deine Tiefe Dich ans Licht lockt oder wie Dus nennst herausarbeitet, denn dazu hat die Herz wohl so viel gewirkt als Ich. – Aber es müßte doch Liebe seyn, und diese sie müßte noch eine Eigenschaft haben, die ich nicht zu nennen weiß obwohl ich sie als eine fühle und bestimmt weiß. Sonst wäre sie Deiner nicht werth.