Potsdam den 29ten April 1799.
Das hatte ich gewußt, und wie hätte ich es nicht wissen sollen daß der Plato, und vorzüglich diese Art von Gesprächen zu denen der Kriton gehört, Sie sehr groß und schön afficiren würde. Gern, gar gern wäre ich Zeuge gewesen von dem ersten Opfer Ihres Gefühls für den hohen Geist; denn dieß erste kommt doch so nicht wieder – aber Ihnen ist von den Göttern mehr schönes in meiner Abwesenheit bestimmt als mir. An das Griechische sind Sie nun gefesselt, der Plato bindet Sie auf ewig und viel fester als der Homer. Schlegel schrieb mir kurz vor meinem letzten Berlin von einem großen Coup den er noch vorhätte mit mir und das ist denn nichts geringeres als den Plato übersetzen. Ach! es ist eine göttliche Idee, und ich glaube wol daß es wenige so gut können werden als wir, aber eher als in einigen Jahren wage ich doch nicht es zu unternehmen, und dann muß es so frei von jeder äußern Abhängigkeit unternommen werden als je ein Werk ward und Jahre die darüber hingehen müssen nichts geachtet werden. Doch das ist ein Geheimniß und liegt noch sehr weit. |
Daß ich kommen mußte, liebe Jette um Ihr Vertrauen zu Sich Selbst zu wecken, das ist ein kurzer Inbegrif Ihrer ganzen Geschichte, und je mehr ich darüber denke, desto mehr bestätigt es mich in meinen Ideen von Ihren früheren Freunden. Es hat Sie eben keiner, der selbst Vertrauen zu sich hatte so ganz verstanden wie ich; auch Karl nicht dem es wohl bei aller Bescheidenheit an Vertrauen nicht fehlte. Und auf Wilhelms Urtheil haben Sie, wie sich eben daraus klar absehen läßt, auch zu seiner besten Zeit eben nicht viel gegeben: denn ausgezeichnet hat er Sie doch immer gar sehr. Ich bin zu meinem Vertrauen auf einem ganz andern Wege gekommen durch meine nicht zu dämpfende und fast allgemeine innere Polemik. Lange genug habe ich sie für nichts als Dummheit und Stumpfsinn wollen gelten lassen aber ich mußte ihr endlich glauben und ich kam dazu eher als ich Sie fand, sonst würden Sie mirs gegeben haben. Ach! wenn einen die Leute lieben und achten und ihr Warum ist immer nicht das rechte, was ist das für ein Gefühl! – Aber eins bitte ich Sie, liebe einzige Jette und lassen Sie sich recht darum gebeten sein. Es kann eine Zeit kommen, ja trotz alles Selbstvertrauens sage ich es, sie kann kommen wo ich – Nichts bin! Glauben Sie dann nur nicht daß ich immer nichts gewesen bin, trauern Sie nicht um ihre Liebe für mich, wenn Sie auch um mich trauern; zwingen Sie sich aber auch nicht sie lebendig zu halten, sondern gönnen Sie ihr | nur ein schönes Begräbniß in Ihrem Herzen. Ach, ich wollte dieß wäre nur eine Vision und keine Weissagung.
Das hatte ich gewußt, und wie hätte ich es nicht wissen sollen daß der Plato, und vorzüglich diese Art von Gesprächen zu denen der Kriton gehört, Sie sehr groß und schön afficiren würde. Gern, gar gern wäre ich Zeuge gewesen von dem ersten Opfer Ihres Gefühls für den hohen Geist; denn dieß erste kommt doch so nicht wieder – aber Ihnen ist von den Göttern mehr schönes in meiner Abwesenheit bestimmt als mir. An das Griechische sind Sie nun gefesselt, der Plato bindet Sie auf ewig und viel fester als der Homer. Schlegel schrieb mir kurz vor meinem letzten Berlin von einem großen Coup den er noch vorhätte mit mir und das ist denn nichts geringeres als den Plato übersetzen. Ach! es ist eine göttliche Idee, und ich glaube wol daß es wenige so gut können werden als wir, aber eher als in einigen Jahren wage ich doch nicht es zu unternehmen, und dann muß es so frei von jeder äußern Abhängigkeit unternommen werden als je ein Werk ward und Jahre die darüber hingehen müssen nichts geachtet werden. Doch das ist ein Geheimniß und liegt noch sehr weit. |
Daß ich kommen mußte, liebe Jette um Ihr Vertrauen zu Sich Selbst zu wecken, das ist ein kurzer Inbegrif Ihrer ganzen Geschichte, und je mehr ich darüber denke, desto mehr bestätigt es mich in meinen Ideen von Ihren früheren Freunden. Es hat Sie eben keiner, der selbst Vertrauen zu sich hatte so ganz verstanden wie ich; auch Karl nicht dem es wohl bei aller Bescheidenheit an Vertrauen nicht fehlte. Und auf Wilhelms Urtheil haben Sie, wie sich eben daraus klar absehen läßt, auch zu seiner besten Zeit eben nicht viel gegeben: denn ausgezeichnet hat er Sie doch immer gar sehr. Ich bin zu meinem Vertrauen auf einem ganz andern Wege gekommen durch meine nicht zu dämpfende und fast allgemeine innere Polemik. Lange genug habe ich sie für nichts als Dummheit und Stumpfsinn wollen gelten lassen aber ich mußte ihr endlich glauben und ich kam dazu eher als ich Sie fand, sonst würden Sie mirs gegeben haben. Ach! wenn einen die Leute lieben und achten und ihr Warum ist immer nicht das rechte, was ist das für ein Gefühl! – Aber eins bitte ich Sie, liebe einzige Jette und lassen Sie sich recht darum gebeten sein. Es kann eine Zeit kommen, ja trotz alles Selbstvertrauens sage ich es, sie kann kommen wo ich – Nichts bin! Glauben Sie dann nur nicht daß ich immer nichts gewesen bin, trauern Sie nicht um ihre Liebe für mich, wenn Sie auch um mich trauern; zwingen Sie sich aber auch nicht sie lebendig zu halten, sondern gönnen Sie ihr | nur ein schönes Begräbniß in Ihrem Herzen. Ach, ich wollte dieß wäre nur eine Vision und keine Weissagung.