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Gottlieb Ernst August Mehmel to Friedrich Schleiermacher

Erlangen den 24 Apr 1802.
Ihr Brief vom 27 März, sehr verehrter Freund, ist ein geliebter Bote des Friedens für mich gewesen! Möge der Genius Ihnen das Anerbieten lohnen, die Kritik über Schlegels Alarcos und Heinrich von Afterdingen zu übernehmen! Ich freue mich darauf, wie man sich nur auf eine Göttergabe freut. Sie werden hoffentlich bey dem Schlegelschen Gedichte Gelegenheit finden, seinem Verfaßer eine erschöpfende Genugthuung zu verschaffen, und das Allerheiligste der Poesie selbst zum Anstaunen der Geweihten zu bringen!
Ihre Theilnahme im Gebiete der Philosophie ist mir ebenfalls höchst willkommen. Schelling und Hegel hören zwar nicht auf Beyträge zu liefern, aber werden doch durch die kritische Tendenz ihres Journals in ihrer Bereitwilligkeit für unsere Litteratur Leitung zu arbeiten sehr beschränkt. Sie werden mich sehr verbinden, wenn Sie Schulze über seine Kritik der theoretischen | Philosophie den Staar von Grund aus stechen wollen!
Ueber den Shakespeare befreien Sie mich auf ieden Fall von einer wahren Herzensangst, wenn Tiek ihn nicht übernimmt. Ich hoffe Ihnen darüber im Kurzen das Nähere zu schreiben.
Ihre Reden sind in unserer Zeitung noch nicht beurtheilt, wohl aber Beurtheilungen eingesandt, die durch meine Hülfe und mit meinem Wissen, das Tageslicht nie erblikken werden. Schon seit Michaeli habe ich mir ein Exemplar bestellt und noch nicht erhalten. Seit ohngefähr 3. Wochen hat deshalb die Walthersche Buchhandlung Ordre, mir eins unmittelbar von dem Verleger zu verschreiben, wenn es in Leipzig nicht zu haben ist. Ich werde alsdann in einer Kritik | Ihrer Predigten das Publikum an die Reden nachdrüklich erinnern und auf das Versehen aufmerksam machen, daß unsere Zeitung bisher davon schwieg.
Wenn der Fall vorkommt daß Sie Werke beurtheilen wollen, die Sie weder besitzen noch ohne Mühe erhalten können so ersuche ich Sie es mir zu melden, und ich werde sogleich Anstalt treffen, daß sie binnen Monatsfrist in Ihren Händen sind.
Möge der Ruf nach Stolpe dem Rufe Ihres Geistes und Herzens nicht hinderlich seyn.
Mit liebevoller Hochachtung ganz Ihr
Mehmel.
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 24. April 1802
  • Sender: Gottlieb Ernst August Mehmel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Erlangen · ·
  • Place of Destination: Gnadenfrei ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Abt. 5, Bd. 5. Briefwechsel 1801‒1802 (Briefe 1005‒1245). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1999, S. 391‒392.

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