[1] Dreßden, den 2ten Januar 96.
Dein Manuscript, liebster Wilhelm, habe ich sogleich besorgt. Ich habe aber nur wenig mit Becker darüber reden können, weil seine Frau eben gefährlich krank war, und ich ihn also nicht abhalten durfte. Jedoch hat er mir aufgetragen Dir vorläufig zu danken. Es wird ganz in das erste Stück kommen, und etwas über 4 Bogen nach seiner Rechnung, und also 32 Thl. etwan davon zu erwarten haben. – Es ist wahr, daß das Interesse für Morayzela und Esperanza, welches mir die erste Hälfte eingeflößt hatte, durch die fatale Wendung ganz verlohren geht. Die Beschreibung des Thurniers indessen gefiel mir sehr wohl, und ich kann dieß Produkt, obgleich es sehr ungleichartig ist, doch nicht für mittelmässig gelten lassen.
[2] Den ‚Hasser dieses Sonnenlichtsʻ habe ich mit neuem Vergnügen gelesen, aber hätte ihn freylich lieber von Dir sagen hören wie zu H[annover]. – Mehrere ziehen ihn dem zweyten Gedicht vor und ich bin auch dieser Meynung.
Von Michaelis habe ich immer noch keine Antwort. So lange er mit dem Allmanach noch nicht fertig ist, kann ich mirs leicht erklären; er wird Tag und Nacht damit beschäftigt seyn. Doch fange ich an etwas ungeduldig zu werden.
Ich bin sehr begierig auf die Fortsetzung Deiner Briefe. Es ist sehr möglich, daß ich noch diesen Winter die Skizze einer Aesthetik und Poetik für das Philos.[ophische] Journal entwerfe, oder vielmehr nur die seit anderthalb Jahren vorhandenen Materialien in Ordnung bringe. Sage dieß Karo[3]line: denn die Folge davon ist, daß die Politik wenigstens einige Monate aufgeschoben bleibt.
Dem ‚Weiblichenʻ habe ich einen langen Brief geschrieben, und Deine Addresse geschickt. Es wird von ihm etwas über lyrische Poesie der Griechen in den Horen erscheinen. Von der Recension der Horen ist es hier noch ganz still.
Hast Du den Plan zu Deutschen Annalen, und zu gemeinschaftlichen Gesprächen über Deutsche Poesie ganz aufgegeben? – Es wäre sehr Schade.
Kannst Du mir einmal Deine Geographia Homerica ohne Unkosten schikken, so würde es mir sehr angenehm seyn, Deine Vorstellungsart mit der Vossischen zu vergleichen. Den Strabo habe ich zwar ganz gelesen, aber mehr in Rücksicht auf die Notizen zur poetischen und politischen Geschichte. In der Geogr.[aphie] der Gr.[iechen] bin ich noch ein [4] Laye, wie in so vielen unentbehrlichen Hülfskenntnißen, zu denen mir hier die Mittel ganz fehlen. Auf Chronologie z.B. habe ich mich gar nicht einlassen können. – Ich werde etwas über Homers Aechtheit mit Rücksicht auf Wolfs Proleg.[omena] schreiben. Aber es muß reif werden. – Seine Schrift würde Dich gewiß sehr interessiren. Seine Lehre ist zwar noch verschieden von dem was Du mir sonst schriebst, aber beyde Vorstellungsarten sind doch auch nicht sehr weit von einander entfernt.
Hast Du die Zeit Deiner Reise schon näher bestimmt?
Dein Bild prangt nun in unsrer Stube. Ich denke zuweilen es hienge in dem kleinen Stübchen zu L[ucka]. – Den ersten Festtag habe ich recht lebhaft an Euch gedacht, auch bey der Weihnachtsfreude.
Fr. Schl.
Dein Manuscript, liebster Wilhelm, habe ich sogleich besorgt. Ich habe aber nur wenig mit Becker darüber reden können, weil seine Frau eben gefährlich krank war, und ich ihn also nicht abhalten durfte. Jedoch hat er mir aufgetragen Dir vorläufig zu danken. Es wird ganz in das erste Stück kommen, und etwas über 4 Bogen nach seiner Rechnung, und also 32 Thl. etwan davon zu erwarten haben. – Es ist wahr, daß das Interesse für Morayzela und Esperanza, welches mir die erste Hälfte eingeflößt hatte, durch die fatale Wendung ganz verlohren geht. Die Beschreibung des Thurniers indessen gefiel mir sehr wohl, und ich kann dieß Produkt, obgleich es sehr ungleichartig ist, doch nicht für mittelmässig gelten lassen.
[2] Den ‚Hasser dieses Sonnenlichtsʻ habe ich mit neuem Vergnügen gelesen, aber hätte ihn freylich lieber von Dir sagen hören wie zu H[annover]. – Mehrere ziehen ihn dem zweyten Gedicht vor und ich bin auch dieser Meynung.
Von Michaelis habe ich immer noch keine Antwort. So lange er mit dem Allmanach noch nicht fertig ist, kann ich mirs leicht erklären; er wird Tag und Nacht damit beschäftigt seyn. Doch fange ich an etwas ungeduldig zu werden.
Ich bin sehr begierig auf die Fortsetzung Deiner Briefe. Es ist sehr möglich, daß ich noch diesen Winter die Skizze einer Aesthetik und Poetik für das Philos.[ophische] Journal entwerfe, oder vielmehr nur die seit anderthalb Jahren vorhandenen Materialien in Ordnung bringe. Sage dieß Karo[3]line: denn die Folge davon ist, daß die Politik wenigstens einige Monate aufgeschoben bleibt.
Dem ‚Weiblichenʻ habe ich einen langen Brief geschrieben, und Deine Addresse geschickt. Es wird von ihm etwas über lyrische Poesie der Griechen in den Horen erscheinen. Von der Recension der Horen ist es hier noch ganz still.
Hast Du den Plan zu Deutschen Annalen, und zu gemeinschaftlichen Gesprächen über Deutsche Poesie ganz aufgegeben? – Es wäre sehr Schade.
Kannst Du mir einmal Deine Geographia Homerica ohne Unkosten schikken, so würde es mir sehr angenehm seyn, Deine Vorstellungsart mit der Vossischen zu vergleichen. Den Strabo habe ich zwar ganz gelesen, aber mehr in Rücksicht auf die Notizen zur poetischen und politischen Geschichte. In der Geogr.[aphie] der Gr.[iechen] bin ich noch ein [4] Laye, wie in so vielen unentbehrlichen Hülfskenntnißen, zu denen mir hier die Mittel ganz fehlen. Auf Chronologie z.B. habe ich mich gar nicht einlassen können. – Ich werde etwas über Homers Aechtheit mit Rücksicht auf Wolfs Proleg.[omena] schreiben. Aber es muß reif werden. – Seine Schrift würde Dich gewiß sehr interessiren. Seine Lehre ist zwar noch verschieden von dem was Du mir sonst schriebst, aber beyde Vorstellungsarten sind doch auch nicht sehr weit von einander entfernt.
Hast Du die Zeit Deiner Reise schon näher bestimmt?
Dein Bild prangt nun in unsrer Stube. Ich denke zuweilen es hienge in dem kleinen Stübchen zu L[ucka]. – Den ersten Festtag habe ich recht lebhaft an Euch gedacht, auch bey der Weihnachtsfreude.
Fr. Schl.