[1] Braunschweig d. 4 März 1796
[Freitag]
Ihr Brief vom 29sten Febr., mein theurer, gütiger Freund, hat mich in hohem Grade beschämt. Ich habe tausend und wieder tausendmahl wegen meiner Nachläßigkeit um Verzeihung zu bitten, daß ich Ihnen den Empfang des Geldes, für dessen Zusendung ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank wiederhohle, nicht früher gemeldet. Ich bekam es etwa in der Mitte des vorigen Monats, als ich eben am lebhaftesten mit dem Aufsatze über Sh. beschäftigt war; ich sah nicht voraus, daß dieser mir unter den Händen so lang werden würde, und glaubte, es würde den Unterschied eines einzigen Posttages machen, wenn ich meine Antwort so lange aufschöbe, bis ich zugleich den Aufsatz vollendet mitschicken könnte. Indessen [2] kam es hiezu erst vor acht Tagen, und ich hätte allerdings eher schreiben sollen. Jetzt hoffe ich, werden Sie meine beyden Sendungen, die eben erwähnte, und eine vom vorigen Posttage, richtig erhalten haben.
Für Ihr gütiges Anerbieten mir das noch Rückständige vom Honorar ebenfalls sogleich zu zahlen, danke ich Ihnen recht sehr. Es hat aber keine Eil damit, und kann sehr gut anstehen, bis ich nach Jena komme.
Daß Sie körperlich wieder so viel leiden, hat mich von ganzer Seele betrübt und bekümmert. Auf so gehäufte Beweise einer außerordentlichen Thätigkeit hatte ich die Hoffnung gegründet, daß Sie jetzt einer festeren Gesundheit genößen. Wenn nur nicht eben diese mit an dem Übel Schuld ist! Könnten Sie doch zuweilen alle Geschäfte bey Seit stellen, um sich recht wieder auszuruhen! Wie viele muß nicht allein die Herausgabe der [3] Horen, ohne alles eigne Schreiben, verursachen!
Ihre freundschaftliche Begrüßung wird meinem Bruder sehr erfreulich seyn, wie sie es mir ist. Ich werde nicht versäumen, sie ihm aufs baldigste zukommen zu lassen. Bis Sie wieder recht wohl sind, bitte ich Sie, machen Sie sich doch ja nicht die Mühe, mir oder meinem Bruder umständlich zu schreiben. In meinen beyden letzten Briefen hatte ich Ihnen so manche Frage vorgelegt, allein ich will mich gern mit ein paar Zeilen begnügen. Genieße ich erst das Vergnügen der Unterredung mit Ihnen, so kann ich meinem Bruder um so umständlicher mittheilen, was ich mündlich von Ihnen über seine Arbeiten höre.
Die interessanten Besuche, welche Sie in Jena erwarten, können die Lebhaftigkeit meines Verlangens, dahin zu kommen, dennoch nicht erhöhen. Vielleicht treffe [4] ich Herrn Körner, auf dessen Bekanntschaft ich sehr begierig gemacht worden bin, noch in Dresden. Auf allen Fall werde ich etwa zugleich mit ihm in Jena eintreffen. Meine Beschäftigungen werden mich hier etwa noch vier Wochen aufhalten. Vielleicht sehe ich H. Hufeland, der hier einen Besuch bey seinem Schwiegervater ablegen wird, noch vor meiner Abreise. In acht Wochen hoffe ich Ihnen mündlich sagen zu können, mit welchen Gesinnungen ich Ihnen unveränderlich ergeben bin und seyn werde.
AWSchlegel
[Freitag]
Ihr Brief vom 29sten Febr., mein theurer, gütiger Freund, hat mich in hohem Grade beschämt. Ich habe tausend und wieder tausendmahl wegen meiner Nachläßigkeit um Verzeihung zu bitten, daß ich Ihnen den Empfang des Geldes, für dessen Zusendung ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank wiederhohle, nicht früher gemeldet. Ich bekam es etwa in der Mitte des vorigen Monats, als ich eben am lebhaftesten mit dem Aufsatze über Sh. beschäftigt war; ich sah nicht voraus, daß dieser mir unter den Händen so lang werden würde, und glaubte, es würde den Unterschied eines einzigen Posttages machen, wenn ich meine Antwort so lange aufschöbe, bis ich zugleich den Aufsatz vollendet mitschicken könnte. Indessen [2] kam es hiezu erst vor acht Tagen, und ich hätte allerdings eher schreiben sollen. Jetzt hoffe ich, werden Sie meine beyden Sendungen, die eben erwähnte, und eine vom vorigen Posttage, richtig erhalten haben.
Für Ihr gütiges Anerbieten mir das noch Rückständige vom Honorar ebenfalls sogleich zu zahlen, danke ich Ihnen recht sehr. Es hat aber keine Eil damit, und kann sehr gut anstehen, bis ich nach Jena komme.
Daß Sie körperlich wieder so viel leiden, hat mich von ganzer Seele betrübt und bekümmert. Auf so gehäufte Beweise einer außerordentlichen Thätigkeit hatte ich die Hoffnung gegründet, daß Sie jetzt einer festeren Gesundheit genößen. Wenn nur nicht eben diese mit an dem Übel Schuld ist! Könnten Sie doch zuweilen alle Geschäfte bey Seit stellen, um sich recht wieder auszuruhen! Wie viele muß nicht allein die Herausgabe der [3] Horen, ohne alles eigne Schreiben, verursachen!
Ihre freundschaftliche Begrüßung wird meinem Bruder sehr erfreulich seyn, wie sie es mir ist. Ich werde nicht versäumen, sie ihm aufs baldigste zukommen zu lassen. Bis Sie wieder recht wohl sind, bitte ich Sie, machen Sie sich doch ja nicht die Mühe, mir oder meinem Bruder umständlich zu schreiben. In meinen beyden letzten Briefen hatte ich Ihnen so manche Frage vorgelegt, allein ich will mich gern mit ein paar Zeilen begnügen. Genieße ich erst das Vergnügen der Unterredung mit Ihnen, so kann ich meinem Bruder um so umständlicher mittheilen, was ich mündlich von Ihnen über seine Arbeiten höre.
Die interessanten Besuche, welche Sie in Jena erwarten, können die Lebhaftigkeit meines Verlangens, dahin zu kommen, dennoch nicht erhöhen. Vielleicht treffe [4] ich Herrn Körner, auf dessen Bekanntschaft ich sehr begierig gemacht worden bin, noch in Dresden. Auf allen Fall werde ich etwa zugleich mit ihm in Jena eintreffen. Meine Beschäftigungen werden mich hier etwa noch vier Wochen aufhalten. Vielleicht sehe ich H. Hufeland, der hier einen Besuch bey seinem Schwiegervater ablegen wird, noch vor meiner Abreise. In acht Wochen hoffe ich Ihnen mündlich sagen zu können, mit welchen Gesinnungen ich Ihnen unveränderlich ergeben bin und seyn werde.
AWSchlegel