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Friedrich Schleiermacher to Henriette Herz

den 2ten Mai.
Heute habe ich in den Zeitungen von Fichte’s kleiner Demüthigung gelesen. Ein falscher Schritt zieht immer den andern nach sich. Er mußte es freilich den Leuten sagen daß | sie sich bei der Dimission die sie ihm gäben unter diesen Umständen auf sein Fordern derselben nicht berufen könnten; aber das hätte auf eine ganz andre Art geschehen müssen. Und um so etwas zu sagen wie er in seinem ersten Briefe sagte von mehreren, die ihm nachfolgen würden, da muß man seiner Sache und seiner Leute sehr gewiß sein. Ein anderes Katheder findet nun Fichte gewiß nicht, und im Ganzen muß ich gestehen halte ich es für ein vortheilhaftes Ereigniß, daß seine Philosophie vom Katheder, wohin sie gar nicht paßt, vertrieben ist. Spinoza hat eine philosophische Professur abgelehnt ohnerachtet er so enthusiastisch für seine Philosophie war als Fichte nur immer für die seinige sein kann, und hat sehr wohl daran gethan.
Metadata Concerning Header
  • Date: Donnerstag, 2. Mai 1799
  • Sender: Friedrich Schleiermacher ·
  • Recipient: Henriette Herz ·
  • Place of Dispatch: Potsdam · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Abt. 5, Bd. 3. Briefwechsel 1799‒1800 (Briefe 553‒849). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1992, S. 103‒105.

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