Prenzlau Montag 29 Jun 1801.
ich mochte Ihnen, sehr werther Herr Bruder, nicht gern eher für Ihre trefliche Gabe danken, bis ich sie mir auch ganz zugeeignet hatte. Jetzt ist dafür mein Dank desto herzlicher.
ich habe seither wenig Predigten gelesen, und wenn ichs manchmal that, so geschah es, um neuen Stof zu eignen Vorträgen aufzuregen. Jetzt freue ich mich in Besitz einer Samlung zu sein die ich in der That mit eigner Andacht, mit beständiger Anwendung auf mich selbst gelesen habe und wieder lesen werde. Am schätzbarsten ist mir vielleicht die Predigt von der Trägheit gewesen. Es ist indeß wol keine in dieser Samlung, durch die man nicht erwärmt und auf neue Seiten der Warheit aufmerksam gemacht würde. |
Fromm und rührend sind in diesen Vorträgen die steten Beziehungen auf Gott und die reinen Begriffe von der Gottheit. Aber ich bin beim Genusse solcher Stellen manchmal durch den Zweifel gestört worden, ob nicht verglichen mit den Reden über die Religion, diese Beziehungen bloße Mythologie sind, und ob diese in Vorträgen, worin so reine Gesinnungen athmen, Platz finden dürfe. ich achte gewiß (in Beziehung auf Ihre vorletzte Predigt) Glückseligkeit nicht für das Höchste; aber ich kann mich nicht enthalten, von einer weisen WeltOrdnung ein Verhältniß zwischen Tugend und Glückseligkeit zu fordern. Verzeihen Sie diesen Zweifeln, welche, wenn sie auch meinem bisherigen Nachdenken nicht weichen wollten, vielleicht dem fortgesetztem weichen werden.
Es könnte wol mir und allen, die Sinn für Höheres haben, kein lieberes Geschenk zu Theil werden, als wenn Sie nun auch eine Samlung FestPredigten herausgeben wollten. | Einige Stellen dieser Predigten, wo Sie eigentliche Religion aussprechen, haben mich so sehr begierig nach einer Samlung von ganzen Vorträgen dieser Art gemacht.
Der Himmel erhalte Ihnen Gesundheit und Muße, Ihrem Publicum oft Geschenke, wie die 3 zu machen, welche gewiß nicht bloß ich allein mit voller Liebe umfasse.
ich achte Sie hoch.
Wolf.
ich mochte Ihnen, sehr werther Herr Bruder, nicht gern eher für Ihre trefliche Gabe danken, bis ich sie mir auch ganz zugeeignet hatte. Jetzt ist dafür mein Dank desto herzlicher.
ich habe seither wenig Predigten gelesen, und wenn ichs manchmal that, so geschah es, um neuen Stof zu eignen Vorträgen aufzuregen. Jetzt freue ich mich in Besitz einer Samlung zu sein die ich in der That mit eigner Andacht, mit beständiger Anwendung auf mich selbst gelesen habe und wieder lesen werde. Am schätzbarsten ist mir vielleicht die Predigt von der Trägheit gewesen. Es ist indeß wol keine in dieser Samlung, durch die man nicht erwärmt und auf neue Seiten der Warheit aufmerksam gemacht würde. |
Fromm und rührend sind in diesen Vorträgen die steten Beziehungen auf Gott und die reinen Begriffe von der Gottheit. Aber ich bin beim Genusse solcher Stellen manchmal durch den Zweifel gestört worden, ob nicht verglichen mit den Reden über die Religion, diese Beziehungen bloße Mythologie sind, und ob diese in Vorträgen, worin so reine Gesinnungen athmen, Platz finden dürfe. ich achte gewiß (in Beziehung auf Ihre vorletzte Predigt) Glückseligkeit nicht für das Höchste; aber ich kann mich nicht enthalten, von einer weisen WeltOrdnung ein Verhältniß zwischen Tugend und Glückseligkeit zu fordern. Verzeihen Sie diesen Zweifeln, welche, wenn sie auch meinem bisherigen Nachdenken nicht weichen wollten, vielleicht dem fortgesetztem weichen werden.
Es könnte wol mir und allen, die Sinn für Höheres haben, kein lieberes Geschenk zu Theil werden, als wenn Sie nun auch eine Samlung FestPredigten herausgeben wollten. | Einige Stellen dieser Predigten, wo Sie eigentliche Religion aussprechen, haben mich so sehr begierig nach einer Samlung von ganzen Vorträgen dieser Art gemacht.
Der Himmel erhalte Ihnen Gesundheit und Muße, Ihrem Publicum oft Geschenke, wie die 3 zu machen, welche gewiß nicht bloß ich allein mit voller Liebe umfasse.
ich achte Sie hoch.
Wolf.