Landsb. a d. W. d. 5ten Septb 99.
Sie haben ganz recht, lieber Neveu, daß ich Ihren letzten Brief mit der Schrift über den Brief der jüdischen Hausväter den Tag nachher nachdem ich Ihnen die Quittungen übersandt hatte, erhielt. Sie hat mir sehr gefallen – aber daß sie die beßte sey unter allen, die in der Sache erschienen, kann ich doch mit gutem Gewissen nicht sagen – aus dem sehr erheblichen Grunde weil ich – die übrigen nicht gelesen, woran ich aber wohl eben nicht viel verloren haben werde. An der ihrigen hat es mir sehr gefallen, daß sie dem Friedländer mit vieler Schonung – und dabey doch sehr gut das Unstatthafte in jenem Ansuchen gezeigt haben – Nur wünschte ich manchmal daß auch die Briefe worauf jene die Antwort sind, ebenfalls mitgetheilt seyn möchten. Ich hätte sodann noch etwas länger des Vergnügens einer so angenehmen Unterhaltung genießen können
Daß Sie darüber, daß ich an Herrn Reinhard als ich ihm einen Brief an den KammerDirektor Stubenrauch zur Einlage übersandte, geschrieben daß ich fast vermuthete: Sie möchten jetzt in Madlitz seyn – so ungehalten worden, thut mir leid. Mir hatte allerdings die Benike bey Gelegenheit da ich fragte: Ob Sie uns dies Jahr nicht besuchen würden – gesagt daß Sie wenig Hoffnung dazu machten | „indem Sie eine Reise nach Madlitz vorhätten, die Sie gar nicht ausschlagen könnten“[.] Das ists was mir die Benike sagte, und was sie auch noch behauptet, von Ihnen geschrieben zu seyn. Wann eher aber diese Reise erfolgen würde – davon haben Sie freilich ihr nichts geschrieben, es war also bloß eine ungefähre Vermuthung von mir, daß es – vielleicht – damals schon geschehen seyn möchte. – Und dadurch kann ich Sie doch wohl unmöglich beleidigt haben –
den 14ten Da liegt der Brief nun wieder schon seit 8 Tagen, und damit er denn doch morgen gewiß fortkomme, muß ich, obgleich es Sonnabend ist und ich morgen Vormittag predige, mich dran geben[.] Herzlich bedaure ich es, daß der liebe Herr Vetter Reinhard unpaßlich, ich bitte ihm gelegentlich unser aller herzliche Theilnehmung zu versichern nebst den aufrichtigsten Wünschen für seine baldige Wiedergenesung
Die neuverheiratheten Ehepaare werden wohl schon an den Ort ihrer Bestimmung abgereiset seyn, wohin denn unsre guten Wünsche sie begleiten, vielleicht erhalte ich von Charlotten bald durch die Frau Claessen einige Nachricht der es gewiß ein großes Soulagement seyn wird, da sie nun wieder von ihrer Tochter getrennt ist, und sonst auch in Brandenburg wie sie mir schreibt, wenig theilnehmende Freunde [hat] |
Abends. Also hat doch Herr Müller endlich Erlösung aus seiner 3ten Stelle in Frankfurt gefunden, – nur daß ihm in Cottbus die 60 rth entgehen, welches den dortigen Franzosen doch am Ende nicht viel helfen dürfte, indem das kleine Häuflein dort doch in den nächsten 50 Jahren wohl gewiß keine besondre Gemeine mehr ausmachen wird, indem ja selbst in solchen Städten wo sie noch ihren eigenen – auch wohl 2 Prediger haben – ihre Anzahl doch merklich, wegen der Verheirathungen mit Deutschen, schwindet
Für die gütige Besorgung unsrer Besoldungen danke Ihnen herzlich Es war alles ganz richtig, und nun wünsche ich Ihnen nach vielen Grüßen von Mama und unserm Sohne von Herzen eine gute Nacht. Leben Sie recht wohl, und wenns angeht so besuchen Sie uns
Ihr treuergebener Oheim
Stubenrauch
Sie haben ganz recht, lieber Neveu, daß ich Ihren letzten Brief mit der Schrift über den Brief der jüdischen Hausväter den Tag nachher nachdem ich Ihnen die Quittungen übersandt hatte, erhielt. Sie hat mir sehr gefallen – aber daß sie die beßte sey unter allen, die in der Sache erschienen, kann ich doch mit gutem Gewissen nicht sagen – aus dem sehr erheblichen Grunde weil ich – die übrigen nicht gelesen, woran ich aber wohl eben nicht viel verloren haben werde. An der ihrigen hat es mir sehr gefallen, daß sie dem Friedländer mit vieler Schonung – und dabey doch sehr gut das Unstatthafte in jenem Ansuchen gezeigt haben – Nur wünschte ich manchmal daß auch die Briefe worauf jene die Antwort sind, ebenfalls mitgetheilt seyn möchten. Ich hätte sodann noch etwas länger des Vergnügens einer so angenehmen Unterhaltung genießen können
Daß Sie darüber, daß ich an Herrn Reinhard als ich ihm einen Brief an den KammerDirektor Stubenrauch zur Einlage übersandte, geschrieben daß ich fast vermuthete: Sie möchten jetzt in Madlitz seyn – so ungehalten worden, thut mir leid. Mir hatte allerdings die Benike bey Gelegenheit da ich fragte: Ob Sie uns dies Jahr nicht besuchen würden – gesagt daß Sie wenig Hoffnung dazu machten | „indem Sie eine Reise nach Madlitz vorhätten, die Sie gar nicht ausschlagen könnten“[.] Das ists was mir die Benike sagte, und was sie auch noch behauptet, von Ihnen geschrieben zu seyn. Wann eher aber diese Reise erfolgen würde – davon haben Sie freilich ihr nichts geschrieben, es war also bloß eine ungefähre Vermuthung von mir, daß es – vielleicht – damals schon geschehen seyn möchte. – Und dadurch kann ich Sie doch wohl unmöglich beleidigt haben –
den 14ten Da liegt der Brief nun wieder schon seit 8 Tagen, und damit er denn doch morgen gewiß fortkomme, muß ich, obgleich es Sonnabend ist und ich morgen Vormittag predige, mich dran geben[.] Herzlich bedaure ich es, daß der liebe Herr Vetter Reinhard unpaßlich, ich bitte ihm gelegentlich unser aller herzliche Theilnehmung zu versichern nebst den aufrichtigsten Wünschen für seine baldige Wiedergenesung
Die neuverheiratheten Ehepaare werden wohl schon an den Ort ihrer Bestimmung abgereiset seyn, wohin denn unsre guten Wünsche sie begleiten, vielleicht erhalte ich von Charlotten bald durch die Frau Claessen einige Nachricht der es gewiß ein großes Soulagement seyn wird, da sie nun wieder von ihrer Tochter getrennt ist, und sonst auch in Brandenburg wie sie mir schreibt, wenig theilnehmende Freunde [hat] |
Abends. Also hat doch Herr Müller endlich Erlösung aus seiner 3ten Stelle in Frankfurt gefunden, – nur daß ihm in Cottbus die 60 rth entgehen, welches den dortigen Franzosen doch am Ende nicht viel helfen dürfte, indem das kleine Häuflein dort doch in den nächsten 50 Jahren wohl gewiß keine besondre Gemeine mehr ausmachen wird, indem ja selbst in solchen Städten wo sie noch ihren eigenen – auch wohl 2 Prediger haben – ihre Anzahl doch merklich, wegen der Verheirathungen mit Deutschen, schwindet
Für die gütige Besorgung unsrer Besoldungen danke Ihnen herzlich Es war alles ganz richtig, und nun wünsche ich Ihnen nach vielen Grüßen von Mama und unserm Sohne von Herzen eine gute Nacht. Leben Sie recht wohl, und wenns angeht so besuchen Sie uns
Ihr treuergebener Oheim
Stubenrauch