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Samuel Ernst Stubenrauch to Friedrich Schleiermacher

Also sind Sie, wie mir gestern unsere liebe Benike sagte, gar besorgt, ob ich auch die Besoldung richtig erhalten habe. Es ist freilich etwas seltsam, daß ich seitdem noch nicht an Sie mein lieber Neveu, geschrieben habe; allein ich hatte da so manche andre Schreibereyen, und dann war ich auch einige Wochen gar nicht recht, und besorgte, daß wohl etwa so ein Schleimfieberchen als vor 3 Jahren im Anzuge seyn möchte; allein unser guter Dr Stisser hat mich doch bald wieder zu recht gebracht, und seitdem sich mein Schnupfen wieder eingefunden, bin ich Gott sey Dank wieder so munter als je, nur meine liebe Frau ist nicht so recht munter, indeß hat sie immer gute Hoffnung
Und nun will ich auch gleich Ihren letzten Brief beantworten und [die Antwort] dann durch die Benike Ihnen zuschicken; ich fange von hinten an. Vor 4 Wochen erhielt ich endlich von Ihrem Bruder ein Schreiben wodurch ich von seiner bevorstehenden Veränderung zuerst etwas erfuhr, aber zugleich benimmt er mir alle Hoffnung, seine Reise über Landsberg zu machen
Aber was ist denn das für eine Krankheit, woran Sie schon an 20 Jahr gelitten haben? Sollte man nicht denken, wer weiß wie alt Sie wären – gleichwohl wissen wir uns gar nicht zu erinern, daß Sie in Halle – auch nicht einmal in Drossen über ein solches Radikal-Uebel (denn das muß es doch wohl seyn, da es, wie Sie schreiben, ohne radical Kur nicht zu heben) geklagt hätten |
Letzt schrieben Sie von einem Hünefeld der abgesetzt, ich weiß aber nicht ob der so in Müncheberg gestanden, den ich wohl in Frankfurt bey Muzel gesprochen, oder obs der andre, der wo mir recht in Linow[.] Vorgestern brachte der Briefträger einen Brief an Herrn Huhnicke Hofprediger zu Landsberg an der Warthe ich sagte ihm, daß er nach Alt-Landsberg geschickt werden müße. Aber bis jetzt ist Hunicke doch wohl nur noch vicar oder Substitute denn daß Jablonski todt hab ich doch noch nicht gehört oder gelesen. Herr Hofprediger Sack hat die Güte gehabt mir seine am 2ten Februar gehaltene Predigt, auf die ich schon durch die Anzeige in den Zeitungen sehr begierig war, selbst zu überschicken welches mir ein sehr schäzbarer Beweis seiner Freundschaft. Ich las die Anzeige in den Zeitungen gerade den Tag nachdem ich die Quittungen schon an Sie abgeschickt, sonst würde ich Sie schon damals darum ersucht haben. Nun ich sie selbst gelesen und auch anderen geliehen, nun finden sich hier manche die sie selbst zu besitzen wünschen, ich ersuche Sie daher mir 4 Exemplare gefällig zu übersenden, versteht sich schon geheftet, es thut mir leid, daß Sie letzthin die Besoldung uns so netto überschickt, da Sie doch wahrscheinlich schon kleine Auslagen, und nun auch das Zeug drucken zu laßen haben |
Ich höre daß Frau Bumken nach Berlin gereiset, um ihren Bruder in die Charité zu bringen – Vielleicht wäre dies eine gute Gelegenheit, unsere Leinewand her zu bekommen
Wir haben hier noch immer einen sehr strengen Winter, rechnen aber sehr darauf, daß Sie fein im Frühjahr sich wieder werden bey uns sehen laßen; dann könnte vielleicht doch noch das rendez-vous mit Ihrem Bruder Carl, worauf er, wie er mir schreibt, immer sehr gerechnet, statt finden.
An Herrn Vetter Reinhardt recht viele herzliche Empfehlungen[;] von Herrn Stubenrauch habe ich auf meinen Brief keine Antwort erhalten, weiß aber auch schon, daß er eben kein fleißiger Briefschreiber, welches ich auch bey seinen vielen Reisen und Geschäften gar wohl entschuldigen kann
Viele herzliche Grüße von Mama und uns[erm Sohne.] Wir wünschen alle, daß Sie bald wieder ganz [gesund] seyn mögen[.] Ich bin, wie Sie wißen, jederzeit
Ihr aufrichtig treuer Oheim
Stubenrauch
Landsb a d W. den 8ten Merz 1800
Gern hätte ich noch mehr geschrieben, aber ich muß noch auf meine morgende Predigt arbeiten
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 8. März 1800
  • Sender: Samuel Ernst Stubenrauch ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Landsberg (Warthe) · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Abt. 5, Bd. 3. Briefwechsel 1799‒1800 (Briefe 553‒849). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1992, S. 408‒411.

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