Ihren letzten Brief, mein lieber Neveu, den ich mit den Besoldungen am 1ten September erhielt, habe ich am 15ten beantwortet, und seit der Zeit ist eine mächtige Lücke in unserer Correspondenz, Mama sagt, Sie seyen wenigstens für uns gestorben, indeß freue ich mich durch die Benike doch noch immer einige Nachrichten von Ihrem Leben und Wohlbefinden zu erhalten. Vermuthlich sind Sie jetzt recht fleißig und werden mich vielleicht bald durch ein gedrucktes GeistesProduct erfreuen
Und Mama frägt, ob Sie ihr zum Beweise Ihres wirklichen Daseyns fünf hölzerne Stricknadeln wohl überschicken möchten so wie auch Frau Benike dergleichen von Ihnen erwartet, und ob sie auch etwas Leinwand an Sie übermachen könnte, die Sie dort so wie im vorigen Jahre drucken laßen möchten, wenn Sie | nämlich auch jetzt, wie wohl nicht zu zweifeln, jemand dort haben, der so gefällig ist, diese Besorgung zu übernehmen
Wir haben vor etwa 8 Tagen einen kleinen Besuch von Prediger Frank aus Stenzig gehabt, der sich auch Ihrer erinnerte und viele Complimente machen läßt. Da haben wir denn auch wieder von Drossen manches gehört, aber freilich nichts erfreuliches[.] Lachmanns sind beyde nicht in den beßten Gesundheitsumständen, er predigt zwar noch aber nimmt sehr ab und wird sehr schwach, und wie verlauten will haben sich schon ein paar Herren nach der Stelle sehr sorgfältig erkundigt
Nova literaria kann ich eher von Ihnen, als Sie von mir erwarten. Ueber die Fichtesche Anschuldigung habe ich verschiedne Schriften angekündigt, jedoch noch keine recensirt gefunden. Nur letzthin stand im Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur Zeitung ein Schreiben von Herrn Fichte an Schelling betreffends einer Aeußerung von Kant – und über das Sendschreiben der jüdischen Hausväter habe ich nur die Schrift von Luc – und die Hefte von Ambrosius recensirt gefunden, hoffe aber nun in den nächsten Stücken die Fortsetzung. Bis jetzt kann ich sagen, daß ich die Allgemeine Literatur Zeitung seitdem der Conrector die Besorgung übernomen, etwas ordentlicher und schneller erhalte, als bey Inspector Stenigkens Lebzeiten |
Hier empfehlen sich denn auch wieder beygehende BesoldungsQuittungen zur gütigen Besorgung nebst noch einer kleinen über 3 rth. von Mademoiselle Kersten, welche sich Ihnen bestens empfiehlt, ich bin kürzlich, am Dienstag und Mittwoch mit der Benike einmal bey ihr und den Tag zuvor bey Abernethy in ziemlich großer Gesellschaft gewesen, und da die gute Benike hörte, daß ich an Sie schreiben würde, so hat sie mir schon heute früh die beygehende Einlage geschikt; dann erfolgt auch hier ein Brieflein an meinen alten Freund, den Hofprediger Sack, um dessen baldige Besorgung ich recht sehr bitte. Es betrifft unsern guten Cantor Doniges, der seinen Sohn gern entweder in Oranienburg oder aber in Fahlenwerder angestellt wünscht, und er bittet Sie ganz ergebenst, daß Sie doch auch ein gütiges Fürwort für ihn einlegen möchten
A propos, Mursinna soll ja jetzt in Berlin seyn. Haben Sie gar nichts von ihm gehört[?] Ich hatte schon in diesem Früjahr an ihn geschrieben, aber – wie es mir manchmal zu gehen pflegt, – ohne die geringste Antwort von ihm zu erhalten. |
Da heute Sonnabend und ich schon viel und mancherley geschrieben habe, so werde ich wohl hier schließen müssen, viele herzliche Grüße von Mama und unserm Sohn, und von uns allen die besten Empfehlungen an unsern lieben alten Herrn Vetter Reinhard
Ich bin und bleibe Ihr aufrichtig treuer Oheim
St
Landsb. a d W. d. 9ten Novb. 99.
Und Mama frägt, ob Sie ihr zum Beweise Ihres wirklichen Daseyns fünf hölzerne Stricknadeln wohl überschicken möchten so wie auch Frau Benike dergleichen von Ihnen erwartet, und ob sie auch etwas Leinwand an Sie übermachen könnte, die Sie dort so wie im vorigen Jahre drucken laßen möchten, wenn Sie | nämlich auch jetzt, wie wohl nicht zu zweifeln, jemand dort haben, der so gefällig ist, diese Besorgung zu übernehmen
Wir haben vor etwa 8 Tagen einen kleinen Besuch von Prediger Frank aus Stenzig gehabt, der sich auch Ihrer erinnerte und viele Complimente machen läßt. Da haben wir denn auch wieder von Drossen manches gehört, aber freilich nichts erfreuliches[.] Lachmanns sind beyde nicht in den beßten Gesundheitsumständen, er predigt zwar noch aber nimmt sehr ab und wird sehr schwach, und wie verlauten will haben sich schon ein paar Herren nach der Stelle sehr sorgfältig erkundigt
Nova literaria kann ich eher von Ihnen, als Sie von mir erwarten. Ueber die Fichtesche Anschuldigung habe ich verschiedne Schriften angekündigt, jedoch noch keine recensirt gefunden. Nur letzthin stand im Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur Zeitung ein Schreiben von Herrn Fichte an Schelling betreffends einer Aeußerung von Kant – und über das Sendschreiben der jüdischen Hausväter habe ich nur die Schrift von Luc – und die Hefte von Ambrosius recensirt gefunden, hoffe aber nun in den nächsten Stücken die Fortsetzung. Bis jetzt kann ich sagen, daß ich die Allgemeine Literatur Zeitung seitdem der Conrector die Besorgung übernomen, etwas ordentlicher und schneller erhalte, als bey Inspector Stenigkens Lebzeiten |
Hier empfehlen sich denn auch wieder beygehende BesoldungsQuittungen zur gütigen Besorgung nebst noch einer kleinen über 3 rth. von Mademoiselle Kersten, welche sich Ihnen bestens empfiehlt, ich bin kürzlich, am Dienstag und Mittwoch mit der Benike einmal bey ihr und den Tag zuvor bey Abernethy in ziemlich großer Gesellschaft gewesen, und da die gute Benike hörte, daß ich an Sie schreiben würde, so hat sie mir schon heute früh die beygehende Einlage geschikt; dann erfolgt auch hier ein Brieflein an meinen alten Freund, den Hofprediger Sack, um dessen baldige Besorgung ich recht sehr bitte. Es betrifft unsern guten Cantor Doniges, der seinen Sohn gern entweder in Oranienburg oder aber in Fahlenwerder angestellt wünscht, und er bittet Sie ganz ergebenst, daß Sie doch auch ein gütiges Fürwort für ihn einlegen möchten
A propos, Mursinna soll ja jetzt in Berlin seyn. Haben Sie gar nichts von ihm gehört[?] Ich hatte schon in diesem Früjahr an ihn geschrieben, aber – wie es mir manchmal zu gehen pflegt, – ohne die geringste Antwort von ihm zu erhalten. |
Da heute Sonnabend und ich schon viel und mancherley geschrieben habe, so werde ich wohl hier schließen müssen, viele herzliche Grüße von Mama und unserm Sohn, und von uns allen die besten Empfehlungen an unsern lieben alten Herrn Vetter Reinhard
Ich bin und bleibe Ihr aufrichtig treuer Oheim
St
Landsb. a d W. d. 9ten Novb. 99.