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Friedrich von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Nur ein paar Worte, lieber Freund, auf Deinen Brief an die Veit und was uns die Herz mitgetheilt.
Was der Veit ihren Charakter betrifft, so glaube, wird das Aufeinanderlegen nicht viel helfen. Es ist ihm schwer beyzukommen, und wenn es je geschehn sollte, müßte es meuchlings geschehen, wie ich es in dem Essay an Dorothea versucht. Dieser fraternisirt mit der Scham und der Treue. Und wenn nur die Treue sich selbst nicht untreu wird, und die Scham nicht zu schamhaft ist, ins Daseyn zu springen, so werden die Schwestern den Bruderessay an Scham und an Treue leicht übertreffen wie an Wehmuth. Willst Du sie nicht auch versuchen? Doch ist sie zu heilig! Bey Gelegenheit von Wehmuth – ich habe Dir auch Geschichten zu erzählen wenn Du kommst. Bey der einen ist mehr auf Kraft und Klarheit von Deiner Seite gerechnet; die Wehmuth spielt dabey nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dafür kannst Du ihr aber bey der andern ganz freyen Lauf lassen.
Was Du von der Tiefe schreibst | und zweifelst, darüber mäckern wir nur. Wir sehn jede Koralle und jede Perle in der Tiefe des Meeres und sind wenigstens so gründlich wie ein arabisches Mährchen.
Der alte Besen will mir, wie sich’s anläßt, untreu werden. Da bestätigt sichs was Fichte sagt, daß alle rechtschaffnen Handlungen gewiß einen glücklichen Ausgang haben. Sie nähert sich ihrer Vollendung. Was kann sie thun, wenn sie nun überall Giftblase und Geschwür geworden ist, als ihren Geist dem Beelzebub wiedergeben zu der Herzogin von Holsteinbeck eingehn, und ihren Leib einer Apotheke vermachen, damit er balsamirt und auf Spanische Fliegen verstrichen werde?
Metadata Concerning Header
  • Date: nach dem 4. September 1798
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Landsberg (Warthe) · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Abt. 5, Bd. 2. Briefwechsel 1796‒1798 (Briefe 327‒552). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1988, S. 406‒408.

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