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Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

[1] Dreßden. Den 27ten Februar 96.
Ich habe lange nichts von Euch gehört, liebster Freund. Ich bin unterdessen fleissig und es geht mir auch ganz erwünscht. Ich bin mit der Arbeit die ich ietzt vollendet habe, weit mehr zufrieden als mit der ersten. Sie ist ein Beträchtliches grösser geworden als ich dachte, ja wahrscheinlich noch etwas grösser als die erste die wie mir der Buchdrucker schreibt 16–18 Bogen betragen wird. Diese erste Abh.[andlung] wird mit einer besondern Vorrede auch einzeln gedruckt. Ich werde Dir <nur> 3 Exemplare davon schicken lassen, die Du hoffentlich noch in Braunschweig erhältst. Ich finde es besser an Schütz und Heyne den ersten Band der Sammlung zu schicken <und also bis zum Abdruck der zweiten Abhandlung zu warten>. Ich habe für das Ganze den Titel bestimmt, den Du gewählt hast. Die zweite und dritte Abhandlung lasse ich auch unter dem Titel: Grundlinien einer Geschichte der Griech.[ischen] Poesie, drucken mit einer besonderen Vorrede. So weit muß der Drucker [2] noch zur Ostermesse fertig werden. Doch glaube ich wirst Du den ersten Band wohl erst hier erhalten, der zwey Abhandlungen enthält. – Die Tragödie macht die vierte Abhandlung <des Ganzen> und die zweyte Abhandlung des zweyten Bandes. Diese kann erst nach Ostern gedruckt werden.
Wir hoffen alle, daß es bey Deinem Entschluß gleich hieher zu kommen, bleiben wird. Meine Schwester wünscht deshalb bald entscheidende Nachricht zu haben. – Becker wird nach dem Feste eine Reise von 14 Tagen etwa machen. Doch wird nach seiner Rückkunft noch Zeit genung seyn, die Antiken mit Musse zu sehn. – Charl.[otte] würde sehr verliehren, wenn Du erst kämst, wenn sie in Pillnitz ist. – Es ist nun beschlossen, daß ich den Sommer noch hier bleibe. Indessen könnte ich sobald Du über Dein Bleiben oder Nichtbleiben in Jena entschieden bist, – auch noch früher kommen, etwa zu Ende August.
[3] Wie Göthe sagt, daß ihm alles unter den Händen ein Gedicht werde, so wird mir alles ein Buch. Ich hatte für die Horen eine Umarbeitung der von Biester zurückgesandten Abh.[andlung] bestimmt – vom Verhältniß der Gr.[iechischen] Bildung zur modernen. Ich fieng neulich an die Materialien durchzuarbeiten, den Entwurf anzulegen. Ich konnte aber bald den Ueberschlag machen, daß der Aufsatz wenigstens zu einem halben Alphabet anschwellen würde. Ich habe den nun zu dem vierten Band der Versuche zurücklegen müssen, und denke Sch.[iller] ein paar Blätter: Cäsar und Alexander zu schicken, worin ich dem Imperator etwas hart zu Leibe gehn werde.
[4] Mich.[aelis] verlohrnen Brief vom 22ten December nebst einem kostbaren Exemplar des Allmanachs habe ich vor ein paar Tagen erhalten.
Wieland hat mir sehr artig geschrieben, ein neues Stück aufgetragen, und scheint sehr auf mich zu rechnen.
Zu einer Uebersetzung aus den Alten habe ich einen Verleger gefunden.
Wenn Du es schicklich findest, könntest Du Sch.[iller] gelegentlich sagen, wie es mir mit dem Aufsatz, den ich ihm angekündigt, gegangen sey.
Ist an dem vierten Briefe fleissig gearbeitet worden?
[5] Du wirst meine Schwester sehr verpflichten, wenn Du ihr das Geld recht bald schicken wolltest, wenigstens so daß sie es ganz gewiß vor den Osterfesttagen erhalten kann. Das Geld von Becker kann zu jeder Zeit erhalten werden. Er bot es mir an, und fragte, wie Du es damit wolltest gehalten haben, und ob Du es gleich haben wolltest pp. – So oft er mich sieht, bittet er Dich zu ermahnen, zu drängen, und zu beschwören, daß Du dichten, und das Gedichtete seinem Taschenbuche zuwenden möchtest. Du seyst jetzt in Deiner Blüthe. Du möchtest Dich hüten, bey dem ewigen Uebersetzen Deine schöne Originalität zuzusetzen.

‚Auch mir scheinet er toll, doch redet ein Toller in Freiheitʻ
‚Weise Sprüche wenn ach! Weisheit im Sklaven verstummt.ʻ


Was sagst Du zu meinem Anerbieten über Hamlet. Es bliebe Dir unbenommen, auch zu kommentiren, und ich würde Dir [6] auch die Censur in letzter Instanz überlassen. Ich will den Epilog machen. Schreibe Du einen Prolog.
Ich wünsche bald von Euch zu hören
Fr. Schl.

Meine Bitte Krusen zu grüssen und zu danken, vergiß ja nicht. Ich habe seine Kommißion noch nicht besorgen können, sonst schriebe ich heute.
Körner hat immer noch Verstopfung. Der hartleibige Mensch würgt schon seit neun Monden an einem Aufsatz über den Tanz. Ohne Zange würde ihm auch ein Σωκρατης μαιευτικος nichts entreissen. Sobald er Oeffnung gehabt haben wird, melde ich Euch davon.
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Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 27. Februar 1796
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Braunschweig · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 285‒287.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.80
  • Number of Pages: 6S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,5 cm
Language
  • German

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