Heute nur ein ganz kleines Brieflein, lieber Neveu! Es betrifft noch unsere gute verstorbene Kersten – schon letzt schrieb ich Ihnen, daß ich diesen Todesfall durch die Zeitungen bekannt gemacht zu sehen gewünscht, daß aber Tiemann mich davon zurückgehalten. Nun zeigt sichs aber, daß von ihrer Seite ein großer Mißverstand – und Benicke gar nicht daran gedacht. Ginge es nun etwa noch an, daß Sie diesen Todesfall
der Demoiselle Wilhelmine Kersten am 15ten Merz Abends
gegen 6 im 60ten Lebensjahre an der Brustwassersucht –
noch in die Zeitungen nehmen laßen wollten; so sollten die InsertionsGebühren gern erstattet werden
Sonst wünschten wir aber doch alle, daß Sie so gefällig seyn möchten, es dem Rendanten der Casse, aus welcher die Verstorbne halbjährig 3 rth. die Sie mit unseren Besoldungen herschickten – wissen zu laßen, indem vielleicht manche schon darauf warten, die es wohl noch mehr bedürftig seyn können Es ist schlimm | daß ich nirgends notirt finde, von wem jene 6 rth ausgezahlt werden, oder aus welcher Kasse sonst würde ich an den Herrn Rendanten selbst schreiben, und Sie mit diesem Auftrage nicht belästigen, da ich mir vorstellen kann, daß Sie, theuerster Herr Neveu, theils wegen literarischen Arbeiten, theils auch wegen ihrer bevorstehenden Reise, gewiß sehr wenig Zeit übrig haben. Doch erwarte ich bald Ihren versprochenen Brief und vielleicht können Sie mir dann auch schon ihren Nachfolger an der Charité nennen
Von Herrn Arend habe ich kürzlich einen sehr ausführlichen Brief erhalten, darin auch vieles von Ihnen, er freut sich herzlich daß Sie eine so gute Stelle und das unter so biedern, rechtlichen Menschen erhalten. Auch schrieb er mir daß er mit Ihnen bey Herrn Prof Spalding einen sehr angenehmen Abend zugebracht
Und nun leben Sie wohl herzlich gegrüßt von Mama und von unsrem Sohne. Ich bin und bleibe
Ihr aufrichtig ergebener Oheim
Stbrch
Landsb. a d. W den 29ten Merz 1802.
der Demoiselle Wilhelmine Kersten am 15ten Merz Abends
gegen 6 im 60ten Lebensjahre an der Brustwassersucht –
noch in die Zeitungen nehmen laßen wollten; so sollten die InsertionsGebühren gern erstattet werden
Sonst wünschten wir aber doch alle, daß Sie so gefällig seyn möchten, es dem Rendanten der Casse, aus welcher die Verstorbne halbjährig 3 rth. die Sie mit unseren Besoldungen herschickten – wissen zu laßen, indem vielleicht manche schon darauf warten, die es wohl noch mehr bedürftig seyn können Es ist schlimm | daß ich nirgends notirt finde, von wem jene 6 rth ausgezahlt werden, oder aus welcher Kasse sonst würde ich an den Herrn Rendanten selbst schreiben, und Sie mit diesem Auftrage nicht belästigen, da ich mir vorstellen kann, daß Sie, theuerster Herr Neveu, theils wegen literarischen Arbeiten, theils auch wegen ihrer bevorstehenden Reise, gewiß sehr wenig Zeit übrig haben. Doch erwarte ich bald Ihren versprochenen Brief und vielleicht können Sie mir dann auch schon ihren Nachfolger an der Charité nennen
Von Herrn Arend habe ich kürzlich einen sehr ausführlichen Brief erhalten, darin auch vieles von Ihnen, er freut sich herzlich daß Sie eine so gute Stelle und das unter so biedern, rechtlichen Menschen erhalten. Auch schrieb er mir daß er mit Ihnen bey Herrn Prof Spalding einen sehr angenehmen Abend zugebracht
Und nun leben Sie wohl herzlich gegrüßt von Mama und von unsrem Sohne. Ich bin und bleibe
Ihr aufrichtig ergebener Oheim
Stbrch
Landsb. a d. W den 29ten Merz 1802.