Recht vielen herzlichen Dank, werthgeschätzter Neveu, für Ihre beyde so Inhaltreiche Briefe. Schon der erste, den ich durch die Benike erhielt, hatte mir wegen der ausführlichen Nachrichten sehr viel Vergnügen gemacht, und ich würde ihn früher beantwortet haben, wenn mich nicht die Scheu, daß unsere Briefe sich abermals begegnen möchten, davon zurückgehalten hätte – und nun habe ich unsere Benike seit 8 Tagen schon erinnert und erinnern laßen, daß sie mir doch einen Brief zur Einlage an Sie zuschicken möchte – aber ich harre immer noch vergebens; ich muß aber zu ihrer Entschuldigung auch anzeigen daß es mit dem Gesundheitszustande und dem Besserwerden ihres Mannes immer noch sehr mißlich aussehe[.] Der arme Benike hat nun schon seit länger als 3 Wochen nicht aufs Rathaus gehen können. Als ich zuletzt bey ihm war, fand ich ihn zwar schon unter seinen Papieren, aber wir riethen ihn alle daß er ja nicht zu früh – zumal bey dem jetzt so äußerst unangenehmen und auch der Gesundheit äußerst nachtheiligen Wetter – sich aufmachen möchte. Ich selbst bin seit 8 Tagen nicht dort gewesen – und am Montag sagte mir Emilie daß er wieder sich schlimm befinde und nun ist noch dazu Doctor Stisser zu Kranken auf dem Lande gerufen, da sind die guten Leutchen denn um desto mehr zu bedauern |
Manche von den Nachrichten, die Sie mir geschrieben, waren mir doch äußerst bedenklich, besonders auch, daß man die Stelle, die ich vormals in Halle bekleidet, nun ganz will eingehen laßen. Freylich läßt sich vieles dafür sagen, wenn man auf die erste Veranlaßung zurückgeht – allein da doch auf der ganz reformirten Universität zu Frankfurt noch immer auch lutherische Theologen zu Lehrern an[ge]stellt [werden]; so sehe ich nicht, warum die reformirten Lehrstellen zu Halle eingehen müssen. Nun wünschte ich aber von Ihnen noch zu erfahren, welche Stelle eigentlich Herr Thyme jetzt am Joachimsthalschen Gymnasium hat, ich weiß zwar, daß er an Gracks Stelle gekommen, weiß aber nicht, ob er eine eigene Klaße habe und was für eine, oder was für Lehrstunden er giebt
Ferner ist mir auch entfallen, wer an meines Freundes Naudé (der schon 1797 gestorben) Stelle gekomen ist
Daß Herr Gedicke den Einfluß den er anjetzt auf so vielfache Weise zu haben scheint, auch bey Besetzung oder Nichtbesetzung der Meierottoschen Stelle thätig beweisen würde, hatte ich schon immer geglaubt, um desto mehr wundert es mich, daß, wie Sie in Ihrem letztern schreiben, Snetlage nun doch die Stelle erhalten |
den 12ten Soweit, mein Beßter, hatte ich schon gestern vor 8 Tagen harrete aber noch imer – und ward in der Folge abgehalten zwar nicht wie Sie, durch so mancherley literarische Beschäftigungen – beyläufig Sie können sich sicher darauf verlaßen, daß ich von Ihren literarischen – besonders anonymen Schriften – hier ja zu niemanden mich äußere, obwohl ich von diesem und jenem oft befragt werde – Sie können mir also sicher alles anvertrauen
An den guten Vetter Reinhard bitte ich recht viele herzliche Empfehlungen von uns beyden zu machen[.] Immer hatte ich mir vorgenomen, selbst an ihn zu schreiben. Allein meine Augen werden schwach, wie Sie auch wohl an diesem Geschreibe schon werden bemerkt haben[.] Es ist ja wohl in diesem Monat Herrn Reinhards Geburtstag auch dazu gratuliren wir von Herzen.
Und nun muß ich zum Ende eilen[.] Mama grüßet vielmals, auch von unserem Sohne viele Empfehlungen, er bittet, ihn nicht ganz zu vergessen. Ich wünsche gute Gesundheit und bleibe jederzeit
Ihr aufrichtig treuer Oheim
Stubenrauch
Landsb. a. d. W. den 12ten Decb. 1801.
Schreiben Sie ja so bald Sie können und wenns seyn kann, so überschicken Sie mir einen kleinen französischen Kalender für Mama
Manche von den Nachrichten, die Sie mir geschrieben, waren mir doch äußerst bedenklich, besonders auch, daß man die Stelle, die ich vormals in Halle bekleidet, nun ganz will eingehen laßen. Freylich läßt sich vieles dafür sagen, wenn man auf die erste Veranlaßung zurückgeht – allein da doch auf der ganz reformirten Universität zu Frankfurt noch immer auch lutherische Theologen zu Lehrern an[ge]stellt [werden]; so sehe ich nicht, warum die reformirten Lehrstellen zu Halle eingehen müssen. Nun wünschte ich aber von Ihnen noch zu erfahren, welche Stelle eigentlich Herr Thyme jetzt am Joachimsthalschen Gymnasium hat, ich weiß zwar, daß er an Gracks Stelle gekommen, weiß aber nicht, ob er eine eigene Klaße habe und was für eine, oder was für Lehrstunden er giebt
Ferner ist mir auch entfallen, wer an meines Freundes Naudé (der schon 1797 gestorben) Stelle gekomen ist
Daß Herr Gedicke den Einfluß den er anjetzt auf so vielfache Weise zu haben scheint, auch bey Besetzung oder Nichtbesetzung der Meierottoschen Stelle thätig beweisen würde, hatte ich schon immer geglaubt, um desto mehr wundert es mich, daß, wie Sie in Ihrem letztern schreiben, Snetlage nun doch die Stelle erhalten |
den 12ten Soweit, mein Beßter, hatte ich schon gestern vor 8 Tagen harrete aber noch imer – und ward in der Folge abgehalten zwar nicht wie Sie, durch so mancherley literarische Beschäftigungen – beyläufig Sie können sich sicher darauf verlaßen, daß ich von Ihren literarischen – besonders anonymen Schriften – hier ja zu niemanden mich äußere, obwohl ich von diesem und jenem oft befragt werde – Sie können mir also sicher alles anvertrauen
An den guten Vetter Reinhard bitte ich recht viele herzliche Empfehlungen von uns beyden zu machen[.] Immer hatte ich mir vorgenomen, selbst an ihn zu schreiben. Allein meine Augen werden schwach, wie Sie auch wohl an diesem Geschreibe schon werden bemerkt haben[.] Es ist ja wohl in diesem Monat Herrn Reinhards Geburtstag auch dazu gratuliren wir von Herzen.
Und nun muß ich zum Ende eilen[.] Mama grüßet vielmals, auch von unserem Sohne viele Empfehlungen, er bittet, ihn nicht ganz zu vergessen. Ich wünsche gute Gesundheit und bleibe jederzeit
Ihr aufrichtig treuer Oheim
Stubenrauch
Landsb. a. d. W. den 12ten Decb. 1801.
Schreiben Sie ja so bald Sie können und wenns seyn kann, so überschicken Sie mir einen kleinen französischen Kalender für Mama