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Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

[1] [Berlin, ca. 20. Oktober 1801]
Ich hoffe daß ich Ihnen lieber Freund nun bald nicht mehr nöhtig habe zu schreiben und daß wir Sie nun bald wieder in unserer Mitte sehen. Mein Wilhelm ist jezt wieder besser und ein Theil meiner Sorgen ist wenigstens gehoben. Kommen Sie nur endlich mit meinem Bruder ich erwarte jeden Posttag mit Bängligkeit ich habe ihn nun in so langer Zeit entbehren müssen und eine recht herzliche Sehnsucht ihn in meine Arme zu schliessen – ich öffne jeden Brief mit Begierde und dann immer stadt aller gehoften Freude die saubern Nachrichten in einigen Wochen werde ich kommen. Und dabei kommen ihm am ende einige Wochen nicht einmal recht wie ein Aufschub vor ab wen[n] einige Wochen nicht ein grosser Theil meines Lebens wären. Treiben Sie ihn nur recht, Ihnen will ich dieß Geschäft anvertrauen, machen Sie es eben so wie Sie mich hier zur Gesundheit getrieben haben.
Das Mädchen von Orlean haben wir erhalten und mit grossem Spasse geleßen. [2] Ich weiß nicht ob Sie sich noch erinnern waß ich Ihnen von meines Bruders Trauerspiel Rudolpf von Felseck einmal erzälte, so scheint mir dies Werck gearbeitet, nur mit dem geringen Unterschied daß nicht der Caspar der Toringer allein wie es mein Bruder in aller Unschuld that abgeschrieben ist sondern um es wunderbahr zu machen aus allem waß Schiller kent und so ist dieß romantische Trauerspiel entstanden. Nächst dem Fiesko ist es wohl das Schlechteste waß er jemals hervorgebracht hat. Wen[n] ich Schiller überhaupt verehren soll so kriege ich nach jedem neuen Produkt von ihm immer wieder eine neue Verehrung vor den Räubern.
An meinem überauß schlechten Schreiben sehen Sie wohl daß ich sehr wenig Zeit habe. Ich will Sie nur in aller [3] Eile noch bitten erstlich recht bald zu kommen, zweitens mir zu schreiben waß Sie über die Wohnung beschlossen haben, drittens wen[n] Sie kommen und endlich viertens in Bernhardis Nahmen Sie bitten mit der Literaturzeitung zu reden.
Leben Sie recht wohl, bleiben Sie gesund und froh. Bernhardi läßt Sie grüssen und Ihnen sagen daß er sich recht sehr darauf freut Sie wiederzusehen.
S[ophie] B[ernhardi]
[4]
  • Bernhardi, August Ferdinand  grüßen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Bernhardi, August Ferdinand  grüßen lassen  Bernhardi, Sophie
  • Bernhardi, Sophie  Genesung  erklären  Bernhardi, Friedrich Wilhelm
  • Bernhardi, Sophie  Ankunft  wünschen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Bernhardi, Sophie  Ankunft  wünschen  Tieck, Christian Friedrich
  • Bernhardi, Sophie  Reise  überzeugen lassen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Bernhardi, Sophie  Reise  überzeugen  Tieck, Christian Friedrich
  • Bernhardi, Sophie  negativ bewerten  Schiller, Friedrich: Die Jungfrau von Orleans
  • Bernhardi, Sophie  verspotten  Tieck, Ludwig: Rudolf von Felseck
  • Bernhardi, Sophie  negativ bewerten  Törring, Josef August von: Kaspar der Thorringer
  • Bernhardi, Sophie  negativ bewerten  Schiller, Friedrich: Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
  • Bernhardi, Sophie  positiv bewerten  Schiller, Friedrich: Die Räuber
  • Bernhardi, Sophie  Wohnungsvermittlung  sich erkundigen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Bernhardi, August Ferdinand  Kontakt  vermitteln  Allgemeine Literatur-Zeitung (bis 1803: Jena; ab 1803: Halle)
  • Bernhardi, August Ferdinand  vermitteln lassen  Schlegel, August Wilhelm von
Metadata Concerning Header
  • Date: [ca. 20. Oktober 1801]
  • Sender: Sophie Bernhardi ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 33‒34.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,17
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. Paraphe
  • Format: 19,3 x 11,6 cm
Language
  • German

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