Leipzig. 1802: 21/V.
Ihr freundschaftliches Schreiben vom 18/IV. habe ich nicht früher beantworten können, weil unser Freund erst seit einigen Tagen hier ist. Aber unsre GeduldPrüfungen sollen noch nicht geendigt seyn! Er hat kein Manuscript fertig und bis izt ist weder die Einleitung, noch der Parmemides, noch der Phaedon vollendet! Könte er noch, so sagt er, drey Wochen ruhig arbeiten, so wäre alles geschehen, aber er könne nicht länger warten, er müße nun endlich reisen, und hatte durchaus hier zur Meße seyn müßen. Er hat mir natürlich viel Gründe angeführt, die zum theil Grund haben mögen und die ich glauben muß. Er wird Ihnen auch schreiben.
Ich hatte bey meinem Abgangs zum Druck eingerichtet und rechnete auf deßen ungestörten Fortgang! Gestern habe ich indes alles suspendirt, denn eher ich nicht das ganze Manuscript in Händen habe, drucke ich kein Bladt!
Nehmen Sie diesen lezten Auffenthalt, zu allem schon vorgegangenen, und Sie werden denken koennen, wie mich dies decontenancirt hat. Es hat fast die Lust zur | ganzen Unternehmung bey mir erstickt, so daß Schlegel auf meine Veranlaßung mit einem andern Verleger [hat] sprechen müßen, ob dieser, gegen Erstattung meiner baaren Vorschüße, ohne Anspruch auf anderweitige Unkosten pp von mir, in meine Rechte treten wollte! Aber auch dieser Ausweg schlug fehl, und so habe ich mich denn zum lezten entschloßen, um Ihnen und mir selbst die Ueberzeugung zu geben, daß von meiner Seite das äusserste geschehen!
Ich halte allso aus unter der ausdrüklichen Bedingung:
„daß Schlegel das Manuscript zum Parmenides und Phaedon, so wie zur Einleitung, so aus Marly an mich absendet, daß wenn es Ende Augusts nicht in meinen Händen ist, ich für immer von dieser Unternehmung zurüktrete. In dem Fall muß er mir Ende Augusts alle gethanen Vorschüße ersezzen, wozu er sich bey seiner Ehre verpflichtet.“
Dies ist auch so ganz meine lezte Entschließung daß ich unter keinem Vorwand, und keiner Bedingung davon abweiche, welches Sie Selbst nicht misbilligen koennen und werden.
Schlegel betheuert dabey heilig daß er gleich bey | seiner Ankunft in Marly, nur für den Plato leben wolle, daß alles auch so weit und er nun endlich so ganz im Klaren sey, daß er schon Ende Juny hoffe, bis aufs Abschreiben fertig zu seyn!
Nach allem diesen wollen wir nun ihm einmal glauben und danach vorläufige Einrichtung treffen.
Der erste Band des Plato würde von mir schnell gedrukt und in der Michaelis Meße ausgegeben! Er enthielte außer der Einleitung jene vier Gespräche!
Sie, – auf deßen Wort ich, auch nach nur diesem einen Briefe, sicher baue – arbeiten bis zu Michaelis den Theaetet, Sophistes und Politicus aus, und werden bisch wohl noch den Cratylos übernehmen. Schlegel verspricht den Gorgias, den aber im Nothfall auch Sie liefern werden, wenn, – wie er nicht zugeben will – er uns wieder in Stiche ließ. So hoffe ich in den ersten Monaten des künftigen Jahres den 2ten Band ausgeben zu koennen, und dies wird fast nothwendig um dem Publico zu zeigen daß wir Lust haben, das versäumte nachzuhohlen und daß es uns Ernst mit der Sache ist. Denn daran wird izt, nach diesem langen Aufschub, schon fast allgemein gezweifelt! |
Wenn Schlegel endlich einmal Wort hält, so will ich gern das Vergangene vergeßen und endlich aushalten! Ich weiß daß bey dieser Unternehmung auf keinen oder doch keinen bedeutenden Vortheil zu rechnen ist; aber ich mache sie gern weil ich sie für ein Bedürfnis der Zeit halte und von ihrer litte rarischen Wichtigkeit überzeugt glaube.
Ihr lezter Brief hat mir auch neuen Muth gegeben daß von Ihrer Seite keine Schwierigkeiten entstehen werden. Möge nur Schlegel alle unsere schoene Plane und Vorsäzze durch seine – – nicht am Ende noch zerstören.
Die lezte Zahlung habe ich Ihnen ohne eigentliches Drängen von Friedrich, gern und ohne meine Unbequemlichkeit gemacht.
Haben Sie die Güte mir bald zu antworten und Ihre Adresse für die Folge zu senden.
Leben Sie wohl, erhalten Sie mir Ihr freundschaftliches Wohlwollen und versichern Sich meiner innigen Hochachtung.
Frch Frommann
Ihr freundschaftliches Schreiben vom 18/IV. habe ich nicht früher beantworten können, weil unser Freund erst seit einigen Tagen hier ist. Aber unsre GeduldPrüfungen sollen noch nicht geendigt seyn! Er hat kein Manuscript fertig und bis izt ist weder die Einleitung, noch der Parmemides, noch der Phaedon vollendet! Könte er noch, so sagt er, drey Wochen ruhig arbeiten, so wäre alles geschehen, aber er könne nicht länger warten, er müße nun endlich reisen, und hatte durchaus hier zur Meße seyn müßen. Er hat mir natürlich viel Gründe angeführt, die zum theil Grund haben mögen und die ich glauben muß. Er wird Ihnen auch schreiben.
Ich hatte bey meinem Abgangs zum Druck eingerichtet und rechnete auf deßen ungestörten Fortgang! Gestern habe ich indes alles suspendirt, denn eher ich nicht das ganze Manuscript in Händen habe, drucke ich kein Bladt!
Nehmen Sie diesen lezten Auffenthalt, zu allem schon vorgegangenen, und Sie werden denken koennen, wie mich dies decontenancirt hat. Es hat fast die Lust zur | ganzen Unternehmung bey mir erstickt, so daß Schlegel auf meine Veranlaßung mit einem andern Verleger [hat] sprechen müßen, ob dieser, gegen Erstattung meiner baaren Vorschüße, ohne Anspruch auf anderweitige Unkosten pp von mir, in meine Rechte treten wollte! Aber auch dieser Ausweg schlug fehl, und so habe ich mich denn zum lezten entschloßen, um Ihnen und mir selbst die Ueberzeugung zu geben, daß von meiner Seite das äusserste geschehen!
Ich halte allso aus unter der ausdrüklichen Bedingung:
„daß Schlegel das Manuscript zum Parmenides und Phaedon, so wie zur Einleitung, so aus Marly an mich absendet, daß wenn es Ende Augusts nicht in meinen Händen ist, ich für immer von dieser Unternehmung zurüktrete. In dem Fall muß er mir Ende Augusts alle gethanen Vorschüße ersezzen, wozu er sich bey seiner Ehre verpflichtet.“
Dies ist auch so ganz meine lezte Entschließung daß ich unter keinem Vorwand, und keiner Bedingung davon abweiche, welches Sie Selbst nicht misbilligen koennen und werden.
Schlegel betheuert dabey heilig daß er gleich bey | seiner Ankunft in Marly, nur für den Plato leben wolle, daß alles auch so weit und er nun endlich so ganz im Klaren sey, daß er schon Ende Juny hoffe, bis aufs Abschreiben fertig zu seyn!
Nach allem diesen wollen wir nun ihm einmal glauben und danach vorläufige Einrichtung treffen.
Der erste Band des Plato würde von mir schnell gedrukt und in der Michaelis Meße ausgegeben! Er enthielte außer der Einleitung jene vier Gespräche!
Sie, – auf deßen Wort ich, auch nach nur diesem einen Briefe, sicher baue – arbeiten bis zu Michaelis den Theaetet, Sophistes und Politicus aus, und werden bisch wohl noch den Cratylos übernehmen. Schlegel verspricht den Gorgias, den aber im Nothfall auch Sie liefern werden, wenn, – wie er nicht zugeben will – er uns wieder in Stiche ließ. So hoffe ich in den ersten Monaten des künftigen Jahres den 2ten Band ausgeben zu koennen, und dies wird fast nothwendig um dem Publico zu zeigen daß wir Lust haben, das versäumte nachzuhohlen und daß es uns Ernst mit der Sache ist. Denn daran wird izt, nach diesem langen Aufschub, schon fast allgemein gezweifelt! |
Wenn Schlegel endlich einmal Wort hält, so will ich gern das Vergangene vergeßen und endlich aushalten! Ich weiß daß bey dieser Unternehmung auf keinen oder doch keinen bedeutenden Vortheil zu rechnen ist; aber ich mache sie gern weil ich sie für ein Bedürfnis der Zeit halte und von ihrer litte rarischen Wichtigkeit überzeugt glaube.
Ihr lezter Brief hat mir auch neuen Muth gegeben daß von Ihrer Seite keine Schwierigkeiten entstehen werden. Möge nur Schlegel alle unsere schoene Plane und Vorsäzze durch seine – – nicht am Ende noch zerstören.
Die lezte Zahlung habe ich Ihnen ohne eigentliches Drängen von Friedrich, gern und ohne meine Unbequemlichkeit gemacht.
Haben Sie die Güte mir bald zu antworten und Ihre Adresse für die Folge zu senden.
Leben Sie wohl, erhalten Sie mir Ihr freundschaftliches Wohlwollen und versichern Sich meiner innigen Hochachtung.
Frch Frommann