Berlin, den 26ten August, 97
Theuerster Freund,
Außer viel Zerstreuungen und Abhaltungen verschiedner Art war auch die Hoffnung und der Wunsch, meinen ersten Brief mit einem Beytrag für Ihr Journal begleiten zu können, Ursache, daß ich Ihnen nicht eher Nachricht von mir gab. Die Meinigen werden Ihnen gesagt haben, daß ich mich leidlich wohl befinde, und sehr lebhaft an meine wenigen aber theuren Jenaischen Freunde erinnere, unter denen Sie eine so große Stelle einnehmen. Ich habe auch alle mögliche Ursache, mein Andenken lebhaft dort zu erhalten, da ich bald genug zurückkehre, um oft an jene Zeit zu denken, aber spät genug, um unter der Zeit etwas vergessen zu werden. Doch hoffe ich, wird dieß bei Ihnen wenigstens und bei dem theuren Fichte, dem ich nächstens schreibe, nicht der Fall seyn. –
Ich denke Ihnen nächstens den Begriff der Philologie schicken zu können. Ich denke damit eine ziemlich lange Reihe von philosoph.[ischen] Aufsätzen zu eröffnen, die zusammen eine vollständige Philosophie der Philologie bilden werden, und in die sich alles hineinfügen wird, wovon ich Sie manchmal auf unsern Spatziergängen unterhalten habe. – Mein Vorrath dazu ist sehr angewachsen, und die letzte Vollendung des ersten Aufsatzes (von dem Sie und Fichte aber keine strenge Methode fodern müssen, da es nur eine Art von Einleitung seyn soll) wartet nur auf eine Ebbe in meinen Arbeiten fürs Lyceum. – Ich hoffe, daß das Ganze seine Stelle in Ihrem Journal verdienen soll. –
Schellings Lob auf Jakobi ist etwas schaal und bombastisch. Wenn er so fortfährt, so werde ich noch Jakobi besser zu loben versuchen. Ueberhaupt scheint mirs, als wäre Gefahr vorhanden, Schelling möchte sich aus einander schreiben.
Denken Sie nur, den alten Californier habe ich noch <nicht> mit Augen gesehn. Ich halte mich mehr an die angenehmen als an die gelehrten Gesellschaften. Die Philosophie liegt freylich hier im Argen. Doch habe ich einen Prediger Schleyermacher gefunden, der Fichtes Schriften studirt und das Journal mit einem andern Interesse als dem der Neugier und Persönlichkeit liest.
Wenn Sie mich mit einigen Zeilen erfreuen, so theilen Sie mir <ja> Ihren ganzen Vorrath von Neuigkeiten der philosoph.[ischen] Literatur mit. – Genz soll nicht die Gans seyn. Gewißheit kann ich Ihnen heute darüber noch nicht geben. Im nächsten Stück der Deutschen Monatsschr. ist ein Aufsatz von Heusinger, der Aufmerksamkeit verdient, versteht sich nur in Rücksicht auf die Tendenz.
Wenn ich nur einmahl wieder die Freude haben könnte, mit Ihnen auf Ihrem Zimmer einen Morgenspatziergang, oder mit Ihnen und Mad. Döderlein in den Jenaischen Bergen einen Abendspatziergang zu machen, so dürfte ich Sie nicht blos schriftlich um die Fortdauer Ihrer Freundschaft bitten.
Ganz der Ihrige
Friedrich Schlegel.
Meine herzlichsten Grüße an Fichte und meine besten Empfehlungen an Mad. Döderlein.
Herrn Professor Niethammer.
Theuerster Freund,
Außer viel Zerstreuungen und Abhaltungen verschiedner Art war auch die Hoffnung und der Wunsch, meinen ersten Brief mit einem Beytrag für Ihr Journal begleiten zu können, Ursache, daß ich Ihnen nicht eher Nachricht von mir gab. Die Meinigen werden Ihnen gesagt haben, daß ich mich leidlich wohl befinde, und sehr lebhaft an meine wenigen aber theuren Jenaischen Freunde erinnere, unter denen Sie eine so große Stelle einnehmen. Ich habe auch alle mögliche Ursache, mein Andenken lebhaft dort zu erhalten, da ich bald genug zurückkehre, um oft an jene Zeit zu denken, aber spät genug, um unter der Zeit etwas vergessen zu werden. Doch hoffe ich, wird dieß bei Ihnen wenigstens und bei dem theuren Fichte, dem ich nächstens schreibe, nicht der Fall seyn. –
Ich denke Ihnen nächstens den Begriff der Philologie schicken zu können. Ich denke damit eine ziemlich lange Reihe von philosoph.[ischen] Aufsätzen zu eröffnen, die zusammen eine vollständige Philosophie der Philologie bilden werden, und in die sich alles hineinfügen wird, wovon ich Sie manchmal auf unsern Spatziergängen unterhalten habe. – Mein Vorrath dazu ist sehr angewachsen, und die letzte Vollendung des ersten Aufsatzes (von dem Sie und Fichte aber keine strenge Methode fodern müssen, da es nur eine Art von Einleitung seyn soll) wartet nur auf eine Ebbe in meinen Arbeiten fürs Lyceum. – Ich hoffe, daß das Ganze seine Stelle in Ihrem Journal verdienen soll. –
Schellings Lob auf Jakobi ist etwas schaal und bombastisch. Wenn er so fortfährt, so werde ich noch Jakobi besser zu loben versuchen. Ueberhaupt scheint mirs, als wäre Gefahr vorhanden, Schelling möchte sich aus einander schreiben.
Denken Sie nur, den alten Californier habe ich noch <nicht> mit Augen gesehn. Ich halte mich mehr an die angenehmen als an die gelehrten Gesellschaften. Die Philosophie liegt freylich hier im Argen. Doch habe ich einen Prediger Schleyermacher gefunden, der Fichtes Schriften studirt und das Journal mit einem andern Interesse als dem der Neugier und Persönlichkeit liest.
Wenn Sie mich mit einigen Zeilen erfreuen, so theilen Sie mir <ja> Ihren ganzen Vorrath von Neuigkeiten der philosoph.[ischen] Literatur mit. – Genz soll nicht die Gans seyn. Gewißheit kann ich Ihnen heute darüber noch nicht geben. Im nächsten Stück der Deutschen Monatsschr. ist ein Aufsatz von Heusinger, der Aufmerksamkeit verdient, versteht sich nur in Rücksicht auf die Tendenz.
Wenn ich nur einmahl wieder die Freude haben könnte, mit Ihnen auf Ihrem Zimmer einen Morgenspatziergang, oder mit Ihnen und Mad. Döderlein in den Jenaischen Bergen einen Abendspatziergang zu machen, so dürfte ich Sie nicht blos schriftlich um die Fortdauer Ihrer Freundschaft bitten.
Ganz der Ihrige
Friedrich Schlegel.
Meine herzlichsten Grüße an Fichte und meine besten Empfehlungen an Mad. Döderlein.
Herrn Professor Niethammer.