[1] Pillnitz den 4ten Juli 1795.
Liebster Bruder, Ich wünsche Dir herzlich Glück zu Deiner Zurückkunft, und eile sogleich unsren Briefwechsel wieder in neues Leben zu setzen – er braucht nun keine solche gewaltsamen Unterbrechungen mehr zu leiden, wie zu Anfange dieses Jahrs, und wird hoffentlich die Zeit nicht mehr so lang seyn, wo er überflüßig werden wird.
Ich versprach bey Deiner Zurückkunft, umständliche Nachricht von meinen Arbeiten zu geben, aber schon eine kürzere Anzeige dessen was fertig ist, und womit ich zunächst beschäftigt bin, wird viel Raum einnehmen, und ich muß wenigstens den Bericht von meinen Studien übergehn, und nur von dem fertigen reden. Eine Abhandlung: über antiken und modernen Republikanismus müßte eigentlich schon längst in den Friedens-Präliminarien abgedruckt seyn, da sie nach Neujahr abgesandt worden. Sollte es nicht ge[2]schehen seyn, so kann ich sie Dir vielleicht gelegentlich schicken. Sie enthält außer einigen <fruchtbaren> Keimen nichts was mir iezt sehr gefällt. Eine kleine Abhandlung über die Grenzen des Schönen, muß ietzt im Merkur schon abgedruckt seyn, da ich vor acht Wochen etwa schon die Nachricht erhalten habe, daß man sie einrücken würde. Ich empfehle sie ganz vorzüglich Deiner Aufmerksamkeit; die Sprache ist leichter und freyer als es mir bisher gelungen. Außerdem wirst Du in den letzten Stücken der Berl.[iner] M.[onats-]Schr.[ift] drey größere Abhandlungen von mir finden, kleine Werke: Sophokles. Fragment aus einer Geschichte der Attischen Tragödie (Fortsetzung folgt). Mit dem Stoff bin ich ziemlich zufrieden, die Sprache ist aber schwankend und schwerfällig, die Stellung verworren. Vom Werth des Studiums der Griechen [3] und Römer. Du wirst leicht bemerken, daß ein Theil nur skizzirt ist: die Einleitung ist zu lang und der Schluß zu kurz. Die Perioden werden Dir hoffentlich lang genung seyn, solltest Du es aber laut lesen, so wünsche ich Dir eine gute Brust. Ueber die Diotima, die vollständige Skizze eines größern Werks, welches nach Michael gedruckt wird. Dieses empfehle ich ganz vorzüglich Deiner Kritik – nicht so wohl im Einzelnen, denn hier sind vielleicht der Flecken, der Nachläßigkeiten so viele daß es Dir an Muße fehlen möchte sondern mehr in der Zusammensetzung des Ganzen. Ich bin über vieles in derselben noch nicht mit mir einig und möchte gern Deine Meynung hören. Im Ganzen denke ich bey der Ordnung zu bleiben, nur sollte die Uebersicht von der Gesch.[ichte] der Griechischen Weiblichkeit, erst nach der Geschichte der Hetären, der Pytha[4]gorischen und Lakonischen Frauen und der Meynung der Philosophen kommen. Vornherein ist eine solche Ankündigung wie Pauken und Trompeten, es verschlägt einem gleich den Athem. Ich finde diese freye Ordnung zweckmäßig, um gleichsam im Spatzierengehen auf den rechten Fleck zu kommen. Meine Absicht ist in diesem Werkchen, nichts als bekannt vorauszusetzen, und in einer unterhaltenden Erzählung ein anschauliches Bild Griechischer Sitten, nebst Aufhellung mancher Dunkelheiten zu geben. Ich wünschte daher daß Du auch die Punkte andeutetest, über die Du mehr Entwicklung verlangst. Du wirst leicht denken können, wie diese Abhandl[ung] anschwellen wird, wenn jeder Abschnitt etwas vollständiger ausgefüllt wird, durch Uebersetzung größerer Stücke oder einzelne Züge aus den Schriftstellern; von andern [5] Abschnitten sind nur die Rubriken angegeben – dergl. sind die Darstellung der Weiblichkeit in den Dichtern, und in der bildenden Kunst.
Bey den Aufsätzen in Journalen werde ich vorzüglich auf Mannichfaltigkeit sehen. Die ich zunächst ausarbeiten [werde], wo der Stoff zu einigen schon ganz und gar, zu andern größtentheils fertig liegt sind: die Fortsetzung des Sophokles für die Berl.[iner] M.[onats-] Schr.[ift], Ueber die politische Revoluzion der Griechen, für den Merkur, Theorie der Geschichte der Menschheit für ein Philosophisches Journal, welches bey meinem Verleger herauskommt, über die alte Religion für die Horen, ferner vielleicht Briefe über den Plutarch: über den Griech.[ischen] Rhythmus, dessen Platz ich noch nicht bestimmt habe. – Von den entferntern ist noch unnöthig zu reden, da mit diesen der Sommer wohl hingehen wird. Ich wünschte wohl, wenigstens ein Stück in der Art, wie der kleine Aufsatz im Merkur [6] diesen Sommer noch ausarbeiten zu können: ich habe Stoff zu sehr vielen, aber ich zweifle, daß ich Ruhe und Muße dazu finde. Ich bin vornehmlich mit der völligen Ausarbeitung der Beyträge zur Kentniß der Griechen beschäftigt: ich muß fleißig seyn, wenn die zwey ersten Bände, jeder zu 15 bis 16 Bogen zu Michaelis gedruckt seyn sollen, welches ich doch so sehr wünsche. Dann kommt die Diotima an die Reihe. Beyde verlegt Michaelis zu Neustrelitz, ein unternehmender, wohlhabender, nach seinen Briefen zu urtheilen nicht ungebildeter Mann, mit dem ich äusserst zufrieden seyn kann. Ich bekomme für den Bogen 1 Ldr. Wegen der übrigen vielen Plane stehe ich noch in Unterhandlung mit verschiednen Buchhändlern. Die politischen Arbeiten bleiben von jenen Beyträgen, deren größter Theil Abhandl.[ungen] zur Geschichte der Poesie ent[7]hält, ganz getrennt: ich denke sie zu einem eignen Werke: Alte Politik, zu vereinigen und die zwey ersten Bände können Ostern 96 erscheinen, nebst dem dritten Band der Beyträge. – Es versteht sich, daß Du alles gleich wie es gedruckt ist, erhältst, wo möglich jede Lage, wenigstens gleich den ersten Theil, der etwa in 8 Wochen gedruckt seyn kann.
Laß mich nun auch recht bald hören von Deinen Arbeiten und Planen. Wenn Du schon etwas so weit fertig hast, daß Du mit einem Buchhändler desfalls unterhandeln kannst, so schlage ich Dir nächst Göschen, Michaelis oder Cotta in Tübingen, den Herausgeber der Horen vor. Wirst Du etwas zu dem Musenalmanach noch einschicken? – Hast Du wieder an die Briefe über Petrarch gedacht? Wenn Du mir Deine Handschrift von dem an die Horen letztgesandten Stück Dante schicken könntest, so würde es [8] mir sehr lieb seyn.
Du hast, wie ich höre Lust, an der Litteratur-Zeitung Theil zu nehmen. Wenn Du noch den Plan nicht aufgegeben hast, im Herbst Jena zu besuchen, so rathe ich Dir bis dahin zu warten. Ich habe viele Gründe zu glauben, daß es sich am besten mündlich und persönlich mit den Direktoren verhandeln lasse, als aus der Ferne, wo sie die Sayten etwas hoch spannen. Bey der nächsten Gelegenheit werde ich Körnern davon sagen. Ich wünschte Du schriebst mir bald ein paar Zeilen wegen der Deutschen Annalen, die ich ihm sagen kann. Die Fächer, die man Dir anbieten wird, sind das Poetische und wo ich nicht irre, auch das Historische. Von den Bedingungen weiß ich noch nichts; Göschen wird aber gewiß gute Bedingungen machen. –
Liebster Freund, ich freue mich [9] herzlich, daß Du wieder bey uns bist, ich freue mich herzlich über das Glück das Deiner wartet, und über den Trost, den Du unsrer armen Freundin geben wirst. Was sie mir in ihrem letzten Brief von ihrer Mutter schreibt hat nicht nur meinen Unwillen nicht geschwächt, sondern mich auch äusserst besorgt gemacht. Ich fürchte, daß diese Knoten sich nur zerhauen lassen. Mein Freund, ich weiß sehr wenig wie Du über gewisse Gegenstände denkst und fühlst, ich weiß daß Du in schwierigen Fällen des Lebens männliche Kühnheit und zarte Schonung aufs glücklichste zu vereinigen wußtest, aber vielleicht fodert das Schicksal Deines Lebens ietzt mehr von Dir, als je. Verüble mir nicht, daß ich Dich daran erinnre, da Du vielleicht nur gefaßt bist zu genießen, was Du verdientest, [10] nicht zu handeln oder einen Entschluß zu faßen. Laß mich recht bald wißen, wie Du Alles findest, was Du denkst und willst. Du kannst Dir meine Erwartung nicht peinlich genung denken. – Entsage dem Vorurtheil oder dem Glück, der Lüge oder der Wahrheit ganz. Kar.[oline] ist nicht so vorurtheilsfrey, als sie zu seyn glaubt. Ihr Vorurtheil ist die Furcht, unweiblich zu seyn. – Bleibe nicht länger in Hannover als es seyn muß und denke wie sehr sie Deiner bedarf.
Noch ein Wort von mir. Karl wird Dir mittheilen, warum ich vielleicht schon Mich.[aelis] den Aufenthalt verändern muß. Es ist zwar noch möglich, daß das Hinderniß wegfällt; ohnehin ist es schwierig, daß ich wegkönnte, da mein Hierseyn eine Garantie ist, welche einige oder [11] doch ein Schuldner <vielleicht> nicht würde entbehren wollen, den ich wahrscheinlich dann noch nicht bezahlen kann. Schreibe mir ob Du glaubst daß es der Mutter nicht ängstlich oder sonst unangenehm seyn würde, wenn ich nach H.[annover] käme, wie Karl darüber denkt. Das beste wäre Braunschweig oder Wolfenbüttel. Ich bitte Dich mir eine genaue Antwort über die Frage, die ich Karl vorgelegt habe, zu geben, wenn Du erst im Stande seyn wirst, Erkundigung einzuziehen.
Fr. Schl.
[12]
Liebster Bruder, Ich wünsche Dir herzlich Glück zu Deiner Zurückkunft, und eile sogleich unsren Briefwechsel wieder in neues Leben zu setzen – er braucht nun keine solche gewaltsamen Unterbrechungen mehr zu leiden, wie zu Anfange dieses Jahrs, und wird hoffentlich die Zeit nicht mehr so lang seyn, wo er überflüßig werden wird.
Ich versprach bey Deiner Zurückkunft, umständliche Nachricht von meinen Arbeiten zu geben, aber schon eine kürzere Anzeige dessen was fertig ist, und womit ich zunächst beschäftigt bin, wird viel Raum einnehmen, und ich muß wenigstens den Bericht von meinen Studien übergehn, und nur von dem fertigen reden. Eine Abhandlung: über antiken und modernen Republikanismus müßte eigentlich schon längst in den Friedens-Präliminarien abgedruckt seyn, da sie nach Neujahr abgesandt worden. Sollte es nicht ge[2]schehen seyn, so kann ich sie Dir vielleicht gelegentlich schicken. Sie enthält außer einigen <fruchtbaren> Keimen nichts was mir iezt sehr gefällt. Eine kleine Abhandlung über die Grenzen des Schönen, muß ietzt im Merkur schon abgedruckt seyn, da ich vor acht Wochen etwa schon die Nachricht erhalten habe, daß man sie einrücken würde. Ich empfehle sie ganz vorzüglich Deiner Aufmerksamkeit; die Sprache ist leichter und freyer als es mir bisher gelungen. Außerdem wirst Du in den letzten Stücken der Berl.[iner] M.[onats-]Schr.[ift] drey größere Abhandlungen von mir finden, kleine Werke: Sophokles. Fragment aus einer Geschichte der Attischen Tragödie (Fortsetzung folgt). Mit dem Stoff bin ich ziemlich zufrieden, die Sprache ist aber schwankend und schwerfällig, die Stellung verworren. Vom Werth des Studiums der Griechen [3] und Römer. Du wirst leicht bemerken, daß ein Theil nur skizzirt ist: die Einleitung ist zu lang und der Schluß zu kurz. Die Perioden werden Dir hoffentlich lang genung seyn, solltest Du es aber laut lesen, so wünsche ich Dir eine gute Brust. Ueber die Diotima, die vollständige Skizze eines größern Werks, welches nach Michael gedruckt wird. Dieses empfehle ich ganz vorzüglich Deiner Kritik – nicht so wohl im Einzelnen, denn hier sind vielleicht der Flecken, der Nachläßigkeiten so viele daß es Dir an Muße fehlen möchte sondern mehr in der Zusammensetzung des Ganzen. Ich bin über vieles in derselben noch nicht mit mir einig und möchte gern Deine Meynung hören. Im Ganzen denke ich bey der Ordnung zu bleiben, nur sollte die Uebersicht von der Gesch.[ichte] der Griechischen Weiblichkeit, erst nach der Geschichte der Hetären, der Pytha[4]gorischen und Lakonischen Frauen und der Meynung der Philosophen kommen. Vornherein ist eine solche Ankündigung wie Pauken und Trompeten, es verschlägt einem gleich den Athem. Ich finde diese freye Ordnung zweckmäßig, um gleichsam im Spatzierengehen auf den rechten Fleck zu kommen. Meine Absicht ist in diesem Werkchen, nichts als bekannt vorauszusetzen, und in einer unterhaltenden Erzählung ein anschauliches Bild Griechischer Sitten, nebst Aufhellung mancher Dunkelheiten zu geben. Ich wünschte daher daß Du auch die Punkte andeutetest, über die Du mehr Entwicklung verlangst. Du wirst leicht denken können, wie diese Abhandl[ung] anschwellen wird, wenn jeder Abschnitt etwas vollständiger ausgefüllt wird, durch Uebersetzung größerer Stücke oder einzelne Züge aus den Schriftstellern; von andern [5] Abschnitten sind nur die Rubriken angegeben – dergl. sind die Darstellung der Weiblichkeit in den Dichtern, und in der bildenden Kunst.
Bey den Aufsätzen in Journalen werde ich vorzüglich auf Mannichfaltigkeit sehen. Die ich zunächst ausarbeiten [werde], wo der Stoff zu einigen schon ganz und gar, zu andern größtentheils fertig liegt sind: die Fortsetzung des Sophokles für die Berl.[iner] M.[onats-] Schr.[ift], Ueber die politische Revoluzion der Griechen, für den Merkur, Theorie der Geschichte der Menschheit für ein Philosophisches Journal, welches bey meinem Verleger herauskommt, über die alte Religion für die Horen, ferner vielleicht Briefe über den Plutarch: über den Griech.[ischen] Rhythmus, dessen Platz ich noch nicht bestimmt habe. – Von den entferntern ist noch unnöthig zu reden, da mit diesen der Sommer wohl hingehen wird. Ich wünschte wohl, wenigstens ein Stück in der Art, wie der kleine Aufsatz im Merkur [6] diesen Sommer noch ausarbeiten zu können: ich habe Stoff zu sehr vielen, aber ich zweifle, daß ich Ruhe und Muße dazu finde. Ich bin vornehmlich mit der völligen Ausarbeitung der Beyträge zur Kentniß der Griechen beschäftigt: ich muß fleißig seyn, wenn die zwey ersten Bände, jeder zu 15 bis 16 Bogen zu Michaelis gedruckt seyn sollen, welches ich doch so sehr wünsche. Dann kommt die Diotima an die Reihe. Beyde verlegt Michaelis zu Neustrelitz, ein unternehmender, wohlhabender, nach seinen Briefen zu urtheilen nicht ungebildeter Mann, mit dem ich äusserst zufrieden seyn kann. Ich bekomme für den Bogen 1 Ldr. Wegen der übrigen vielen Plane stehe ich noch in Unterhandlung mit verschiednen Buchhändlern. Die politischen Arbeiten bleiben von jenen Beyträgen, deren größter Theil Abhandl.[ungen] zur Geschichte der Poesie ent[7]hält, ganz getrennt: ich denke sie zu einem eignen Werke: Alte Politik, zu vereinigen und die zwey ersten Bände können Ostern 96 erscheinen, nebst dem dritten Band der Beyträge. – Es versteht sich, daß Du alles gleich wie es gedruckt ist, erhältst, wo möglich jede Lage, wenigstens gleich den ersten Theil, der etwa in 8 Wochen gedruckt seyn kann.
Laß mich nun auch recht bald hören von Deinen Arbeiten und Planen. Wenn Du schon etwas so weit fertig hast, daß Du mit einem Buchhändler desfalls unterhandeln kannst, so schlage ich Dir nächst Göschen, Michaelis oder Cotta in Tübingen, den Herausgeber der Horen vor. Wirst Du etwas zu dem Musenalmanach noch einschicken? – Hast Du wieder an die Briefe über Petrarch gedacht? Wenn Du mir Deine Handschrift von dem an die Horen letztgesandten Stück Dante schicken könntest, so würde es [8] mir sehr lieb seyn.
Du hast, wie ich höre Lust, an der Litteratur-Zeitung Theil zu nehmen. Wenn Du noch den Plan nicht aufgegeben hast, im Herbst Jena zu besuchen, so rathe ich Dir bis dahin zu warten. Ich habe viele Gründe zu glauben, daß es sich am besten mündlich und persönlich mit den Direktoren verhandeln lasse, als aus der Ferne, wo sie die Sayten etwas hoch spannen. Bey der nächsten Gelegenheit werde ich Körnern davon sagen. Ich wünschte Du schriebst mir bald ein paar Zeilen wegen der Deutschen Annalen, die ich ihm sagen kann. Die Fächer, die man Dir anbieten wird, sind das Poetische und wo ich nicht irre, auch das Historische. Von den Bedingungen weiß ich noch nichts; Göschen wird aber gewiß gute Bedingungen machen. –
Liebster Freund, ich freue mich [9] herzlich, daß Du wieder bey uns bist, ich freue mich herzlich über das Glück das Deiner wartet, und über den Trost, den Du unsrer armen Freundin geben wirst. Was sie mir in ihrem letzten Brief von ihrer Mutter schreibt hat nicht nur meinen Unwillen nicht geschwächt, sondern mich auch äusserst besorgt gemacht. Ich fürchte, daß diese Knoten sich nur zerhauen lassen. Mein Freund, ich weiß sehr wenig wie Du über gewisse Gegenstände denkst und fühlst, ich weiß daß Du in schwierigen Fällen des Lebens männliche Kühnheit und zarte Schonung aufs glücklichste zu vereinigen wußtest, aber vielleicht fodert das Schicksal Deines Lebens ietzt mehr von Dir, als je. Verüble mir nicht, daß ich Dich daran erinnre, da Du vielleicht nur gefaßt bist zu genießen, was Du verdientest, [10] nicht zu handeln oder einen Entschluß zu faßen. Laß mich recht bald wißen, wie Du Alles findest, was Du denkst und willst. Du kannst Dir meine Erwartung nicht peinlich genung denken. – Entsage dem Vorurtheil oder dem Glück, der Lüge oder der Wahrheit ganz. Kar.[oline] ist nicht so vorurtheilsfrey, als sie zu seyn glaubt. Ihr Vorurtheil ist die Furcht, unweiblich zu seyn. – Bleibe nicht länger in Hannover als es seyn muß und denke wie sehr sie Deiner bedarf.
Noch ein Wort von mir. Karl wird Dir mittheilen, warum ich vielleicht schon Mich.[aelis] den Aufenthalt verändern muß. Es ist zwar noch möglich, daß das Hinderniß wegfällt; ohnehin ist es schwierig, daß ich wegkönnte, da mein Hierseyn eine Garantie ist, welche einige oder [11] doch ein Schuldner <vielleicht> nicht würde entbehren wollen, den ich wahrscheinlich dann noch nicht bezahlen kann. Schreibe mir ob Du glaubst daß es der Mutter nicht ängstlich oder sonst unangenehm seyn würde, wenn ich nach H.[annover] käme, wie Karl darüber denkt. Das beste wäre Braunschweig oder Wolfenbüttel. Ich bitte Dich mir eine genaue Antwort über die Frage, die ich Karl vorgelegt habe, zu geben, wenn Du erst im Stande seyn wirst, Erkundigung einzuziehen.
Fr. Schl.
[12]