Donnerstag den 4ten April.
Die Eichmann ist nicht gekommen weil er noch nicht ganz besser ist, es wird aber der Religion nicht viel helfen, denn da bin ich heut nachmittag wieder gebeten zu einer alten Generalinn die meinen Vater sehr gut gekannt hat und wo ich schon lange hätte hingehen sollen: es ist aber nur auf den Nachmittag und Abends hoffe ich das ordentliche Schreiben anzufangen. Wie mirs gestern gegangen ist? Ja mein Gott schlecht genug. Whist habe ich gespielt, ich hätte L’hombre spielen können aber mit drei Damen und da war mir jenes lieber. Dabei bin ich lustig gewesen und habe mich bei Tisch zu drei jungen Mädchen gesetzt und Spaß mit ihnen getrieben; auf der andern Seite hatte ich eine junge Frau, | die hatte aber ein bischen Kolik und piepte mir gar zu viel, da habe ich sie sitzen lassen. Übrigens war schlechte Gesellschaft und schlechter Ton. Eine lebhafte kokette junge Postmeisterinn die einen alten Mann hat gabs noch; aber sie hätte dürfen hübscher sein für ihre Koketterie. [...]
Mitternacht
Muß sich nicht alles ersinnliche Unglück über diese arme letzte Rede herwälzen. Da habe ich mich verführen lassen auf den Abend ein Stück geräucherten Fisch zu essen den mir die Bamberger schickte, der hat mir den Magen gründlich verdorben und da ist mir seit 11 Uhr so unwohl daß ich alles Arbeiten habe aufgeben müssen. Einen ganzen Bogen dachte ich heute zu machen, und hätte es auch gewiß, denn ich war göttlich im Zuge, nun ist kaum ein halber fertig, und ich kann nun da ich nicht einmal zum zu Bett gehn gesund genug bin nichts thun, als etwa ein Stück von dem gemachten was wirklich ganz fertig ist ins Reine schreiben. Ich armer Schlips!
Freitag Morgen.
Schlechtes Bülletin. Herumgetrieben habe ich mich mit Übelkeit, Erbrechen und allerlei dazu gehörigen und auch noch für sich bestehenden Leibschmerzen bis gegen drei Uhr; dann habe ich schlecht geschlafen, bin noch immer nicht viel besser und trinke jetzt starken Kaffee, da es offenbar zu vernünftig wäre mir so viel Zeit | zu lassen, als ein Vomitiv kosten würde[.] Etwas denke ich werde ich heute Vormittag doch arbeiten können und auch noch etwas schreiben wenn ein Briefchen von Ihnen kommt. Geträumt hat mir daß Sie mir die 4te Rede schickten und ein sehr dringendes Monitorium mich möglichst zu sputen.
Ihr Brief liebe Freundinn hat mich mehr kurirt als der Kaffee und ich bilde mir ein ganz gesund zu sein. Auch für die Religion ist Hofnung da und für die 4te Rede, das ist sehr schön. Ich werde aber doch die fünfte zuerst fertig machen, damit diese bald möglichst durch die Censur kommt, und dann die vierte vielleicht ganz umarbeiten denn in der soll eigentlich mehr Hohes sein als Sie alle darin gefunden haben und das muß an mir liegen. Die Kirche soll eigentlich dies höchste sein was es menschliches giebt, und ich will sie schon noch herausarbeiten. Ehe die Religion ganz und gar fertig ist, und ich keinen geschriebenen Buchstaben mehr dazu hier habe – denn die Vorarbeiten will ich mit großem Triumf verbrennen – komme ich nicht: darauf verlassen Sie sich nur, und wenn ich nicht Montag fertig werde was so gut als unmöglich ist, und also Dienstag reisen kann so komme ich diese Woche nicht. Mit der Enthüllung und der Profanation da hat Schlegel Recht; aber in der Unnatur bin ich dafür daß man gleich | mit dem stärksten anfängt. Darin kann ich Ihnen aber nicht beistimmen daß Sie meinen das VerstehPublicum der Religion sei wol größer als das der Lucinde, und machen würde sie auch keinen zu etwas. Thut nichts, da sein soll sie wenigstens. Was Schlegel über das Umdrucken des zweiten Blattes beschlossen hat weiß ich noch immer nicht, und warum Sie und ich keinen Aushängebogen und ich keine Luzinde bekomme hat mir noch Niemand begreiflich gemacht.
Mit meinen Juden mögte ich nun lieber warten bis das Alles heraus ist und hernach Nachlese halten.
Die Idee Herodot zu lesen ist wenigstens sehr historisch weil er das älteste Buch ist in griechischer Prosa: aber allein würden Sie ihn schwerlich lesen können des jonischen Dialekts wegen. Sie müßten sich wenigstens erst diesen im Allgemeinen von Heindorf recht klar machen lassen. [...]
Die Eichmann ist nicht gekommen weil er noch nicht ganz besser ist, es wird aber der Religion nicht viel helfen, denn da bin ich heut nachmittag wieder gebeten zu einer alten Generalinn die meinen Vater sehr gut gekannt hat und wo ich schon lange hätte hingehen sollen: es ist aber nur auf den Nachmittag und Abends hoffe ich das ordentliche Schreiben anzufangen. Wie mirs gestern gegangen ist? Ja mein Gott schlecht genug. Whist habe ich gespielt, ich hätte L’hombre spielen können aber mit drei Damen und da war mir jenes lieber. Dabei bin ich lustig gewesen und habe mich bei Tisch zu drei jungen Mädchen gesetzt und Spaß mit ihnen getrieben; auf der andern Seite hatte ich eine junge Frau, | die hatte aber ein bischen Kolik und piepte mir gar zu viel, da habe ich sie sitzen lassen. Übrigens war schlechte Gesellschaft und schlechter Ton. Eine lebhafte kokette junge Postmeisterinn die einen alten Mann hat gabs noch; aber sie hätte dürfen hübscher sein für ihre Koketterie. [...]
Mitternacht
Muß sich nicht alles ersinnliche Unglück über diese arme letzte Rede herwälzen. Da habe ich mich verführen lassen auf den Abend ein Stück geräucherten Fisch zu essen den mir die Bamberger schickte, der hat mir den Magen gründlich verdorben und da ist mir seit 11 Uhr so unwohl daß ich alles Arbeiten habe aufgeben müssen. Einen ganzen Bogen dachte ich heute zu machen, und hätte es auch gewiß, denn ich war göttlich im Zuge, nun ist kaum ein halber fertig, und ich kann nun da ich nicht einmal zum zu Bett gehn gesund genug bin nichts thun, als etwa ein Stück von dem gemachten was wirklich ganz fertig ist ins Reine schreiben. Ich armer Schlips!
Freitag Morgen.
Schlechtes Bülletin. Herumgetrieben habe ich mich mit Übelkeit, Erbrechen und allerlei dazu gehörigen und auch noch für sich bestehenden Leibschmerzen bis gegen drei Uhr; dann habe ich schlecht geschlafen, bin noch immer nicht viel besser und trinke jetzt starken Kaffee, da es offenbar zu vernünftig wäre mir so viel Zeit | zu lassen, als ein Vomitiv kosten würde[.] Etwas denke ich werde ich heute Vormittag doch arbeiten können und auch noch etwas schreiben wenn ein Briefchen von Ihnen kommt. Geträumt hat mir daß Sie mir die 4te Rede schickten und ein sehr dringendes Monitorium mich möglichst zu sputen.
Ihr Brief liebe Freundinn hat mich mehr kurirt als der Kaffee und ich bilde mir ein ganz gesund zu sein. Auch für die Religion ist Hofnung da und für die 4te Rede, das ist sehr schön. Ich werde aber doch die fünfte zuerst fertig machen, damit diese bald möglichst durch die Censur kommt, und dann die vierte vielleicht ganz umarbeiten denn in der soll eigentlich mehr Hohes sein als Sie alle darin gefunden haben und das muß an mir liegen. Die Kirche soll eigentlich dies höchste sein was es menschliches giebt, und ich will sie schon noch herausarbeiten. Ehe die Religion ganz und gar fertig ist, und ich keinen geschriebenen Buchstaben mehr dazu hier habe – denn die Vorarbeiten will ich mit großem Triumf verbrennen – komme ich nicht: darauf verlassen Sie sich nur, und wenn ich nicht Montag fertig werde was so gut als unmöglich ist, und also Dienstag reisen kann so komme ich diese Woche nicht. Mit der Enthüllung und der Profanation da hat Schlegel Recht; aber in der Unnatur bin ich dafür daß man gleich | mit dem stärksten anfängt. Darin kann ich Ihnen aber nicht beistimmen daß Sie meinen das VerstehPublicum der Religion sei wol größer als das der Lucinde, und machen würde sie auch keinen zu etwas. Thut nichts, da sein soll sie wenigstens. Was Schlegel über das Umdrucken des zweiten Blattes beschlossen hat weiß ich noch immer nicht, und warum Sie und ich keinen Aushängebogen und ich keine Luzinde bekomme hat mir noch Niemand begreiflich gemacht.
Mit meinen Juden mögte ich nun lieber warten bis das Alles heraus ist und hernach Nachlese halten.
Die Idee Herodot zu lesen ist wenigstens sehr historisch weil er das älteste Buch ist in griechischer Prosa: aber allein würden Sie ihn schwerlich lesen können des jonischen Dialekts wegen. Sie müßten sich wenigstens erst diesen im Allgemeinen von Heindorf recht klar machen lassen. [...]