Landsb. a. d. W. d. 4ten Novb.
Ja wohl, mein lieber Neveu, hatten wir uns gar sehr gewundert, daß wir in so langer Zeit keine Zeile von Ihnen erhalten; und ich würde, als ich von der Verdrießlichkeit, die Sie wegen des für Herrn D. Stisser mitgenommenen Geldes gehabt, hörte gewiß wegen des an Frau Claessen mitgegebenen Briefes in Sorgen gewesen seyn, wenn ich nur mit einer Sylbe darauf gefallen wäre, daß Sie einen versiegelten Brief würden in den Coffre legen, da ich dergleichen imer in einer Brieftasche bey mir zu tragen pflegte
Aber der Unfall mit dem garstigen Hunde hätte warlich noch schlimmer ablaufen können, und es wird hoffentlich von sehr guten Folgen seyn, daß Sie die Sache beym ArmenDirectorio angezeigt haben; aber wie steht es denn mit Ihrem Collegen dem lutherischen Prediger? Eine kleine Gegenschrift habe ich wohl schon in den Zeitungen angezeigt gefunden, aber Sie scheinen selbst zu besorgen, daß man auch beym ArmenDirectorio ihm den Schritt übel auslegen würde |
Daß meinem alten lieben Freunde dem Herrn Hofprediger Sack seine Reise so wohl bekomen und so viel Vergnügen gemacht freuet mich herzlich, aber auch recht sehr groß würde meine Freude gewesen seyn, wenn er mich so ganz unvermuthet hier in Landsberg besucht hätte. Ich muß aber denken: Es hat nicht seyn sollen
Für die mir überschriebenen ecclesiastischen Neuigkeiten danke recht sehr, besonders erfreulich war es uns allen, daß der gute Herr Widekind doch nun auch ein Stellchen bekommen[;] wünschen nur, daß eine solche Landstelle ihm wohlbehagen möge es sind indeß bey solchen kleinen Landstellen manchmal noch kleine NebenGemeinen in der Nähe oder doch einzelne Familien, mit denen man Gesellschaft halten kann. Wenn Sie ihn sehen, so grüßen Sie ihn vielmals von uns allen
Daß Ihre liebe Schwester noch imer so kränkelt bedauern wir sehr, hoffentlich wird der Brief an sie, den ich Ihnen mitgegeben, nun wohl schier unterweges seyn
Unser Sohn ist am 24ten vorigen Monats examinirt, und es scheint ja ziemlich gut abgelaufen, auch sind die Räthe sämtlich sehr artig gegen ihn gewesen, der Präsident aber hat sich nicht von ihm sprechen laßen Herr Hofprediger Arend mußte damals die Communion in | Tamsel dem Grafen Dohnhof geben, ich vermuthe daß es der Kammerherr, und werde durch seine Versicherung, die er Herrn Arend gegeben, daß er künftig von Merz bis späten Herbst sich immer in Tamsel aufhalten wolle, zu meiner Vermuthung gebracht
Sie urtheilen ganz richtig, daß wir alle bey des jungen Liptens Tod nicht unempfindlich gewesen, und daß er uns um so mehr gerührt, da wir die Nachricht davon so ganz unerwartet in den Zeitungen lasen; das arme junge Weibchen dauert uns am meisten – hat sie denn Kinder von ihm? vielleicht wissen Sie es. Heute lese ich in der Zeitung, daß des Hofprediger Sacks Sohn, der kürzlich nach Bayreuth, nun vom Könige als KammerGerichtsRath nach Berlin – Ist das nicht vielleicht Liptens Stelle die er erhalten hat? Dem guten Hofprediger ist dies – vielleicht – eine angenehme Orts Veränderung, wenn Sie ihn sehen, so sagen Sie ihm doch wie sehr ich an allem Antheil nähme, was ihm Vergnügen macht
den 6ten November Das Zeug was Sie von Mama mitgenomen, ist also doch, wie wir aus Ihrem Briefe ersehen, ohne allen Unfall an die Cousine Charlotte abgegeben – auch da bitte viele herzliche Grüße und Empfehlungen an den alten lieben Vetter Reinhardt und an die liebe Cousine von uns allen
Ich lege jetzt die BesoldungsQuittungen bey, damit Sie nach Ihrer Bequemlichkeit solche bey Herrn [Recke] abholen laßen können. Dann habe ich aber noch ein paar Aufträge, welche Sie gelegentlich besorgen aber ja nicht vergessen werden a.) ein gutes französisches Buch für Emilien. Sie kennen ja ihre kleine Büchersamlung, und so darf ich nicht fürchten, daß Sie ein solches schicken werden, das sie schon hätte[,] 1 1/2 bis 2 rth bestime ich dazu b.) einen französzischen Almanach für Mama und für 6 oder 8 Groschen französische Pfefferkuchen vom Weynachtsmarkt. |
Von hier wüßte ich Ihnen eben nichts zu schreiben, das Sie interessiren könnte. Die neue Ressource hat wie Ihnen schon bekannt, den 1ten October ihren Anfang genomen, an welchem Tage wir beyde auch da waren, nachher ist Mama nur noch ein einziges mal da gewesen, ich gehe gewöhnlich ein paarmal in der Woche hin, und retirire mich, so bald mirs zu voll wird welches mir auch wohl kein Vernünftiger verdenken wird, da ich nicht spiele, und nur selten jemanden da finde, mit dem ich mich unterhalten kann, und den bloßen Zuschauer abzugeben bey so elenden Spielen, als in meinen Augen das Stoßen ist, welches gleichwol jetzt das beliebteste – bey einer gewissen Gesellschaft – zu seyn scheint, wird man mir auch wohl nicht zumuthen.
Die Benike habe ich seit Ihrer Abreise nur 2mal gesehen auf der Ressource: denn zu uns ist sie nicht gekommen, und wir also auch nicht zu ihr.
Und nun leben Sie wohl, laßen Sie uns auf die Besoldung nicht allzulange warten und behalten Sie die Auslagen und das Porto für diesen Brief an sich
St.
Ja wohl, mein lieber Neveu, hatten wir uns gar sehr gewundert, daß wir in so langer Zeit keine Zeile von Ihnen erhalten; und ich würde, als ich von der Verdrießlichkeit, die Sie wegen des für Herrn D. Stisser mitgenommenen Geldes gehabt, hörte gewiß wegen des an Frau Claessen mitgegebenen Briefes in Sorgen gewesen seyn, wenn ich nur mit einer Sylbe darauf gefallen wäre, daß Sie einen versiegelten Brief würden in den Coffre legen, da ich dergleichen imer in einer Brieftasche bey mir zu tragen pflegte
Aber der Unfall mit dem garstigen Hunde hätte warlich noch schlimmer ablaufen können, und es wird hoffentlich von sehr guten Folgen seyn, daß Sie die Sache beym ArmenDirectorio angezeigt haben; aber wie steht es denn mit Ihrem Collegen dem lutherischen Prediger? Eine kleine Gegenschrift habe ich wohl schon in den Zeitungen angezeigt gefunden, aber Sie scheinen selbst zu besorgen, daß man auch beym ArmenDirectorio ihm den Schritt übel auslegen würde |
Daß meinem alten lieben Freunde dem Herrn Hofprediger Sack seine Reise so wohl bekomen und so viel Vergnügen gemacht freuet mich herzlich, aber auch recht sehr groß würde meine Freude gewesen seyn, wenn er mich so ganz unvermuthet hier in Landsberg besucht hätte. Ich muß aber denken: Es hat nicht seyn sollen
Für die mir überschriebenen ecclesiastischen Neuigkeiten danke recht sehr, besonders erfreulich war es uns allen, daß der gute Herr Widekind doch nun auch ein Stellchen bekommen[;] wünschen nur, daß eine solche Landstelle ihm wohlbehagen möge es sind indeß bey solchen kleinen Landstellen manchmal noch kleine NebenGemeinen in der Nähe oder doch einzelne Familien, mit denen man Gesellschaft halten kann. Wenn Sie ihn sehen, so grüßen Sie ihn vielmals von uns allen
Daß Ihre liebe Schwester noch imer so kränkelt bedauern wir sehr, hoffentlich wird der Brief an sie, den ich Ihnen mitgegeben, nun wohl schier unterweges seyn
Unser Sohn ist am 24ten vorigen Monats examinirt, und es scheint ja ziemlich gut abgelaufen, auch sind die Räthe sämtlich sehr artig gegen ihn gewesen, der Präsident aber hat sich nicht von ihm sprechen laßen Herr Hofprediger Arend mußte damals die Communion in | Tamsel dem Grafen Dohnhof geben, ich vermuthe daß es der Kammerherr, und werde durch seine Versicherung, die er Herrn Arend gegeben, daß er künftig von Merz bis späten Herbst sich immer in Tamsel aufhalten wolle, zu meiner Vermuthung gebracht
Sie urtheilen ganz richtig, daß wir alle bey des jungen Liptens Tod nicht unempfindlich gewesen, und daß er uns um so mehr gerührt, da wir die Nachricht davon so ganz unerwartet in den Zeitungen lasen; das arme junge Weibchen dauert uns am meisten – hat sie denn Kinder von ihm? vielleicht wissen Sie es. Heute lese ich in der Zeitung, daß des Hofprediger Sacks Sohn, der kürzlich nach Bayreuth, nun vom Könige als KammerGerichtsRath nach Berlin – Ist das nicht vielleicht Liptens Stelle die er erhalten hat? Dem guten Hofprediger ist dies – vielleicht – eine angenehme Orts Veränderung, wenn Sie ihn sehen, so sagen Sie ihm doch wie sehr ich an allem Antheil nähme, was ihm Vergnügen macht
den 6ten November Das Zeug was Sie von Mama mitgenomen, ist also doch, wie wir aus Ihrem Briefe ersehen, ohne allen Unfall an die Cousine Charlotte abgegeben – auch da bitte viele herzliche Grüße und Empfehlungen an den alten lieben Vetter Reinhardt und an die liebe Cousine von uns allen
Ich lege jetzt die BesoldungsQuittungen bey, damit Sie nach Ihrer Bequemlichkeit solche bey Herrn [Recke] abholen laßen können. Dann habe ich aber noch ein paar Aufträge, welche Sie gelegentlich besorgen aber ja nicht vergessen werden a.) ein gutes französisches Buch für Emilien. Sie kennen ja ihre kleine Büchersamlung, und so darf ich nicht fürchten, daß Sie ein solches schicken werden, das sie schon hätte[,] 1 1/2 bis 2 rth bestime ich dazu b.) einen französzischen Almanach für Mama und für 6 oder 8 Groschen französische Pfefferkuchen vom Weynachtsmarkt. |
Von hier wüßte ich Ihnen eben nichts zu schreiben, das Sie interessiren könnte. Die neue Ressource hat wie Ihnen schon bekannt, den 1ten October ihren Anfang genomen, an welchem Tage wir beyde auch da waren, nachher ist Mama nur noch ein einziges mal da gewesen, ich gehe gewöhnlich ein paarmal in der Woche hin, und retirire mich, so bald mirs zu voll wird welches mir auch wohl kein Vernünftiger verdenken wird, da ich nicht spiele, und nur selten jemanden da finde, mit dem ich mich unterhalten kann, und den bloßen Zuschauer abzugeben bey so elenden Spielen, als in meinen Augen das Stoßen ist, welches gleichwol jetzt das beliebteste – bey einer gewissen Gesellschaft – zu seyn scheint, wird man mir auch wohl nicht zumuthen.
Die Benike habe ich seit Ihrer Abreise nur 2mal gesehen auf der Ressource: denn zu uns ist sie nicht gekommen, und wir also auch nicht zu ihr.
Und nun leben Sie wohl, laßen Sie uns auf die Besoldung nicht allzulange warten und behalten Sie die Auslagen und das Porto für diesen Brief an sich
St.