[1] Den 5 t Januar
1800.
Liebster Bester Willhelm,
Heute will ich haubtsächlich an Dich schreiben. Der Kopf ist mir zwar nicht heiter, bey den Entsetzlichen Wetter daß wir haben. Der Shnee liegt so hoch daß man nicht aus dem Hauße gehn kann, die Stuben Wärme, u Mangel an Bewegung bekommen einen gar nicht, doch geht es mit meiner Gesundheit recht gut. Daß Deine Gesundheit so gut ist, freut mich recht sehr, auch daß Du mir Hofnung machest uns künftigen Sommer zu besuchen, freut mich sehr. Ich hoffe Du nicht allein. Fritze hat auch ein mal so was geschrieben Wenn ihr es aber einrichten könntet nach Jehanne Denn ehr kommen Ernsts nicht nach Langenhagen. Die Witwe ist verwand mit den Abt, u Ernsten concistorialrath Saalfeld, u der zum Vortheil vieles so lange hin trenirt, was mir sehr unangenehm ist. Kömmt es dazu, mit einer Reiße wie ich hertzlich wünsche, so gieb mir bey zeiten Nachricht, u auf wem man sich zu freuen hat. Von dem was gegen Euch geschrieben ist habe ich nichts zu sehn bekommen; Carl hat mir auf mein anfragen etwas davon gesagt, der Unartige sagt mir nichts u schafft mir auch nichts zu Leßen. Daß Du diesen Winter kein Colegium Lißt, ist mir nicht Lieb, auch nicht daß Du nicht mehr an der Litteraturanzeigen arbeitest, Doch über laße ich alles Deiner mir bekannten Klugheit u Arbeitsamkeit. Hoppenstetts haben viel davon gerühmt, daß sie rechte vergnügte, u intereßte Stunden bey Euch zugebracht hätten. Nur glaube ich daß ich durch diesen Cannal, durch den triten 4 ten was von Fritze erfahren habe was mir Kummer macht. Ich wente mich also an Dich bester Sohn, mich zu beruhigen u mir zu sagen je ehr je lieber was an der Sache ist. Es [2] wird nehmlich gesagt, er lebe mit einer Person, eine Jüdin Es wär Mentelsons Stieftochter, u wäre Reich. Gott das will ich doch nicht hoffen, u noch weniger, daß Ihr ihm mit dieser Person hättet aufgenommen. Fritze hat sich mir schon durch seinen Roman, als einen gezeigt, der keine Religion, u keine guten Grundsätze hat. Ich wollte lieber daß er ein ganz ortenärer, aber guter u nützlicher Mensch wäre, als so. beruhige mich bald darüber. Laß Fritzen nichts davon mercken, daß ich die anfrage an Dich thue. Ob bey Rehbergs die Flitterwochen schon vorbey sind läst sich nicht sagen, andere behaubten das Gegentheil. Rehberg hat aber itzo eine andere unangenehme Begäbenheit belebt. Ein Licentinspecktor in Götting Meder, der hat Betrigereyen machen wollen. u hat Rehbergs nahme gemißbraucht, Meder ist fort gegangen, u ist abgesetzt. R. heist es hat sich ganz gerechtfertiget, u die Sache jüngst anhängig gemacht, andere sagen es wäre noch nicht alles entschieden, u suchen noch was Geheimes dabey.
Perllepsch soll auch die Sache zu seiner Rache zu nutzen suchen. Fatal ist es immer vor R. Mit der Frau von Ramdoren ihrer Beßerung scheint es nicht von Bestand zu seyn. Der Hofgirorguß Strohmey, der vor kurtzen mit der mit der M Strohmeyer aus Götting versprochen war, wo es wieder rickgängig wurde, thut in allen Betracht, eine sehr Vortheilhafte Heyrath. Die Tochter von den Reichen Herrn Louis, ein Junges Mädchen von 19 Jahren schön u was mehr als allens Wohl erzogen [3] ist, Strohmeyer ist ein rechtschaffner u sehr geschickter Mann, der auch als Artz viel gebraucht wird, er soll sich schon über 2000 r. stehn. Was habt Ihr denn von den Großen Panckerote von Winckelmann gehört. Hier ist die Sache sehr schlim gemacht, auch wurde gesagt, da er ein paar Tage nach den Ausbruch starb, er habe Gieft genommen, daß soll aber nicht so seyn. Die Mutter Leisewitzen kam gleich hier zur Schwester Dorbriehen. Leisewitz, der Winckelmann ihr Bruder hat sein Canonicat verkauft, um die Schuld die er an Winkelmann gehabt hat an die Schwester zu bezahlen. Wist Ihr was gewißes, ob die Sachen nicht so ganz böse sind u ob der Sohn die Handlung vieleicht fort setzen kann, so meldet es mir. Die Leisewitzen u Dorbrihen sind immer gute Freunde. Von Dreßden habe ich lange keine Briefe. Jettchen scheint ganz hergestellt zu werden wenn der sehr böse Winter ihr bekömmt. Carl hat böse Augen gehabt, u klagt über den Unterleib, der Artzt sagt es kömme von vielen sitzen. Sie stimppert oft, sie nimt sich aber auch nicht in Acht. In Eurem letzten Briefen scheint Ihr Euch Hofnung zum Frieden zu machen, aber sie wird wohl wie bey uns wieder verschwunden seyn. Wann wird das Gedicht über August erscheinen? Recht viel recht hertzliche Grüße an die Liebe Caroline, u Auguste Fritzen laße ich auch meine Mütterliche Liebe versichern, wenn er gut seyn will. Lebt wohl liebe Kinder schreib mir recht bald. auch wenn Du was von Dreßden weist Es ist nicht recht daß sie so selten schreiben
Mutter Schlegel
[4] [leer]
1800.
Liebster Bester Willhelm,
Heute will ich haubtsächlich an Dich schreiben. Der Kopf ist mir zwar nicht heiter, bey den Entsetzlichen Wetter daß wir haben. Der Shnee liegt so hoch daß man nicht aus dem Hauße gehn kann, die Stuben Wärme, u Mangel an Bewegung bekommen einen gar nicht, doch geht es mit meiner Gesundheit recht gut. Daß Deine Gesundheit so gut ist, freut mich recht sehr, auch daß Du mir Hofnung machest uns künftigen Sommer zu besuchen, freut mich sehr. Ich hoffe Du nicht allein. Fritze hat auch ein mal so was geschrieben Wenn ihr es aber einrichten könntet nach Jehanne Denn ehr kommen Ernsts nicht nach Langenhagen. Die Witwe ist verwand mit den Abt, u Ernsten concistorialrath Saalfeld, u der zum Vortheil vieles so lange hin trenirt, was mir sehr unangenehm ist. Kömmt es dazu, mit einer Reiße wie ich hertzlich wünsche, so gieb mir bey zeiten Nachricht, u auf wem man sich zu freuen hat. Von dem was gegen Euch geschrieben ist habe ich nichts zu sehn bekommen; Carl hat mir auf mein anfragen etwas davon gesagt, der Unartige sagt mir nichts u schafft mir auch nichts zu Leßen. Daß Du diesen Winter kein Colegium Lißt, ist mir nicht Lieb, auch nicht daß Du nicht mehr an der Litteraturanzeigen arbeitest, Doch über laße ich alles Deiner mir bekannten Klugheit u Arbeitsamkeit. Hoppenstetts haben viel davon gerühmt, daß sie rechte vergnügte, u intereßte Stunden bey Euch zugebracht hätten. Nur glaube ich daß ich durch diesen Cannal, durch den triten 4 ten was von Fritze erfahren habe was mir Kummer macht. Ich wente mich also an Dich bester Sohn, mich zu beruhigen u mir zu sagen je ehr je lieber was an der Sache ist. Es [2] wird nehmlich gesagt, er lebe mit einer Person, eine Jüdin Es wär Mentelsons Stieftochter, u wäre Reich. Gott das will ich doch nicht hoffen, u noch weniger, daß Ihr ihm mit dieser Person hättet aufgenommen. Fritze hat sich mir schon durch seinen Roman, als einen gezeigt, der keine Religion, u keine guten Grundsätze hat. Ich wollte lieber daß er ein ganz ortenärer, aber guter u nützlicher Mensch wäre, als so. beruhige mich bald darüber. Laß Fritzen nichts davon mercken, daß ich die anfrage an Dich thue. Ob bey Rehbergs die Flitterwochen schon vorbey sind läst sich nicht sagen, andere behaubten das Gegentheil. Rehberg hat aber itzo eine andere unangenehme Begäbenheit belebt. Ein Licentinspecktor in Götting Meder, der hat Betrigereyen machen wollen. u hat Rehbergs nahme gemißbraucht, Meder ist fort gegangen, u ist abgesetzt. R. heist es hat sich ganz gerechtfertiget, u die Sache jüngst anhängig gemacht, andere sagen es wäre noch nicht alles entschieden, u suchen noch was Geheimes dabey.
Perllepsch soll auch die Sache zu seiner Rache zu nutzen suchen. Fatal ist es immer vor R. Mit der Frau von Ramdoren ihrer Beßerung scheint es nicht von Bestand zu seyn. Der Hofgirorguß Strohmey, der vor kurtzen mit der mit der M Strohmeyer aus Götting versprochen war, wo es wieder rickgängig wurde, thut in allen Betracht, eine sehr Vortheilhafte Heyrath. Die Tochter von den Reichen Herrn Louis, ein Junges Mädchen von 19 Jahren schön u was mehr als allens Wohl erzogen [3] ist, Strohmeyer ist ein rechtschaffner u sehr geschickter Mann, der auch als Artz viel gebraucht wird, er soll sich schon über 2000 r. stehn. Was habt Ihr denn von den Großen Panckerote von Winckelmann gehört. Hier ist die Sache sehr schlim gemacht, auch wurde gesagt, da er ein paar Tage nach den Ausbruch starb, er habe Gieft genommen, daß soll aber nicht so seyn. Die Mutter Leisewitzen kam gleich hier zur Schwester Dorbriehen. Leisewitz, der Winckelmann ihr Bruder hat sein Canonicat verkauft, um die Schuld die er an Winkelmann gehabt hat an die Schwester zu bezahlen. Wist Ihr was gewißes, ob die Sachen nicht so ganz böse sind u ob der Sohn die Handlung vieleicht fort setzen kann, so meldet es mir. Die Leisewitzen u Dorbrihen sind immer gute Freunde. Von Dreßden habe ich lange keine Briefe. Jettchen scheint ganz hergestellt zu werden wenn der sehr böse Winter ihr bekömmt. Carl hat böse Augen gehabt, u klagt über den Unterleib, der Artzt sagt es kömme von vielen sitzen. Sie stimppert oft, sie nimt sich aber auch nicht in Acht. In Eurem letzten Briefen scheint Ihr Euch Hofnung zum Frieden zu machen, aber sie wird wohl wie bey uns wieder verschwunden seyn. Wann wird das Gedicht über August erscheinen? Recht viel recht hertzliche Grüße an die Liebe Caroline, u Auguste Fritzen laße ich auch meine Mütterliche Liebe versichern, wenn er gut seyn will. Lebt wohl liebe Kinder schreib mir recht bald. auch wenn Du was von Dreßden weist Es ist nicht recht daß sie so selten schreiben
Mutter Schlegel
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