Sie thun mir wirklich sehr Unrecht, lieber Neveu, wenn Sie im Ernst glauben konnten, daß ich an Ihr Buch wovon Sie in ihren letzten Briefen schrieben, nicht mehr gedacht hätte[.] Nein eben weil ich es imer von einem Posttag zum andern erwartete, so war dies Ursach daß ich nicht eher an Sie geschrieben, weil ich immer besorgte, unsre Briefe würden sich begegnen. Recht sehr danke ich Ihnen, daß sie mir die schon lange erwartete Schrift nun endlich geschickt und auch mit ihren Eigenthümlichkeiten mich vorläufig in etwas bekannt gemacht haben. Gewaltig ist meine Neugier diesmal auf die Probe gestellt, da ich dies Buch – ohne es öffnen und ansehn zu können, – ganzer 24 Stunden versiegelt bey mir behalten mußte, da ich es Montags erst auf die Accise schicken konnte[.] Jetzt kann ich mich über den Inhalt noch nicht näher einlaßen, da ich bis jetzt nur noch die erste Rede oder die Apologie habe durchlesen können, denn sie erfordert ganze Aufmerksamkeit aber schon daraus bin ich in den Stand gesetzt dem Urtheil ihrer dortigen Freunde aus Ueberzeugung beyzutreten, daß sie sehr gut geschrieben und nach dem, was Sie mir von der Zeit, in welcher sie sie abgefaßt haben, [mitgetheilt haben,] muß ich Ihnen auch allerdings das Zeugniß geben, daß Sie sehr fleißig dabey gewesen; aber das ist wohl allerdings vorauszusetzen, daß Sie mit dem Plan und den Ansichten und Ideen schon zu Richtigkeit gekomen waren, ehe Sie anfingen, sie wirklich schriftlich abzufassen |
Daß Sie sich über mein Urtheil, welches ich letzthin über das Sendschreiben [geäußert habe,] als ob der Verfasser ein Kantianer pp gar sehr wundern und sich nicht recht darin finden können ist ganz natürlich – und vielleicht werden Sie abermals sich wundern, wenn ich Ihnen jetzt schreibe, daß ich damals das wirkliche Sendschreiben – welches wohl sehr gewiß von Friedländer – gar nicht gelesen. Die Sache ist nämlich diese[.] Einige Tage ehe ich meinen letzten Brief an Sie schrieb, kam eines Morgens unser Feldprediger zu mir und sagte, wie er eine kleine Schrift über jenes Sendschreiben aufgesetzt, die er gern ehe noch Tellers Antwort erschien drucken laßen wollte – ich möchte sie doch vorher durchsehen – nun fand ich da erst ein Sendschreiben der jüdischen Hausväter – und dann seine Antwort ich sahe wohl daß beydes nicht seine eigene Hand, wunderte mich jedoch, wie er auf den Einfall gekomen jenes Sendschreiben noch abschreiben zu laßen[.] Da es aber ebenfalls an den Probst Teller gerichtet, und von dem nemlichen Inhalt – als jenes wirkliche nach den öffentlichen Anzeigen – so hielt [ich] es für solches – und darin waren nun wie Sie mir leicht glauben werden, manche sehr kritische Vorstellungen – nur erst nachdem ich meinen Brief an Sie schon abgehen laßen, sprach ich den Feldprediger wieder und erfuhr nun von ihm, daß jenes Sendschreiben ebenfalls seine Arbeit, – weiß aber nicht ob er es nun noch hat drucken laßen, da in der Zwischenzeit Tellers Antwort und mehrere andre – auch eine von einem andren Prediger in 2 Heften erschienen waren | Nun habe ich beydes das gedruckte Sendschreiben und auch Tellers Antwort – die meines Erachtens eine gewisse Verlegenheit zeigt, gelesen, bin aber nun sehr begierig auf ihre Schrift, die doch nun wohl nächstens erscheinen wird
den 20ten Bis soweit hatte ich schon am Dienstag geschrieben mit dem Entschluß den Brief mit der gestrigen reitenden Post abzuschicken, aber weiß der Himmel was für mancherley Abhaltungen, freilich mitunter auch Spaziergänge und mein Garten, aber auch einige unvorhergesehene Amtsverrichtungen mich daran gehindert haben und auch jetzt mich hindern an den lieben Vetter Reinhard selbst zu schreiben[.] Ich bitte also diesem lieben, würdigen Alten meine und aller meinigen aufrichtigste herzlichste Theilnehmung so wie auch dem Bräutchen zu versichern, und mich beßtens zu entschuldigen denn da ich morgen für den noch abwesenden Feldprediger in der Garnisonkirche und NachMittag in unsrer Kirche zu predigen habe, so würde dieser Brief noch länger liegen bleiben müssen.
Von Oelrichs Tode habe ich noch in keiner Zeitung etwas gelesen, bin auch bis jetzt noch nicht um die Sterbetax gemahnet worden. Vermuthlich werde ich wohl morgen einen Brief von Herrn Arend haben, der sich wegen der zurückbehaltenen Eingabe um Holz damit entschuldigt, daß er doch vorhergesehen, daß ich nichts ausrichten würde – warum er mir das aber nicht eher geschrieben – darüber ist altum silentium |
Aber ich sehe leider! daß mein Papier gewaltig durchschlägt, so daß ich beynahe zweifeln muß, ob Sie auch mein Geschreibsel werden lesen können. Aber nun noch heute einen andern Brief zu schreiben, das wäre doch in der That zuviel, zumal da ich mit morgen noch nicht so ganz aufs reine bin[.] Also will ich nur zum Schluß Ihnen noch vielmals danken, daß Sie mir von ihren lieben Geschwistern doch einige Nachricht haben zukommen laßen und freue mich, daß sich beyde anjetzt wohl befinden[.] Nach Charlotten habe ich mich vor etwa 6 Wochen in Matschdorf erkundigt, wo ich einen Fabrikanten aus Gnadenfrey antraf, der zum Wollmarkt hieher gekommen
Wir haben hier einen eben so sonderbaren Sommer als der Winter außerordentlich war, befinden uns jedoch ziemlich gesund und munter, denn den Schnupfen der mich seit Michaelis fast noch nicht verlaßen hat, rechne ich für kein Uebel, da er mich von vielem Schleim befreit, der mir sonst eine eigentliche Krankheit verursachen konnte[.] Wenn Sie Herrn Sack sehen, so empfehlen Sie mich seiner fernern Freundschaft, meinen letzten Brief wird er doch auch in Charlottenburg wohl erhalten haben. Und nun leben Sie recht wohl vielmals von uns allen gegrüßt
St
Landsb. a. d. W. d. 20ten Jul. 1799
Daß Sie sich über mein Urtheil, welches ich letzthin über das Sendschreiben [geäußert habe,] als ob der Verfasser ein Kantianer pp gar sehr wundern und sich nicht recht darin finden können ist ganz natürlich – und vielleicht werden Sie abermals sich wundern, wenn ich Ihnen jetzt schreibe, daß ich damals das wirkliche Sendschreiben – welches wohl sehr gewiß von Friedländer – gar nicht gelesen. Die Sache ist nämlich diese[.] Einige Tage ehe ich meinen letzten Brief an Sie schrieb, kam eines Morgens unser Feldprediger zu mir und sagte, wie er eine kleine Schrift über jenes Sendschreiben aufgesetzt, die er gern ehe noch Tellers Antwort erschien drucken laßen wollte – ich möchte sie doch vorher durchsehen – nun fand ich da erst ein Sendschreiben der jüdischen Hausväter – und dann seine Antwort ich sahe wohl daß beydes nicht seine eigene Hand, wunderte mich jedoch, wie er auf den Einfall gekomen jenes Sendschreiben noch abschreiben zu laßen[.] Da es aber ebenfalls an den Probst Teller gerichtet, und von dem nemlichen Inhalt – als jenes wirkliche nach den öffentlichen Anzeigen – so hielt [ich] es für solches – und darin waren nun wie Sie mir leicht glauben werden, manche sehr kritische Vorstellungen – nur erst nachdem ich meinen Brief an Sie schon abgehen laßen, sprach ich den Feldprediger wieder und erfuhr nun von ihm, daß jenes Sendschreiben ebenfalls seine Arbeit, – weiß aber nicht ob er es nun noch hat drucken laßen, da in der Zwischenzeit Tellers Antwort und mehrere andre – auch eine von einem andren Prediger in 2 Heften erschienen waren | Nun habe ich beydes das gedruckte Sendschreiben und auch Tellers Antwort – die meines Erachtens eine gewisse Verlegenheit zeigt, gelesen, bin aber nun sehr begierig auf ihre Schrift, die doch nun wohl nächstens erscheinen wird
den 20ten Bis soweit hatte ich schon am Dienstag geschrieben mit dem Entschluß den Brief mit der gestrigen reitenden Post abzuschicken, aber weiß der Himmel was für mancherley Abhaltungen, freilich mitunter auch Spaziergänge und mein Garten, aber auch einige unvorhergesehene Amtsverrichtungen mich daran gehindert haben und auch jetzt mich hindern an den lieben Vetter Reinhard selbst zu schreiben[.] Ich bitte also diesem lieben, würdigen Alten meine und aller meinigen aufrichtigste herzlichste Theilnehmung so wie auch dem Bräutchen zu versichern, und mich beßtens zu entschuldigen denn da ich morgen für den noch abwesenden Feldprediger in der Garnisonkirche und NachMittag in unsrer Kirche zu predigen habe, so würde dieser Brief noch länger liegen bleiben müssen.
Von Oelrichs Tode habe ich noch in keiner Zeitung etwas gelesen, bin auch bis jetzt noch nicht um die Sterbetax gemahnet worden. Vermuthlich werde ich wohl morgen einen Brief von Herrn Arend haben, der sich wegen der zurückbehaltenen Eingabe um Holz damit entschuldigt, daß er doch vorhergesehen, daß ich nichts ausrichten würde – warum er mir das aber nicht eher geschrieben – darüber ist altum silentium |
Aber ich sehe leider! daß mein Papier gewaltig durchschlägt, so daß ich beynahe zweifeln muß, ob Sie auch mein Geschreibsel werden lesen können. Aber nun noch heute einen andern Brief zu schreiben, das wäre doch in der That zuviel, zumal da ich mit morgen noch nicht so ganz aufs reine bin[.] Also will ich nur zum Schluß Ihnen noch vielmals danken, daß Sie mir von ihren lieben Geschwistern doch einige Nachricht haben zukommen laßen und freue mich, daß sich beyde anjetzt wohl befinden[.] Nach Charlotten habe ich mich vor etwa 6 Wochen in Matschdorf erkundigt, wo ich einen Fabrikanten aus Gnadenfrey antraf, der zum Wollmarkt hieher gekommen
Wir haben hier einen eben so sonderbaren Sommer als der Winter außerordentlich war, befinden uns jedoch ziemlich gesund und munter, denn den Schnupfen der mich seit Michaelis fast noch nicht verlaßen hat, rechne ich für kein Uebel, da er mich von vielem Schleim befreit, der mir sonst eine eigentliche Krankheit verursachen konnte[.] Wenn Sie Herrn Sack sehen, so empfehlen Sie mich seiner fernern Freundschaft, meinen letzten Brief wird er doch auch in Charlottenburg wohl erhalten haben. Und nun leben Sie recht wohl vielmals von uns allen gegrüßt
St
Landsb. a. d. W. d. 20ten Jul. 1799