Dienstag den 16ten April.
Als Ihr Brief ankam hatte ich eben die verkehrte Welt | gelesen und war sehr guten Humors und so hat es mich weniger afficirt was Sie mir von der Publicität meiner Autorschaft sagen. Wenn die Leute mit mir davon reden wollen werde ich sie fragen: ob sie nicht wissen daß ich incognito geschrieben habe. Unter den Juden mag es am Ende herumkommen wenn es nur die Geistlichen nicht erfahren das ist das eigentliche. Bings Wissen ist mir nicht so unangenehm als Bernhardi’s. Sie bewundre ich um Ihre Contenance und den Friedländer. Hätte ich so gut ausgehalten! –
Lassen Sie sich doch die verkehrte Welt geben. Es ist wirklich sehr witzig und ich habe schrecklich lachen müssen. Der Tiek ist doch einzig in seiner Art. Aber was Bernhardi in der Bambocciade gemacht hat scheint mir noch schlechter zu sein als der erste Theil. Wenn der Tiek sich den Bernhardi nicht angeschafft hätte ich gäbe was drum! Vielleicht sagen eben so viele Menschen: wenn der Schlegel sich nicht den Schleiermacher angeschafft hätte!! [...] Beim Montag bleibts auf jeden Fall und wenn ich Geld hätte käme ich sogar Sonntag; denn einige Stunden sind besser als einige Thaler. Daß ich so viel bei Ihnen bin als möglich wissen Sie. Auf den Abend mit Heindorf freue ich mich; ich bin ihm wirklich sehr gut; und wie Sie ihm die Unschuld nicht abgemerkt haben wenn Sie mit ihm von Menschen gesprochen haben, begreife ich nicht. Mit dieser Art von Unschuld aber wird man mit der Welt nicht durch andre bekannt weil man immer von falschen Voraussetzungen ausgeht. Es giebt hierin auch eine ursprüng|liche Anschauung, wer zu der nicht kommt aus sich selbst der ist eben für dieses Fach verloren. – Über die Unschuld mache ich auch wol einmal einen Essay. Eigentlich glaube ich daß ich von den Menschen ziemlich viel weiß von ihrem Innern nehmlich, da habe ich bald eine kleine Anschauung; aber in dem was man Welt nennt, in der Kenntniß ihrer Routine und ihrer kleinen Trics da bin ich ein grausamer Stümper: es scheint mir immer nicht der Mühe werth darauf zu sehen[.] Jenes kostet mich nichts als Zeit und dazu hat man sie ja. Ich mögte wol einmal etwas schreiben wo das alles drin wäre; aber das ist auf viele Jahre hinaus: ich müßte lange am Stoff sammeln und weiß auch gar keine Form dazu. – Daß zugleich mit der Religion eine Predigt von mir erscheint ist wunderlich genug; mein Name steht da zwischen lauter großen Theologen und Kanzelrednern, und der Buttmann hat sich, um das zu entschuldigen erdreistet in der Vorrede zu sagen: „ich sei in Berlin meiner Talente und Kenntnisse wegen allgemein geschätzt.“ Die Fragmente, die Predigt, die Religion und der Kalender machen zusammen eine wunderliche Entrée in die literarische Welt. Was doch noch aus mir werden wird in diesem zeitlichen Leben.
Als Ihr Brief ankam hatte ich eben die verkehrte Welt | gelesen und war sehr guten Humors und so hat es mich weniger afficirt was Sie mir von der Publicität meiner Autorschaft sagen. Wenn die Leute mit mir davon reden wollen werde ich sie fragen: ob sie nicht wissen daß ich incognito geschrieben habe. Unter den Juden mag es am Ende herumkommen wenn es nur die Geistlichen nicht erfahren das ist das eigentliche. Bings Wissen ist mir nicht so unangenehm als Bernhardi’s. Sie bewundre ich um Ihre Contenance und den Friedländer. Hätte ich so gut ausgehalten! –
Lassen Sie sich doch die verkehrte Welt geben. Es ist wirklich sehr witzig und ich habe schrecklich lachen müssen. Der Tiek ist doch einzig in seiner Art. Aber was Bernhardi in der Bambocciade gemacht hat scheint mir noch schlechter zu sein als der erste Theil. Wenn der Tiek sich den Bernhardi nicht angeschafft hätte ich gäbe was drum! Vielleicht sagen eben so viele Menschen: wenn der Schlegel sich nicht den Schleiermacher angeschafft hätte!! [...] Beim Montag bleibts auf jeden Fall und wenn ich Geld hätte käme ich sogar Sonntag; denn einige Stunden sind besser als einige Thaler. Daß ich so viel bei Ihnen bin als möglich wissen Sie. Auf den Abend mit Heindorf freue ich mich; ich bin ihm wirklich sehr gut; und wie Sie ihm die Unschuld nicht abgemerkt haben wenn Sie mit ihm von Menschen gesprochen haben, begreife ich nicht. Mit dieser Art von Unschuld aber wird man mit der Welt nicht durch andre bekannt weil man immer von falschen Voraussetzungen ausgeht. Es giebt hierin auch eine ursprüng|liche Anschauung, wer zu der nicht kommt aus sich selbst der ist eben für dieses Fach verloren. – Über die Unschuld mache ich auch wol einmal einen Essay. Eigentlich glaube ich daß ich von den Menschen ziemlich viel weiß von ihrem Innern nehmlich, da habe ich bald eine kleine Anschauung; aber in dem was man Welt nennt, in der Kenntniß ihrer Routine und ihrer kleinen Trics da bin ich ein grausamer Stümper: es scheint mir immer nicht der Mühe werth darauf zu sehen[.] Jenes kostet mich nichts als Zeit und dazu hat man sie ja. Ich mögte wol einmal etwas schreiben wo das alles drin wäre; aber das ist auf viele Jahre hinaus: ich müßte lange am Stoff sammeln und weiß auch gar keine Form dazu. – Daß zugleich mit der Religion eine Predigt von mir erscheint ist wunderlich genug; mein Name steht da zwischen lauter großen Theologen und Kanzelrednern, und der Buttmann hat sich, um das zu entschuldigen erdreistet in der Vorrede zu sagen: „ich sei in Berlin meiner Talente und Kenntnisse wegen allgemein geschätzt.“ Die Fragmente, die Predigt, die Religion und der Kalender machen zusammen eine wunderliche Entrée in die literarische Welt. Was doch noch aus mir werden wird in diesem zeitlichen Leben.