[1] Den 9 t November
1800
Liebster bester Willhelm.
Mir wird die Zeit recht lang, ehe ich wieder was von Dir u Deiner Lieben Frau höre. Es macht mich recht traurig wenn ich dencke ich hätte Dich beleidiget. Gott weis es: Daß alles was ich sage aus wahrer Mütterlicher Liebe ist, u aus übertriebener Aengstlichkeit vor Euer Glück, was Ihr meinem Alter, u Körperlicher Schwäche zu Gute halten müst. Ich bin itzo geraume Zeit nicht recht gut gewesen. Das aller Dumste was ich gesagt habe ist, daß ich schrieb Lottchen, die gröste Verehrin von Euch, dächte hier in mit mir über ein, u noch andere. Die andern sind niemand als Madam Alberti, mit der ich vertraut bin. Carls habe auch recht gehoft von Dir ein Briefchen zu bekommen. Nun wenn nur keine Unpäßlichkeit schuld ist, u wir nur bald recht gute Nachricht von Euch bekommen. Carls sind wohl, wir erinnern uns noch oft mit Vergnügen der angenehmen Zeit Deines Hier seyns. Jettchen ist wieder ein 14 tage unpäßlich geweßen, da aber die Brust diesesmal nicht im Spiel ist, hoffe ich soll es bald über gehn. Neues was Dich intr[2]eißirt, weis ich nichts, als daß sich der Docktor Stieglitz mit Frau, u 2 kleinen Söhnen tauffen läst, versteht sich ohne Aufsehn, zu Ronneberg bey den Suppertent Holscher. Stieglitz ist ein beliebter Artzt hier, daher nehmen es ihm die Meisten Leute gut, und glauben es wäre aus wahrer Ueberzeugung. Er verliehrt itzo ein paar 100 r. bey der Jutenschafft die er als Juten Artzt gehabt, auch soll ein Cappital von 5 bis 6000 r. der einst wegfallen was er zu hoffen gehabt hat, aber ihre Ältern in Berlin, die Stieglitzens Jährlich Starcken zuschuß gäben sind damit zufrieden, u von der Seide verliehren sie nichts. Wie gefällt es Dir in Braunschweig? siehst Du Leisewitz, u Eschenburg? Nun der Brief muß weg, Entfiehl mich Deiner Caroline bestens. Wenn Du was von Friedrichen hörst so theile es mir mit.
Mutter Schlegel
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1800
Liebster bester Willhelm.
Mir wird die Zeit recht lang, ehe ich wieder was von Dir u Deiner Lieben Frau höre. Es macht mich recht traurig wenn ich dencke ich hätte Dich beleidiget. Gott weis es: Daß alles was ich sage aus wahrer Mütterlicher Liebe ist, u aus übertriebener Aengstlichkeit vor Euer Glück, was Ihr meinem Alter, u Körperlicher Schwäche zu Gute halten müst. Ich bin itzo geraume Zeit nicht recht gut gewesen. Das aller Dumste was ich gesagt habe ist, daß ich schrieb Lottchen, die gröste Verehrin von Euch, dächte hier in mit mir über ein, u noch andere. Die andern sind niemand als Madam Alberti, mit der ich vertraut bin. Carls habe auch recht gehoft von Dir ein Briefchen zu bekommen. Nun wenn nur keine Unpäßlichkeit schuld ist, u wir nur bald recht gute Nachricht von Euch bekommen. Carls sind wohl, wir erinnern uns noch oft mit Vergnügen der angenehmen Zeit Deines Hier seyns. Jettchen ist wieder ein 14 tage unpäßlich geweßen, da aber die Brust diesesmal nicht im Spiel ist, hoffe ich soll es bald über gehn. Neues was Dich intr[2]eißirt, weis ich nichts, als daß sich der Docktor Stieglitz mit Frau, u 2 kleinen Söhnen tauffen läst, versteht sich ohne Aufsehn, zu Ronneberg bey den Suppertent Holscher. Stieglitz ist ein beliebter Artzt hier, daher nehmen es ihm die Meisten Leute gut, und glauben es wäre aus wahrer Ueberzeugung. Er verliehrt itzo ein paar 100 r. bey der Jutenschafft die er als Juten Artzt gehabt, auch soll ein Cappital von 5 bis 6000 r. der einst wegfallen was er zu hoffen gehabt hat, aber ihre Ältern in Berlin, die Stieglitzens Jährlich Starcken zuschuß gäben sind damit zufrieden, u von der Seide verliehren sie nichts. Wie gefällt es Dir in Braunschweig? siehst Du Leisewitz, u Eschenburg? Nun der Brief muß weg, Entfiehl mich Deiner Caroline bestens. Wenn Du was von Friedrichen hörst so theile es mir mit.
Mutter Schlegel
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