den 14ten April.
O göttliche Faulheit, Du bist doch mein wahres Element! Denken Sie, es ist gleich Mitternacht und ich bin noch in den letzten Sätzen des Christenthums, und es steht doch, so weit es jetzt ist auf zwei Seiten. Aber ich habe mir auch recht gefallen damit zu spielen, und von allem was ich heute gemacht habe, kann ich sagen daß es sehr gut ist. Das historische im Christenthum werden Sie wol eben nicht goutiren; aber Sie werden doch sehen daß es gut ist in seiner Art. Der Schluß ist freilich eine Aussicht ins Unendliche, aber ich werde gar keine Pracht hineinlegen sondern die äußerste Simplicität: denn die Pracht am Ende müßte unendlich sein, und Unendliches kann ich nicht machen. Er ist zwar beinahe schon gemacht, aber geschrieben kann er doch nicht mehr werden. Sie sehen es ist nicht mehr möglich mein Wort zu halten und den Strich heute noch zu machen, wenn ich auch eigensinnig sein und nicht vor dem Ende zu | Bette gehen wollte. Ich will doch süß schlafen auf meinen Lorbeern. Wollen Sie das innerste Geheimniß meiner Faulheit wissen? – ich habe nicht einmal an die Grunow geschrieben.
Jetzt eben, am 15ten des Monats April ist der Strich unter die Religion gemacht, des Morgens ein halb zehn Uhr. Hier haben Sie sie, sie mag nun gehen und sehen was ihr geschehen wird. Eine Vorrede werde ich nicht machen. Meinen Sie nicht daß sie im nächsten Buch vorkommen wird was Nikolai schreibt? Schlegel wird sagen daß die Religion, die Schrift nehmlich, am Schlusse sich selbst annihilirt, und das ist auch wahr; aber eben das scheint mir größer und besser als alle Verachtung des Machens, die ich in die Vorrede hätte bringen können.
Wie es mir gestern Abend gegangen ist, ich alter Narr. Voll der Religion habe ich mich schlafen gelegt und mich anderthalb Stunden im Bett herumgetrieben ohne Schlaf. Es war nicht Erhitzung vom Arbeiten, denn das war sehr langsam ruhig und leicht gegangen, es war eine Anwandlung von Vaterfreuden und Furcht vor dem Tode. Sehn Sie zum ersten Male ist es mir mit einer gewissen Lebhaftigkeit aufgefallen, daß es doch Schade wäre wenn ich diese Nacht stürbe. Darin liegt auch eine Vernichtung der Tagesabtheilung denn offenbar wird die ganze Zeit wo die Religion geworden ist als ein Tag angesehen. Unter meinen angenehmsten Fantasien gestern gehörte noch die dem Wedeke die Religion zu schicken. Mit welcher Lust will ich das thun sobald sie ihre äußre Existenz hat; manches wird wohl eine harte Rede für ihn sein aber | im Ganzen freue ich mich auf den Eindruck, den es auf ihn machen wird. Der Sinn und die Kraft die drin ist wird er doch recht lebendig anschauen. – Hätte mir Schlegel keinen Brief verheißen, so hätte ich ihm heute auch geschrieben und ein kleines Ἰὼ angestimmt. Und nun das alles vorüber ist [...] Ich bleibe beim Bedauern mit Heindorfs Unschuld. Ich meine aber nicht die, über die Schlegel zu lachen pflegt sondern die andre. Sehn Sie er ist so durch aus unschuldig er weiß gar nichts von Menschen, er kennt nur reine Ideen und gar keine Vermischungen, gar nichts wirkliches. Und Sie müssen doch gestehen daß einen das viel kosten kann. Wenn er sich nun aber recht förmlich und gründlich in Sie verliebt, liebe Jette, das ist fatal. Es sollte mir zwar viel Spaß machen an sich, aber erstlich thut mirs leid um den armen Menschen, und dann sehe ich großes Unglück daraus entstehen. Wenn er sich verliebt muß es Wolf wissen und also auch warum, und wie es gekommen ist, und da liegt nun das Griechische mit drin, das weiß also Wolf und dann Schütz und die ganze Literaturzeitung und Humboldts und dann kommt Wilhelm und Mading einmal aus Paris und wollen den Pindar mit Ihnen lesen, und ganz Deutschland ist voll von Madame Herz der großen Griechinn. O weh! Sie sehen ich Alexandichire ein Bischen aber es ist mir wirklich Ernst. –
O göttliche Faulheit, Du bist doch mein wahres Element! Denken Sie, es ist gleich Mitternacht und ich bin noch in den letzten Sätzen des Christenthums, und es steht doch, so weit es jetzt ist auf zwei Seiten. Aber ich habe mir auch recht gefallen damit zu spielen, und von allem was ich heute gemacht habe, kann ich sagen daß es sehr gut ist. Das historische im Christenthum werden Sie wol eben nicht goutiren; aber Sie werden doch sehen daß es gut ist in seiner Art. Der Schluß ist freilich eine Aussicht ins Unendliche, aber ich werde gar keine Pracht hineinlegen sondern die äußerste Simplicität: denn die Pracht am Ende müßte unendlich sein, und Unendliches kann ich nicht machen. Er ist zwar beinahe schon gemacht, aber geschrieben kann er doch nicht mehr werden. Sie sehen es ist nicht mehr möglich mein Wort zu halten und den Strich heute noch zu machen, wenn ich auch eigensinnig sein und nicht vor dem Ende zu | Bette gehen wollte. Ich will doch süß schlafen auf meinen Lorbeern. Wollen Sie das innerste Geheimniß meiner Faulheit wissen? – ich habe nicht einmal an die Grunow geschrieben.
Jetzt eben, am 15ten des Monats April ist der Strich unter die Religion gemacht, des Morgens ein halb zehn Uhr. Hier haben Sie sie, sie mag nun gehen und sehen was ihr geschehen wird. Eine Vorrede werde ich nicht machen. Meinen Sie nicht daß sie im nächsten Buch vorkommen wird was Nikolai schreibt? Schlegel wird sagen daß die Religion, die Schrift nehmlich, am Schlusse sich selbst annihilirt, und das ist auch wahr; aber eben das scheint mir größer und besser als alle Verachtung des Machens, die ich in die Vorrede hätte bringen können.
Wie es mir gestern Abend gegangen ist, ich alter Narr. Voll der Religion habe ich mich schlafen gelegt und mich anderthalb Stunden im Bett herumgetrieben ohne Schlaf. Es war nicht Erhitzung vom Arbeiten, denn das war sehr langsam ruhig und leicht gegangen, es war eine Anwandlung von Vaterfreuden und Furcht vor dem Tode. Sehn Sie zum ersten Male ist es mir mit einer gewissen Lebhaftigkeit aufgefallen, daß es doch Schade wäre wenn ich diese Nacht stürbe. Darin liegt auch eine Vernichtung der Tagesabtheilung denn offenbar wird die ganze Zeit wo die Religion geworden ist als ein Tag angesehen. Unter meinen angenehmsten Fantasien gestern gehörte noch die dem Wedeke die Religion zu schicken. Mit welcher Lust will ich das thun sobald sie ihre äußre Existenz hat; manches wird wohl eine harte Rede für ihn sein aber | im Ganzen freue ich mich auf den Eindruck, den es auf ihn machen wird. Der Sinn und die Kraft die drin ist wird er doch recht lebendig anschauen. – Hätte mir Schlegel keinen Brief verheißen, so hätte ich ihm heute auch geschrieben und ein kleines Ἰὼ angestimmt. Und nun das alles vorüber ist [...] Ich bleibe beim Bedauern mit Heindorfs Unschuld. Ich meine aber nicht die, über die Schlegel zu lachen pflegt sondern die andre. Sehn Sie er ist so durch aus unschuldig er weiß gar nichts von Menschen, er kennt nur reine Ideen und gar keine Vermischungen, gar nichts wirkliches. Und Sie müssen doch gestehen daß einen das viel kosten kann. Wenn er sich nun aber recht förmlich und gründlich in Sie verliebt, liebe Jette, das ist fatal. Es sollte mir zwar viel Spaß machen an sich, aber erstlich thut mirs leid um den armen Menschen, und dann sehe ich großes Unglück daraus entstehen. Wenn er sich verliebt muß es Wolf wissen und also auch warum, und wie es gekommen ist, und da liegt nun das Griechische mit drin, das weiß also Wolf und dann Schütz und die ganze Literaturzeitung und Humboldts und dann kommt Wilhelm und Mading einmal aus Paris und wollen den Pindar mit Ihnen lesen, und ganz Deutschland ist voll von Madame Herz der großen Griechinn. O weh! Sie sehen ich Alexandichire ein Bischen aber es ist mir wirklich Ernst. –