Potsdam den 1ten März.
Ja wohl habe ich mich gar herzlich gefreut, liebe theure Freundinn und freue mich nun auch recht noch Ihrer beider | Güte und Freundschaft. Alexander hat wol Recht daß es auch sein schönes hat abwesend zu sein; ich habe ihm zwar gesagt es wäre theuer, aber es giebt einem doch Empfindungen die man sonst nicht bekommt. Tausend Dank Ihnen und ihm. Könnten Sie mir doch bisweilen einen solchen Expressen schicken! Aber im Ernst, liebe, könnte er nicht ein Paarmal nach Zehlendorf reiten, und ich käme dann zu Fuß hin was eine Kleinigkeit ist und mir gar heilsam wäre? Versteht sich daß das Rendez-vous nur auf den Fall des schönen Wetters gälte. Sehn Sie wie kindisch ich bin. Als ich ein kleiner Bube war machte ich’s immer so wenn ich mir eine Leckerei gekauft hatte und es war nur das mindeste dran auszusetzen, gleich wurde beschlossen sobalds nur zu erschwingen wäre, sie in größerer Vollkommenheit zu genießen. Da war der Spener, der zwar so artig war uns allein zu lassen und sich in schlechtem Wetter draußen herum zu treiben aber er saß mir doch so immer im Winkel in Gedanken. Es war aber nicht das allein, ich war wirklich bestürzt vor Freude und habe mir den Alexander nicht einmal recht ausgefragt; der beste Genuß kommt mir erst jetzt hintennach, und das ist doch der wahre.
Den Sonntag über acht Tage komm ich auf jeden Fall eher wäre mirs ohne dieß nicht möglich weil ich in der nächsten Woche zwei Trauungen habe und es unartig wäre wegzureisen da ich es voraus weiß; dann aber kann ich recht gut und die 5 rth werden mich nicht bankerotter machen als ich bin. Wäre es nur möglich daß Sack unterdeß das Ende der zweiten Rede | censirt hätte und ich wüßte wie ihm das bekommen wäre, so könnte ich mich sehr danach richten. Hat er das passiren lassen, so sehe ich keinen Grund mich gegen ihn länger zu verläugnen, und er scheint so fest überzeugt zu sein, daß er das läugnen leicht schief nehmen könnte. Hat ihm aber das Ende einen Pfahl in’s Fleisch gegeben, so muß ich das Incognito fortsetzen, es gehe wie es gehe. Schriftlich werde ich mich unterdeß entre deux halten; aber mündlich! Ich gestehe Ihnen meine Klugheit wakelt mir ein wenig. Das Klügste ist – sehn Sie das ist immer der Gipfel meiner Klugheit – sich keine Sorge zu machen; es kann leicht sein das gefällt ihm auch, denn wenn er einmal im Gefallen ist kann er starke Sachen ertragen, und diese gehen doch noch an. Wozu ein Mensch doch bestimmt ist, ich hätte nie gedacht daß ich einen Kalender machen würde. Sehen Sie der Colliens war wirklich nicht übersetzbar, ein Auszug daraus wäre auch nur ein sehr mittelmäßiges Buch geworden, ich hatte ihm also schon geäußert man müsse ein Paar andre Bücher von dorther dazu nehmen und eine ganz neue Arbeit daraus machen. Darauf ist er denn heute damit zum Vorschein gekommen, es sei von Anbeginn an seine Idee gewesen aus allem was über New South Wales erschienen ist eine Geschichte zu machen und daraus einen solchen Almanach wie er schon mehrere hat drucken lassen. Einen sehr vollständigen Apparat hat er mir dazu mitgebracht und in den werde ich mich nun nächstens vergraben. Ich weiß nicht wie ich Lust habe zu einer Arbeit, die mir eigentlich so ganz neu und fremd ist; aber ich habe besondere Lust. Ich weiß noch nicht woher sie kommt und ob sie was gutes oder schlimmes ist – eine Finanzspekulation ist es nicht bei mir, denn | ich brauch dies Jahr gar kein Geld mehr als die Religion, es ist mit dem Bankrott so arg nicht und ich habe keine große Bedürfnisse mehr. Es muß eine Art von Ausgelassenheit sein, die mir selbst noch neu ist; ich fürchte nur ich werde für den Vorwitz derb gezüchtigt werden. Werde ich denn können mit Sprengel und Forster in die Wette schreiben? Meine Bekanntschaft mit Spener soll übrigens wol zu Übersezungen helfen, hoffe ich, mündlich darüber mehr.
Wie Sie sehen habe ich die weltlichen Dinge (denn als Buch ist die Religion auch ein weltlich Ding) in die Mitte genommen um mit den geistlichen zu schließen. Daß ich Sie noch einmal mahne mir über die Behandlung von Gott und der Unsterblichkeit etwas zu sagen gehört schon zu den Geistlichen. Mit den Briefen ist mirs auch so. Ich habe heute früh einen auf die Post geschickt – den ich freilich besser nach Zehlendorf genommen hätte – und dieser geht morgen früh fort, und so wird’s wohl bleiben außer daß ich fürchte Morgen nicht schreiben zu können und das wird mich peinigen genug und eine schlechte Predigt machen. Nur das läugne ich, gleichgültige Briefe giebts gar nicht. Gleichgültige Besuche giebts wohl wenn ich mich vergeblich bestrebte Jemand auszusitzen, was ich in Briefen nicht nöthig habe. Und Vorwürfe lassen Sie sich nur auch nicht machen. Ich kenne das mit diesem Unglauben, es ist eine Nerven Apoplexie des Glaubens die von einem spezifischen Reiz herrührt und nie eine Lähmung zurückläßt. Auch habe ich Ihnen meine Medicin nur so gereicht, wie man das in solchen Fällen in der ersten Geschäftigkeit thut, ohne eine bestimmte Idee daß sie nöthig wäre. Ihr Paradoxon verstehe ich auch; es ist mit dem Unglauben an sich selbst – | Sie wissen welchen ich meine – eben so. Ach das habe ich alles durchgemacht. Habe? das war auch ein kurioser Ausdruck! Nun gute Nacht liebe Freundinn.
Ja wohl habe ich mich gar herzlich gefreut, liebe theure Freundinn und freue mich nun auch recht noch Ihrer beider | Güte und Freundschaft. Alexander hat wol Recht daß es auch sein schönes hat abwesend zu sein; ich habe ihm zwar gesagt es wäre theuer, aber es giebt einem doch Empfindungen die man sonst nicht bekommt. Tausend Dank Ihnen und ihm. Könnten Sie mir doch bisweilen einen solchen Expressen schicken! Aber im Ernst, liebe, könnte er nicht ein Paarmal nach Zehlendorf reiten, und ich käme dann zu Fuß hin was eine Kleinigkeit ist und mir gar heilsam wäre? Versteht sich daß das Rendez-vous nur auf den Fall des schönen Wetters gälte. Sehn Sie wie kindisch ich bin. Als ich ein kleiner Bube war machte ich’s immer so wenn ich mir eine Leckerei gekauft hatte und es war nur das mindeste dran auszusetzen, gleich wurde beschlossen sobalds nur zu erschwingen wäre, sie in größerer Vollkommenheit zu genießen. Da war der Spener, der zwar so artig war uns allein zu lassen und sich in schlechtem Wetter draußen herum zu treiben aber er saß mir doch so immer im Winkel in Gedanken. Es war aber nicht das allein, ich war wirklich bestürzt vor Freude und habe mir den Alexander nicht einmal recht ausgefragt; der beste Genuß kommt mir erst jetzt hintennach, und das ist doch der wahre.
Den Sonntag über acht Tage komm ich auf jeden Fall eher wäre mirs ohne dieß nicht möglich weil ich in der nächsten Woche zwei Trauungen habe und es unartig wäre wegzureisen da ich es voraus weiß; dann aber kann ich recht gut und die 5 rth werden mich nicht bankerotter machen als ich bin. Wäre es nur möglich daß Sack unterdeß das Ende der zweiten Rede | censirt hätte und ich wüßte wie ihm das bekommen wäre, so könnte ich mich sehr danach richten. Hat er das passiren lassen, so sehe ich keinen Grund mich gegen ihn länger zu verläugnen, und er scheint so fest überzeugt zu sein, daß er das läugnen leicht schief nehmen könnte. Hat ihm aber das Ende einen Pfahl in’s Fleisch gegeben, so muß ich das Incognito fortsetzen, es gehe wie es gehe. Schriftlich werde ich mich unterdeß entre deux halten; aber mündlich! Ich gestehe Ihnen meine Klugheit wakelt mir ein wenig. Das Klügste ist – sehn Sie das ist immer der Gipfel meiner Klugheit – sich keine Sorge zu machen; es kann leicht sein das gefällt ihm auch, denn wenn er einmal im Gefallen ist kann er starke Sachen ertragen, und diese gehen doch noch an. Wozu ein Mensch doch bestimmt ist, ich hätte nie gedacht daß ich einen Kalender machen würde. Sehen Sie der Colliens war wirklich nicht übersetzbar, ein Auszug daraus wäre auch nur ein sehr mittelmäßiges Buch geworden, ich hatte ihm also schon geäußert man müsse ein Paar andre Bücher von dorther dazu nehmen und eine ganz neue Arbeit daraus machen. Darauf ist er denn heute damit zum Vorschein gekommen, es sei von Anbeginn an seine Idee gewesen aus allem was über New South Wales erschienen ist eine Geschichte zu machen und daraus einen solchen Almanach wie er schon mehrere hat drucken lassen. Einen sehr vollständigen Apparat hat er mir dazu mitgebracht und in den werde ich mich nun nächstens vergraben. Ich weiß nicht wie ich Lust habe zu einer Arbeit, die mir eigentlich so ganz neu und fremd ist; aber ich habe besondere Lust. Ich weiß noch nicht woher sie kommt und ob sie was gutes oder schlimmes ist – eine Finanzspekulation ist es nicht bei mir, denn | ich brauch dies Jahr gar kein Geld mehr als die Religion, es ist mit dem Bankrott so arg nicht und ich habe keine große Bedürfnisse mehr. Es muß eine Art von Ausgelassenheit sein, die mir selbst noch neu ist; ich fürchte nur ich werde für den Vorwitz derb gezüchtigt werden. Werde ich denn können mit Sprengel und Forster in die Wette schreiben? Meine Bekanntschaft mit Spener soll übrigens wol zu Übersezungen helfen, hoffe ich, mündlich darüber mehr.
Wie Sie sehen habe ich die weltlichen Dinge (denn als Buch ist die Religion auch ein weltlich Ding) in die Mitte genommen um mit den geistlichen zu schließen. Daß ich Sie noch einmal mahne mir über die Behandlung von Gott und der Unsterblichkeit etwas zu sagen gehört schon zu den Geistlichen. Mit den Briefen ist mirs auch so. Ich habe heute früh einen auf die Post geschickt – den ich freilich besser nach Zehlendorf genommen hätte – und dieser geht morgen früh fort, und so wird’s wohl bleiben außer daß ich fürchte Morgen nicht schreiben zu können und das wird mich peinigen genug und eine schlechte Predigt machen. Nur das läugne ich, gleichgültige Briefe giebts gar nicht. Gleichgültige Besuche giebts wohl wenn ich mich vergeblich bestrebte Jemand auszusitzen, was ich in Briefen nicht nöthig habe. Und Vorwürfe lassen Sie sich nur auch nicht machen. Ich kenne das mit diesem Unglauben, es ist eine Nerven Apoplexie des Glaubens die von einem spezifischen Reiz herrührt und nie eine Lähmung zurückläßt. Auch habe ich Ihnen meine Medicin nur so gereicht, wie man das in solchen Fällen in der ersten Geschäftigkeit thut, ohne eine bestimmte Idee daß sie nöthig wäre. Ihr Paradoxon verstehe ich auch; es ist mit dem Unglauben an sich selbst – | Sie wissen welchen ich meine – eben so. Ach das habe ich alles durchgemacht. Habe? das war auch ein kurioser Ausdruck! Nun gute Nacht liebe Freundinn.