Münster bey Giesen d. 16ten May –2.
Viel länger als mein Herz es wollte mußte ich meine Antwort an Sie, bester Mann, verzögern. Nun, besorge ich, werden Sie davon nicht mehr in Berlin erreicht. Aber sey es auch. Diese Veränderung Ihrer Lage macht mir unendliche Freude, denn eine Hofpredigerstelle ist doch eher der Ort für einen solchen Prediger als das Charitéhaus, wiewohl dieses Sie nicht anders als mit Trauer entlassen wird – ein Prediger der Frömmigkeit hat überall sein Auditorium. Ihre nächste Wirksamkeit wird nun größer, und Ihre Umgebung freundlicher. Ihr entfernteres Wirken wird nichts darunter verlieren, und in Ihrer frohen Stimmung werden Sie Ihrem sich erweiternden Publikum und Ihren Sie immer lieber gewinnenden Freunden oft belehrende glückliche Worte zusenden. In prophetischer Begeisterung rufe ich Ihnen Segen zu. Haben Sie einmal Muße, so sagen Sie mir etwas von Ihrer Lage zu Stolpe, und geben den Lauf der Briefe dorthin an. So eben erhielt ich diese Nachricht, als ich meinem Verleger Göschen den Auftrag ertheilte,Ihnen ein Exemplar meiner Erziehungslehre nach Berlin zu senden; hoffentlich trifft es Sie doch da noch. Aber was ich noch besorglicher wünsche, können Sie leicht denken. Werden Sie nun auch Ihr Versprechen halten können? Ja, Sie werden es – Sie wollen es – Sie müssen es wollen. Sehn Sie, wie ich Sie zur Recension dieses Buches festhalten will. Warum sollte ich auch nicht? Sie sind mir dafür gerade der wichtigste Recensent; für den Gegenstand selbst, und lassen Sie mich noch hinzufügen auch für mich. Denn dieser letztere Umstand ist in unsern Tagen, wo das Kritisiren der Sprecher in der Philosophie auf Zernichtung derer hinaus tendirt, welche nicht unbedingt vor ihren Philosophemen (genannt System und Wissenschaft – ehedem Hypothesen) und anbetend niederfallen, für jeden, und besonders für den seinen eigenen Weg erwählenden | Autor, für ihn sowohl als für seine Lehre, bedeutend genug. Schon weiß ich manche, welche mich geradezu des Materialismus verdammen, weil ich nicht bey ihrer Buchstaben-Freyheit bleibe, und andere, welche Inconsequenz vorwerfen, weil ich nicht ganz ihrer Hypothese, die den Menschen erschöpft haben will (!) huldige; derer nicht einmal zu gedenken, welche noch in der Jenaischen Allgemeinen LiteraturZeitung von dem kategorischen Imperativ als dem Einen und Allen ausgehen. Solche Beurtheiler möchten immer ihre Meynungen in contrarium vorbringen, aber ihre Gewohnheit Werke, die zur Cultur des Geistes gehören, mit Schreibereyen zu vermischen, und sie noch unter den Troß der nachgeschriebenen Hefte, die im Buchstaben des Zeitgeistes reden, zu setzen, das ist für den Schriftsteller, welcher das passive Publikum der Journalleser kennt, mit Recht empfindlich. Daß es Ihren Reden nicht so ergangen ist, das haben Sie denn doch der Heiligkeit, womit sie dastehen, zuzuschreiben: allein daß sie nicht mit größerer Aufmerksamkeit behandelt werden, wäre es auch mit achtungsvoller polemischer, das ist von den Recensenten unverantwortlich. Ich schließe mich selbst nicht ganz von dieser Sünde aus; jetzt kenne ich das Buch besser, und bitte ihm oft ein übereiltes Urtheil ab. Daß Sie mit meiner Theorie von Erziehung (und Bestimmung) des Menschen ganz einstimmen werden, bezweifle ich – desto besser für die Recension. Manche Gedanken darin habe ich von Ihnen deutlich erhalten, nachdem sie sich schon in mir bewegt hatten; eben dieses Zusammentreffen hat mich zu Ihrem Geiste hingezogen. Und da dieser so recht mein Führer zu seyn gemacht ist, so muß er auch der Beurtheiler dieses Werks seyn. Was Sie mir über Physiognomik erinnern (zum Unterschiede der Pathognomik) darüber werden wir uns wahrscheinlich vereinigen, wenn Sie meine Ausführung im Buche werden gelesen haben. Lichtenberg ist auch mein Mann: aber Lavaters grosse Ideen hatte er nur in der Verkleinerung der Nachsprechung gefaßt; so wie jetzt Ihre Reden und Monologen dem Unkundigen erscheinen können, da schon ein Troß kleiner | Geister in Ihren Worten sich groß zu machen dünkt. Gegen solche Verläumder eines Lehrers oder Sehers kann ich mich sehr ereifern, und darum begreife ich nun auch besser die Polemik Ihrer Reden. Solche sind auch schuld, daß mancher Geist in der Culturgeschichte verlohren geht. Aber über dieses Verlohrengehen, das mich immer sehr schmerzt, habe ich noch gegen Friedrich Schlegel bey Ihnen etwas anzubringen. Sagen Sie selbst, ob er es nicht verschuldet, wenn das Zeitalter sein Herrliches zu wenig erkennt, und wenn grade die Geister von eigenem Gehalt es so wenig aufnehmen? Er würde zwar einwenden, daß man dafür nicht könne, indem man sich erst sein Publikum bilden müsse. Allein genau betrachtet, scheint mir dieses nichts andres zu heißen, als man bildet eine kleine Schule, welche mit dem 3ten Gliede schon ausgestorben ist. Es geht zwar nichts Herrliches ganz verlohren, aber warum sind wir Lehrer? Es soll ja auch wirksam, es soll verbreitet werden von Einem auf Viele. Diese Wirksamkeit des Guten ist es, was mir allewege besonders am Herzen liegt, und darum ist mir das Verfahren der Geister zuwider, welche das Organ für die Mitwelt vernachlässigen; denn so werden sie auch nichts für die Nachwelt. Ich erkenne so sehr als jemand die Nothwendigkeit des Esoterischen und wenn Sie wollen der Mysterien an, aber ich verlange, daß die Weihe sich nicht selbst verschließe; die Seher sollen ihre Sprache wenigstens nicht absichtlich zum Zurückstoßen des Ungeweihten gebrauchen; ich dächte, es sey größer, in der Volkssprache zu sprechen, daß es jeder verstehe wem es gegeben ist. Noch vieles habe ich darüber auf dem Herzen; sehen Sie doch mit Aufmerksamkeit an, was ich in dem letzteren der Briefe über die Bestimmung pp bey Gelegenheit der Sprache angedeutet habe. In der Erziehungslehre selbst werde ich oft darauf zurückkommen. Ich bitte überhaupt zu bemerken, daß alles Folgende immer nur ein tieferes Evolviren der im 1ten Theile angezeichneten Hauptgedanken seyn soll. Äußerst interessant wäre mir es zu wissen, wie Sie und Friedrich Schlegel sich gegen einander ausgesprochen haben; denn in Ihrem Geiste scheint mir noch gar vieles zu liegen, das sich überhaupt noch lange nicht ausgesprochen hat, und da dieses bey Friedrich Schlegel schon weit mehr geschehen ist, wahrscheinlich von ihm sehr abweichen wird. Da wäre es denn hauptsächlich Ein Punkt, worüber ich Sie beyde | hören möchte. Ist die Form Alles? Ist sie das Höchste? – Ich bin darüber auf folgende Gedanken gekommen. „Die Wissenschaft ist mir mehr,“ – sagte mir ein Freund; ein andrer: „nein, die Kunst ist mehr.“ – „Was? die Kunst ist Alles!“ – rief mir Brentano aus. Ich schalt ihn darum einen Pedanten und gab ihm Geniestolz schuld, und darüber kam er außer sich, und zankte ohne Gründe fort. Ist nun nicht dieses Streiten alles, dachte ich, aus dem (Fichtisch) idealistischen Prinzip hergefloßen, daß nichts in uns sey, als was wir machen – d. h. jenem, dem die Wissenschaft das Höchste ist, was wir durch Denken in uns aufstellen, und bey dem unbedingten Kunstverehrer, was wir für Andere (objectiv) darstellen? Dabey ist aber noch das Tiefste des Gemüths ganz unbeachtet geblieben; denn dieses faßt sich weder in ein Gedachtes noch in eine objektiv darzustellende Anschauung. Ja, ich finde in allem durch die Wissenschaft oder die Kunst Hervorgebrachtem die stillschweigende Voraussetzung, daß es nur auf die unerschöpfliche Tiefe der Menschheit hindeute; und darum suchen beyde mit einer gewissen Unruhe immer tiefer zu dringen. Ist aber das wirklich so, dann ist weder die Kunst noch die Wissenschaft das Höchste, d. h. überhaupt nicht die Form (die ποιησις), sondern beyde sind nur Mittel, und das Höchste und Heiligste der Menschheit ist das innere Leben, das allem Denken und Formen zum Grunde liegt, es ist mit einem Worte nicht ein Handeln, sondern ein Seyn – versteht sich ein das Handeln (Denken pp) hervortreibendes Seyn. Damit bin ich noch kein (crasser) Realist: ich setze mich nur demjenigen Idealisten entgegen, welcher alles in der nackten Freiheit erschöpft haben will, d. h. in einem Gedankendinge, das er für die Menschheit giebt. Nach seiner Lehre ist der Mensch nichts von Natur, und da er doch von Natur spricht, so verwechselt er sie mit seinem Machwerk, wird also unwahr, gleich dem, der aus Pflicht zu lieben meynt, und erstickt alle Ahndung des Göttlichen in ihm. Denn seine Kunst oder Wissenschaft sind doch nichts andres als Götzen, wenn sie nach nichts Höherem streben; und dieses Höhere kann nicht immer wieder Form seyn, sonst geriethen wir in jene Zirkel, wie die Moralisten, die da ewig sagen: thue deine Pflicht, – aber: was ist denn die Pflicht? wollen wir wissen. Kurz, ich nehme eine Lebendigkeit und Fülle des Gemüths an, woraus allein alles | Große und Göttliche hervorgeht; wo sie fehlt, finde ich in allem gepriesenen Pflichthandeln, oder Speculiren, oder Darstellen – leere Form, und ich mag es nicht. Irre ich nicht sehr, so spricht mich ein gleicher Glaube aus Ihren Schriften an; und selbst bey Jakobi scheint mir diese Gemüthsliebe das Wesentliche zu seyn. Gewiß ist diese Sache für den Redner und Bildner der Menschheit von großer Wichtigkeit. Ihr Platon wird mehr darüber enthalten als irgend ein Buch.
Wird etwas Heiligeres in dem Menschen angenommen, als sein Handeln d. h. als sein Thun mit Bewußtseyn, dann erst ist die Religion nicht ein leerer Begriff: aber muß dann nicht die Anschauung und folglich die wahre Darstellung dieses Inneren nach jeder Individualität verschieden seyn? Und wo ist dann das vereinigende Objektive zu suchen? Doch immer in einem Abstractum, dem das Subject sein Eigenthümliches unterlegt. Giebt es überhaupt Vereinigung unter den Menschen durch das Objective, außer der äußerlichen, rechtlichen? Ist nicht am Ende die gleiche Stimmung der Gemüther die Erfüllung der Bitte: δος μοι που στω? Ist nicht, mit einem Worte, Freundschaft das Lebendige in aller Mittheilung? – Kants reine Vernunft, Fichtes (abstractes) Ich, Schellings Vernunft an sich, in der 2ten Potenz idealisirt – sind mir lauter Abstracta, hier ist alles in der 3ten Person, und im Grund wird nicht von meinem Innersten ausgegangen. Aber das nur, nichts Fremdes, kann mir das Organ des Heiligsten, der Gottheit, seyn. Darum empört mich jede Philosophie, sobald sie alles in mir will aufs Reine gebracht haben. Das muß ich wohl wissen, daß sie das doch nicht hat. Die ganze Idee der Philosophie, die so sehr von der bescheidenen der Griechen abgewichen ist, scheint mir ein πρωτον ψευδος bey den Neuesten. – Doch ist ein zartes Band, welches meinen Mysticismus mit dem allgemeingültigen Vernunftverkehr zusammen hält, und liegt nicht in ihm die Sicherung gegen eigentliche Schwärmerey? Ich denke über dieses Band nach und kann es noch nicht auffassen. Das Eintreten der Reflexion zur rechten Stunde gehört freylich in dasselbe, | aber es muß auch etwas in dem Gemüthe vor aller Reflexion seyn, was sie ergreift, und wiederum etwas, das ihr zu heilig ist, und endlich ein noch minder erklärbarer Takt in diesem inneren Geschäfte. Vieles wird mir dabey über den Unterschied von Eingebung und Belehrung deutlich. Die letztere ein äußeres Geben eines Geistes an den andern – ein Commercium von Verstandeswaaren: das erstere eine Anregung Gottes in uns. Jenes die Tendenz von einem äußeren Pole nach innen: dieses umgekehrt aus der unerforschten Tiefe hervorsteigend; und doch muß beydes einen Vereinigungspunkt finden, denn es wird in beyden etwas in uns. Wie irreligiös müssen es manche Gläubigen finden, wenn man ihnen Jesum zu einem bloßen belehrten (wenn auch durch eignes Durchdenken belehrten) Lehrer macht! Und sollte nicht darum das Predigen eigentich Sache der Eingebung seyn, wozu nur ein vates auftreten darf? Dagegen wäre die Moral reine Belehrung, und die eigentliche Sphäre der Katechetik. Aber sie dürfte sich nicht herausnehmen das innere Leben durch ihre Gesetztafeln in Anspruch zu nehmen; denn sonst ist die, welche die ganze Geisterwelt in einen kategorischen Imperativ auflöset, die einzige. – Ihrer Bearbeitung der Moral muß das ganze Zeitalter mit Hoffnung entgegen sehen.
Vergönnen Sie, Freund, mir noch einige Redseligkeit, damit Sie so bald als möglich die entscheidende Anschauung von mir erhalten, ob ich der Ihrige ganz seyn kann oder nicht. Da Sie aber auch durch meine gedruckten Briefe jetzt vieles von meinem eignen Sprechen vernehmen müssen, so will ich Ihnen hier einige Gedanken hinwerfen, worüber ich mich so ziemlich mit dem Professor Creuzer vereinigt habe. In meinen Erziehungsbriefen sind auch manche Gedanken von ihm. Es sind seine Gedanken, die er mir mit den schönen Tagen, welche er mir aus seinen Osterferien hier schenkte, mitbrachte zum Besprechen.
Fülle soll die Vertrautheit mit dem Unendlichen verkündigen.
Wo die Gottheit ist, da ist Fülle.
Sparsamkeit im Gottesdienst irreligiös.
Nur die Menschheit als solche, darf sich beschränken.
Ansicht des Gottesdienstes. |
Ansicht der Moral im Gegensatz gegen die Religion.
Aber diese Fülle ist auch grosartig.
Deswegen Bestreitung mancher Äußerungen des katholischen Gottesdienstes (Meßkleinlichkeit)
Arten der Religiosität (hat sie Arten? ich dächte Stufen! die unterste ist was man gewöhnlich Frömmigkeit nennt; die oberste – Priesterschaft, ganz oben steht Jesus.) – Die Religiosität aus der Vertrautheit mit der Gottheit und Natur – die aus Unterwerfung unter die Natur.
Dieser Professor Creuzer ist der innigste meiner Freunde. Daß er am tiefsten unter uns gleich zuerst in Ihre Reden eingedrungen ist, habe ich Ihnen, meyne ich, schon geschrieben. Welche herrliche Welt sich in ihm bewegt, in seinem energischen Gemüthe, wird die Zukunft beweisen. Nie sah ich einen regeren Sinn für die tieferen Blicke der Menschheit, daher auch für Tieks und Friedrich Schlegels Geist, und nie dabey lebendiger das nil admirari als in ihm; und überdas ist er ein Muster der Bescheidenheit, (das nur unsere junge Welt recht sehen sollte,) wie es den Vertrauten der Alten charakterisirt. – Das hatte ich schon alles in ihm, und denken Sie, nun hat er meinem Mädchen das Leben retten helfen. Fast wünschte ich, das habe ein andrer gethan, um nichts als das reine Verhältniß vor mir zu haben, wenn ich seines Inneren gedenke. Er ist groß gewachsen, hypochondrisch sogar, mit rotem Haare und einer Glatze, breitem sehr langem altteutschen Gesicht – alles anspruchlos und doch überaus anziehend. Der junge Mann nahm vor einigen Jahren die zum Kindergebähren zu altgewordene Witwe des Professor Leske, eine gute, sanfte, gebildete, häusliche Frau, doch ohne Tiefe, voll Zärtlichkeit gegen ihn. Unsere ernsten Vorstellungen gegen diese Ehe fruchteten nichts, und die Ehe ist glücklich; aber ich glaube, er gesteht sich nicht, was er entbehrt, und dadurch nährt er das gute Vernehmen. – Savigny war auch in diesen Ferien einen frohen Tag bey uns. Die Natur dieses jungen Edlen kündigt schon den hohen Sinn des nach der Höhe strebenden Herzens an; man | sieht bey dem ersten Anblick seine logische Tendenz, seine Klarheit und Bestimmtheit, seinen Geschmack, seine Ruhe und höhere Liebe. Nie sah ich die Wahrheit in der Physiognomie deutlicher. Ich habe ihm Ihre Bemerkung zu seinem Frommen mitgetheilt; wohl muß er sich deutlicher erklären. Sonderbar ist seine Kargheit bey seiner herrlichen Liberalität; es ist ein Heilighalten der Freyheit Andrer. Daher ist er auch im Reden zu sparsam. Seine Freunde können sich bey ihm ganz besonders in der Concinnität üben, welche Sie mit Recht als eine Frucht des schriftlichen Ideenwechsels im Freundescirkel preisen.
Sie gaben mir durch die Nachricht von der Freude Ihrer Freundschaft ein freundliches Geschenk. Nehmen Sie dieses dagegen, und möchte es Ihnen recht viel seyn, wenn ich Ihnen sage, daß Sie unter uns waren, und daß Sie uns noch lieber geworden sind. Zu diesem uns gehört auch unser liebevoller Amtsbruder, der Pfarrer Crüger, welcher auch hier war. – Schade, daß die Traulichkeit des Kreises zu Marburg durch das störende Prinzip, das wie ein böser Zauber aus Brentano wirkt und der sich auch im 2ten Theile seines Godwi bey allem Trefflichen darin nicht verläugnet, gelitten hat. Ich bin darum sehr unwillig auf ihn.
Durch des Verlegers Schuld geht es mit der Gieser Bibliothek etwas langsam; das hat auch das Inconveniens, daß ich erst später (mit Ende des Jahrgangs) abrechnen, und Ihnen für das Honorar sorgen kann. Schicken Sie mir indessen recht viele Beyträge. Ich bin jetzt an Daubs Katechetik. Der crasse Kantianismus darin, der mir schon vor Jahren durch den Kopf gegangen ist, und der hier sehr geistvoll durchgeführt wird, macht mir da so widrige Eindrücke, daß ich mich mit Gewalt gegen diese erhalten muß. Da verliert sich Religion und alles Herrliche der Menschheit in – dem Pflichtbegriff! O des leeren Wesens!
Wollen wir nicht einmal etwas gemeinschaftich für Erweckung des frommen Sinnes beginnen? – Sie kennen mich jetzt genauer, theurer Freund, und sehen, ob ich so der Ihrige bin, wie ich es glaube. Sagen Sie mir es, sobald Sie können.
Schwarz.
Viel länger als mein Herz es wollte mußte ich meine Antwort an Sie, bester Mann, verzögern. Nun, besorge ich, werden Sie davon nicht mehr in Berlin erreicht. Aber sey es auch. Diese Veränderung Ihrer Lage macht mir unendliche Freude, denn eine Hofpredigerstelle ist doch eher der Ort für einen solchen Prediger als das Charitéhaus, wiewohl dieses Sie nicht anders als mit Trauer entlassen wird – ein Prediger der Frömmigkeit hat überall sein Auditorium. Ihre nächste Wirksamkeit wird nun größer, und Ihre Umgebung freundlicher. Ihr entfernteres Wirken wird nichts darunter verlieren, und in Ihrer frohen Stimmung werden Sie Ihrem sich erweiternden Publikum und Ihren Sie immer lieber gewinnenden Freunden oft belehrende glückliche Worte zusenden. In prophetischer Begeisterung rufe ich Ihnen Segen zu. Haben Sie einmal Muße, so sagen Sie mir etwas von Ihrer Lage zu Stolpe, und geben den Lauf der Briefe dorthin an. So eben erhielt ich diese Nachricht, als ich meinem Verleger Göschen den Auftrag ertheilte,Ihnen ein Exemplar meiner Erziehungslehre nach Berlin zu senden; hoffentlich trifft es Sie doch da noch. Aber was ich noch besorglicher wünsche, können Sie leicht denken. Werden Sie nun auch Ihr Versprechen halten können? Ja, Sie werden es – Sie wollen es – Sie müssen es wollen. Sehn Sie, wie ich Sie zur Recension dieses Buches festhalten will. Warum sollte ich auch nicht? Sie sind mir dafür gerade der wichtigste Recensent; für den Gegenstand selbst, und lassen Sie mich noch hinzufügen auch für mich. Denn dieser letztere Umstand ist in unsern Tagen, wo das Kritisiren der Sprecher in der Philosophie auf Zernichtung derer hinaus tendirt, welche nicht unbedingt vor ihren Philosophemen (genannt System und Wissenschaft – ehedem Hypothesen) und anbetend niederfallen, für jeden, und besonders für den seinen eigenen Weg erwählenden | Autor, für ihn sowohl als für seine Lehre, bedeutend genug. Schon weiß ich manche, welche mich geradezu des Materialismus verdammen, weil ich nicht bey ihrer Buchstaben-Freyheit bleibe, und andere, welche Inconsequenz vorwerfen, weil ich nicht ganz ihrer Hypothese, die den Menschen erschöpft haben will (!) huldige; derer nicht einmal zu gedenken, welche noch in der Jenaischen Allgemeinen LiteraturZeitung von dem kategorischen Imperativ als dem Einen und Allen ausgehen. Solche Beurtheiler möchten immer ihre Meynungen in contrarium vorbringen, aber ihre Gewohnheit Werke, die zur Cultur des Geistes gehören, mit Schreibereyen zu vermischen, und sie noch unter den Troß der nachgeschriebenen Hefte, die im Buchstaben des Zeitgeistes reden, zu setzen, das ist für den Schriftsteller, welcher das passive Publikum der Journalleser kennt, mit Recht empfindlich. Daß es Ihren Reden nicht so ergangen ist, das haben Sie denn doch der Heiligkeit, womit sie dastehen, zuzuschreiben: allein daß sie nicht mit größerer Aufmerksamkeit behandelt werden, wäre es auch mit achtungsvoller polemischer, das ist von den Recensenten unverantwortlich. Ich schließe mich selbst nicht ganz von dieser Sünde aus; jetzt kenne ich das Buch besser, und bitte ihm oft ein übereiltes Urtheil ab. Daß Sie mit meiner Theorie von Erziehung (und Bestimmung) des Menschen ganz einstimmen werden, bezweifle ich – desto besser für die Recension. Manche Gedanken darin habe ich von Ihnen deutlich erhalten, nachdem sie sich schon in mir bewegt hatten; eben dieses Zusammentreffen hat mich zu Ihrem Geiste hingezogen. Und da dieser so recht mein Führer zu seyn gemacht ist, so muß er auch der Beurtheiler dieses Werks seyn. Was Sie mir über Physiognomik erinnern (zum Unterschiede der Pathognomik) darüber werden wir uns wahrscheinlich vereinigen, wenn Sie meine Ausführung im Buche werden gelesen haben. Lichtenberg ist auch mein Mann: aber Lavaters grosse Ideen hatte er nur in der Verkleinerung der Nachsprechung gefaßt; so wie jetzt Ihre Reden und Monologen dem Unkundigen erscheinen können, da schon ein Troß kleiner | Geister in Ihren Worten sich groß zu machen dünkt. Gegen solche Verläumder eines Lehrers oder Sehers kann ich mich sehr ereifern, und darum begreife ich nun auch besser die Polemik Ihrer Reden. Solche sind auch schuld, daß mancher Geist in der Culturgeschichte verlohren geht. Aber über dieses Verlohrengehen, das mich immer sehr schmerzt, habe ich noch gegen Friedrich Schlegel bey Ihnen etwas anzubringen. Sagen Sie selbst, ob er es nicht verschuldet, wenn das Zeitalter sein Herrliches zu wenig erkennt, und wenn grade die Geister von eigenem Gehalt es so wenig aufnehmen? Er würde zwar einwenden, daß man dafür nicht könne, indem man sich erst sein Publikum bilden müsse. Allein genau betrachtet, scheint mir dieses nichts andres zu heißen, als man bildet eine kleine Schule, welche mit dem 3ten Gliede schon ausgestorben ist. Es geht zwar nichts Herrliches ganz verlohren, aber warum sind wir Lehrer? Es soll ja auch wirksam, es soll verbreitet werden von Einem auf Viele. Diese Wirksamkeit des Guten ist es, was mir allewege besonders am Herzen liegt, und darum ist mir das Verfahren der Geister zuwider, welche das Organ für die Mitwelt vernachlässigen; denn so werden sie auch nichts für die Nachwelt. Ich erkenne so sehr als jemand die Nothwendigkeit des Esoterischen und wenn Sie wollen der Mysterien an, aber ich verlange, daß die Weihe sich nicht selbst verschließe; die Seher sollen ihre Sprache wenigstens nicht absichtlich zum Zurückstoßen des Ungeweihten gebrauchen; ich dächte, es sey größer, in der Volkssprache zu sprechen, daß es jeder verstehe wem es gegeben ist. Noch vieles habe ich darüber auf dem Herzen; sehen Sie doch mit Aufmerksamkeit an, was ich in dem letzteren der Briefe über die Bestimmung pp bey Gelegenheit der Sprache angedeutet habe. In der Erziehungslehre selbst werde ich oft darauf zurückkommen. Ich bitte überhaupt zu bemerken, daß alles Folgende immer nur ein tieferes Evolviren der im 1ten Theile angezeichneten Hauptgedanken seyn soll. Äußerst interessant wäre mir es zu wissen, wie Sie und Friedrich Schlegel sich gegen einander ausgesprochen haben; denn in Ihrem Geiste scheint mir noch gar vieles zu liegen, das sich überhaupt noch lange nicht ausgesprochen hat, und da dieses bey Friedrich Schlegel schon weit mehr geschehen ist, wahrscheinlich von ihm sehr abweichen wird. Da wäre es denn hauptsächlich Ein Punkt, worüber ich Sie beyde | hören möchte. Ist die Form Alles? Ist sie das Höchste? – Ich bin darüber auf folgende Gedanken gekommen. „Die Wissenschaft ist mir mehr,“ – sagte mir ein Freund; ein andrer: „nein, die Kunst ist mehr.“ – „Was? die Kunst ist Alles!“ – rief mir Brentano aus. Ich schalt ihn darum einen Pedanten und gab ihm Geniestolz schuld, und darüber kam er außer sich, und zankte ohne Gründe fort. Ist nun nicht dieses Streiten alles, dachte ich, aus dem (Fichtisch) idealistischen Prinzip hergefloßen, daß nichts in uns sey, als was wir machen – d. h. jenem, dem die Wissenschaft das Höchste ist, was wir durch Denken in uns aufstellen, und bey dem unbedingten Kunstverehrer, was wir für Andere (objectiv) darstellen? Dabey ist aber noch das Tiefste des Gemüths ganz unbeachtet geblieben; denn dieses faßt sich weder in ein Gedachtes noch in eine objektiv darzustellende Anschauung. Ja, ich finde in allem durch die Wissenschaft oder die Kunst Hervorgebrachtem die stillschweigende Voraussetzung, daß es nur auf die unerschöpfliche Tiefe der Menschheit hindeute; und darum suchen beyde mit einer gewissen Unruhe immer tiefer zu dringen. Ist aber das wirklich so, dann ist weder die Kunst noch die Wissenschaft das Höchste, d. h. überhaupt nicht die Form (die ποιησις), sondern beyde sind nur Mittel, und das Höchste und Heiligste der Menschheit ist das innere Leben, das allem Denken und Formen zum Grunde liegt, es ist mit einem Worte nicht ein Handeln, sondern ein Seyn – versteht sich ein das Handeln (Denken pp) hervortreibendes Seyn. Damit bin ich noch kein (crasser) Realist: ich setze mich nur demjenigen Idealisten entgegen, welcher alles in der nackten Freiheit erschöpft haben will, d. h. in einem Gedankendinge, das er für die Menschheit giebt. Nach seiner Lehre ist der Mensch nichts von Natur, und da er doch von Natur spricht, so verwechselt er sie mit seinem Machwerk, wird also unwahr, gleich dem, der aus Pflicht zu lieben meynt, und erstickt alle Ahndung des Göttlichen in ihm. Denn seine Kunst oder Wissenschaft sind doch nichts andres als Götzen, wenn sie nach nichts Höherem streben; und dieses Höhere kann nicht immer wieder Form seyn, sonst geriethen wir in jene Zirkel, wie die Moralisten, die da ewig sagen: thue deine Pflicht, – aber: was ist denn die Pflicht? wollen wir wissen. Kurz, ich nehme eine Lebendigkeit und Fülle des Gemüths an, woraus allein alles | Große und Göttliche hervorgeht; wo sie fehlt, finde ich in allem gepriesenen Pflichthandeln, oder Speculiren, oder Darstellen – leere Form, und ich mag es nicht. Irre ich nicht sehr, so spricht mich ein gleicher Glaube aus Ihren Schriften an; und selbst bey Jakobi scheint mir diese Gemüthsliebe das Wesentliche zu seyn. Gewiß ist diese Sache für den Redner und Bildner der Menschheit von großer Wichtigkeit. Ihr Platon wird mehr darüber enthalten als irgend ein Buch.
Wird etwas Heiligeres in dem Menschen angenommen, als sein Handeln d. h. als sein Thun mit Bewußtseyn, dann erst ist die Religion nicht ein leerer Begriff: aber muß dann nicht die Anschauung und folglich die wahre Darstellung dieses Inneren nach jeder Individualität verschieden seyn? Und wo ist dann das vereinigende Objektive zu suchen? Doch immer in einem Abstractum, dem das Subject sein Eigenthümliches unterlegt. Giebt es überhaupt Vereinigung unter den Menschen durch das Objective, außer der äußerlichen, rechtlichen? Ist nicht am Ende die gleiche Stimmung der Gemüther die Erfüllung der Bitte: δος μοι που στω? Ist nicht, mit einem Worte, Freundschaft das Lebendige in aller Mittheilung? – Kants reine Vernunft, Fichtes (abstractes) Ich, Schellings Vernunft an sich, in der 2ten Potenz idealisirt – sind mir lauter Abstracta, hier ist alles in der 3ten Person, und im Grund wird nicht von meinem Innersten ausgegangen. Aber das nur, nichts Fremdes, kann mir das Organ des Heiligsten, der Gottheit, seyn. Darum empört mich jede Philosophie, sobald sie alles in mir will aufs Reine gebracht haben. Das muß ich wohl wissen, daß sie das doch nicht hat. Die ganze Idee der Philosophie, die so sehr von der bescheidenen der Griechen abgewichen ist, scheint mir ein πρωτον ψευδος bey den Neuesten. – Doch ist ein zartes Band, welches meinen Mysticismus mit dem allgemeingültigen Vernunftverkehr zusammen hält, und liegt nicht in ihm die Sicherung gegen eigentliche Schwärmerey? Ich denke über dieses Band nach und kann es noch nicht auffassen. Das Eintreten der Reflexion zur rechten Stunde gehört freylich in dasselbe, | aber es muß auch etwas in dem Gemüthe vor aller Reflexion seyn, was sie ergreift, und wiederum etwas, das ihr zu heilig ist, und endlich ein noch minder erklärbarer Takt in diesem inneren Geschäfte. Vieles wird mir dabey über den Unterschied von Eingebung und Belehrung deutlich. Die letztere ein äußeres Geben eines Geistes an den andern – ein Commercium von Verstandeswaaren: das erstere eine Anregung Gottes in uns. Jenes die Tendenz von einem äußeren Pole nach innen: dieses umgekehrt aus der unerforschten Tiefe hervorsteigend; und doch muß beydes einen Vereinigungspunkt finden, denn es wird in beyden etwas in uns. Wie irreligiös müssen es manche Gläubigen finden, wenn man ihnen Jesum zu einem bloßen belehrten (wenn auch durch eignes Durchdenken belehrten) Lehrer macht! Und sollte nicht darum das Predigen eigentich Sache der Eingebung seyn, wozu nur ein vates auftreten darf? Dagegen wäre die Moral reine Belehrung, und die eigentliche Sphäre der Katechetik. Aber sie dürfte sich nicht herausnehmen das innere Leben durch ihre Gesetztafeln in Anspruch zu nehmen; denn sonst ist die, welche die ganze Geisterwelt in einen kategorischen Imperativ auflöset, die einzige. – Ihrer Bearbeitung der Moral muß das ganze Zeitalter mit Hoffnung entgegen sehen.
Vergönnen Sie, Freund, mir noch einige Redseligkeit, damit Sie so bald als möglich die entscheidende Anschauung von mir erhalten, ob ich der Ihrige ganz seyn kann oder nicht. Da Sie aber auch durch meine gedruckten Briefe jetzt vieles von meinem eignen Sprechen vernehmen müssen, so will ich Ihnen hier einige Gedanken hinwerfen, worüber ich mich so ziemlich mit dem Professor Creuzer vereinigt habe. In meinen Erziehungsbriefen sind auch manche Gedanken von ihm. Es sind seine Gedanken, die er mir mit den schönen Tagen, welche er mir aus seinen Osterferien hier schenkte, mitbrachte zum Besprechen.
Fülle soll die Vertrautheit mit dem Unendlichen verkündigen.
Wo die Gottheit ist, da ist Fülle.
Sparsamkeit im Gottesdienst irreligiös.
Nur die Menschheit als solche, darf sich beschränken.
Ansicht des Gottesdienstes. |
Ansicht der Moral im Gegensatz gegen die Religion.
Aber diese Fülle ist auch grosartig.
Deswegen Bestreitung mancher Äußerungen des katholischen Gottesdienstes (Meßkleinlichkeit)
Arten der Religiosität (hat sie Arten? ich dächte Stufen! die unterste ist was man gewöhnlich Frömmigkeit nennt; die oberste – Priesterschaft, ganz oben steht Jesus.) – Die Religiosität aus der Vertrautheit mit der Gottheit und Natur – die aus Unterwerfung unter die Natur.
Dieser Professor Creuzer ist der innigste meiner Freunde. Daß er am tiefsten unter uns gleich zuerst in Ihre Reden eingedrungen ist, habe ich Ihnen, meyne ich, schon geschrieben. Welche herrliche Welt sich in ihm bewegt, in seinem energischen Gemüthe, wird die Zukunft beweisen. Nie sah ich einen regeren Sinn für die tieferen Blicke der Menschheit, daher auch für Tieks und Friedrich Schlegels Geist, und nie dabey lebendiger das nil admirari als in ihm; und überdas ist er ein Muster der Bescheidenheit, (das nur unsere junge Welt recht sehen sollte,) wie es den Vertrauten der Alten charakterisirt. – Das hatte ich schon alles in ihm, und denken Sie, nun hat er meinem Mädchen das Leben retten helfen. Fast wünschte ich, das habe ein andrer gethan, um nichts als das reine Verhältniß vor mir zu haben, wenn ich seines Inneren gedenke. Er ist groß gewachsen, hypochondrisch sogar, mit rotem Haare und einer Glatze, breitem sehr langem altteutschen Gesicht – alles anspruchlos und doch überaus anziehend. Der junge Mann nahm vor einigen Jahren die zum Kindergebähren zu altgewordene Witwe des Professor Leske, eine gute, sanfte, gebildete, häusliche Frau, doch ohne Tiefe, voll Zärtlichkeit gegen ihn. Unsere ernsten Vorstellungen gegen diese Ehe fruchteten nichts, und die Ehe ist glücklich; aber ich glaube, er gesteht sich nicht, was er entbehrt, und dadurch nährt er das gute Vernehmen. – Savigny war auch in diesen Ferien einen frohen Tag bey uns. Die Natur dieses jungen Edlen kündigt schon den hohen Sinn des nach der Höhe strebenden Herzens an; man | sieht bey dem ersten Anblick seine logische Tendenz, seine Klarheit und Bestimmtheit, seinen Geschmack, seine Ruhe und höhere Liebe. Nie sah ich die Wahrheit in der Physiognomie deutlicher. Ich habe ihm Ihre Bemerkung zu seinem Frommen mitgetheilt; wohl muß er sich deutlicher erklären. Sonderbar ist seine Kargheit bey seiner herrlichen Liberalität; es ist ein Heilighalten der Freyheit Andrer. Daher ist er auch im Reden zu sparsam. Seine Freunde können sich bey ihm ganz besonders in der Concinnität üben, welche Sie mit Recht als eine Frucht des schriftlichen Ideenwechsels im Freundescirkel preisen.
Sie gaben mir durch die Nachricht von der Freude Ihrer Freundschaft ein freundliches Geschenk. Nehmen Sie dieses dagegen, und möchte es Ihnen recht viel seyn, wenn ich Ihnen sage, daß Sie unter uns waren, und daß Sie uns noch lieber geworden sind. Zu diesem uns gehört auch unser liebevoller Amtsbruder, der Pfarrer Crüger, welcher auch hier war. – Schade, daß die Traulichkeit des Kreises zu Marburg durch das störende Prinzip, das wie ein böser Zauber aus Brentano wirkt und der sich auch im 2ten Theile seines Godwi bey allem Trefflichen darin nicht verläugnet, gelitten hat. Ich bin darum sehr unwillig auf ihn.
Durch des Verlegers Schuld geht es mit der Gieser Bibliothek etwas langsam; das hat auch das Inconveniens, daß ich erst später (mit Ende des Jahrgangs) abrechnen, und Ihnen für das Honorar sorgen kann. Schicken Sie mir indessen recht viele Beyträge. Ich bin jetzt an Daubs Katechetik. Der crasse Kantianismus darin, der mir schon vor Jahren durch den Kopf gegangen ist, und der hier sehr geistvoll durchgeführt wird, macht mir da so widrige Eindrücke, daß ich mich mit Gewalt gegen diese erhalten muß. Da verliert sich Religion und alles Herrliche der Menschheit in – dem Pflichtbegriff! O des leeren Wesens!
Wollen wir nicht einmal etwas gemeinschaftich für Erweckung des frommen Sinnes beginnen? – Sie kennen mich jetzt genauer, theurer Freund, und sehen, ob ich so der Ihrige bin, wie ich es glaube. Sagen Sie mir es, sobald Sie können.
Schwarz.