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Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

Es ist mir seit 14 Tagen schlecht genung gegangen, liebster Freund. Ich bin selten auch nur einen halben Tag gesund gewesen. Ich habe mir scharf zugesetzt mit Abführung und Schweißmitteln, Fußbädern, und spanischen Fliegen und bin nun wieder einigermaaßen im Stand.
Hier sind fürs erste 150 Fragmente, damit Du nur etwas hast. Das nächstemahl soll der Meister kommen, den ich Euch vielleicht in zwey Sendungen übermachen muß.
Diese Fragmente müssen wenigstens doch zwey Bogen betragen. Im Lyc.[eum] warens 113, und unter diesen sind doch auch einige längere, die von Dir betragen 3 B.[ogen]. – <Ich habe wenigstens noch einmahl so viel* Fragmente als ich hier schicke.> – Kommen Dir noch welche, so schreib sie ja auf und schick sie sobald als möglich. Nur wende jetzt lieber keine Zeit darauf**, und sorge vor allen Dingen für das über Klopstock***. Es ist nun durchaus nothwendig, daß dieses das IIte Stück eröffnet und daß dieses zugleich mit dem Iten gedruckt <wird>. Denn zwey Stücke müssen zu Ostern fertig seyn, und wenn ich auch zu Grunde gehn sollte. Vieweg habʼ ich gesagt, erst gegen Ende Februars könne der Druck anfangen, weil Du meinen Meister voran haben wolltest pp. Und dann ists auch <eigentlich> noch [früh genung.] Findest Du es rathsamer nicht den ganzen Raum der im Iten Stück nach dem Meister bleibt, <mit Fragm[enten]> auszufüllen, oder bleibt doch noch Raum, so muß dieser mit dem Anfang der litterar.[ischen] Ansichten von Dir oder der philosoph.[ischen] von mir angefüllt werden. –
Alles was ich auch nicht beantworte, beherzige, billige und besorge ich doch. Vor allen Dingen glaubt aber nur, daß mein Eifer so groß und so permanent daß er keiner Strafpredigten oder Klaglieder bedarf, obgleich mir auch diese, als Beweise Deines Eifers angenehm gewesen.
Ueberlege ja, ehe Du ein Veto aussprichst. An Einem Fragment ist wohl dem Raum nach [nicht] viel verlohren. Aber das Pikante einer Impertinenz kann unersetzlich seyn.
Nächstens Vorschläge zu Aenderung für 2 oder 3 Deiner Fragm.[ente]. Ich bin entschieden dafür, daß Wieland in dem bewußten Fr.[agment] genannt [werde]. Die Beleidigung ist ganz dieselbe. Das Anonyme, und doch so deutliche ist recht Xeniastisch. Auch ist das Pikante dann davon.
Könntest Du nicht zu diesen Fragmenten mit rother Dinte und feiner Feder Anmerkungen schreiben? –
Gleich nach Deiner Klopstockiade, gebe ich ins IIte Stück den Lessing. Es wird Dir tröstlich seyn können, daß ich den letzten Bogen des Anfangs im Lyc.[eum], der doch grade das beste und beträchtlich enger gedruckt ist, in einem Nachmittage und halben Vormittage geschrieben habe. –
Du kannst den 2ten Brief zum Sh.[akespeare] immer entwerfen, ehe der erste von mir da ist; wenn es Dir recht ist, darin eine Charakteristik, die detaillirt aber doch parallelisirend – <oder auf irgend eine andre Art kombinirt> wäre von den drey übersetzten Komödien zu geben, versteht sich mit besondrer Rücksicht auf ihre komische Eigenthümlichkeit. <Das ist die Hauptsache. Wenn mein Brief da ist, kannst Du dann immer noch etwas Antwortendes hinzusetzen oder einstreuen.> Ich muß doch im 1ten Brief nur so allerley Semina ausstreuen und dazu wäre es gut, ich läse erst einige andre Kom.[ödien] wieder, damit mein Brief nicht zu kahl gegen Deinen absticht. Aber wie gesagt, dieß scheint mir noch Zeit zu haben. Für jetzt zunächst die Klopstockiade, und laß mich nur nicht zu lange drauf warten. Sonst fange ich auch an zu klagen. Dann die litterar.[ischen] Ansichten und der Wieland so bald als möglich.
Hier wollen wir recht viel zusammen Shakspearisiren. –
Ich würde mich sehr freuen wenn Caroline und Auguste mehr schrieben, ohne jetzt eine Antwort von mir zu fodern.
Vieweg will Mitte März wiederkommen. Es wird wohl Ende März werden, und dann muß und kann das Ite Stück beynah ganz und von dem IIten Stück auch beträchtlich viel gedruckt seyn. –
Sobald ich den Meister an Dich geschickt, schreibe ich ihm.
Wegen der masque hat mir Tieck nicht viel kluges gesagt. Er meynt, Maske müsste beybehalten werden und gegen die von Dir als möglich angeführte Verdeutschung – mythol.[ogische] Vorstellung pp. – hatte er, wie es mir schien, sehr gegründete Vorstellungen – Spiel werde bey den alten Deutschen ähnlich gebraucht, und sey das einzige einheimische Wort.
Ich werde Maske ins M[anu]script setzen, um nur Unger das M[anu]scr.[ipt] geben zu können.
Indessen ist immer noch Zeit genung, wenn Du ein anderes Wort wählen willst, was ich dann bey der Corr.[ectur] einsetzen kann. Ich umarme Euch alle herzlich. –


* d.h. die doppelte Porzion. –

** An Deinem Shak[espear] ist noch keine Zeile gedruckt.

*** Es hat mir die größte Freude gemacht, daß Du so ernstlich dabey bist.
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskriptsendung  Schlegel, Friedrich von: Athenaeums-Fragmente
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskriptabschluss  ankündigen  Schlegel, Friedrich von: Über Goethes Meister
  • Schlegel, Friedrich von  Redaktionsplan  Athenaeum
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  • Schlegel, Friedrich von  Werkkollektiv  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Friedrich von  Brief  erbitten  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Friedrich von  Brief  erbitten  Böhmer, Auguste
  • Schlegel, Friedrich von  Druck  planen  Vieweg, Friedrich
  • Tieck, Ludwig  Übersetzungskritik  Shakespeare, William: The Tempest
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskript  vermitteln  Unger, Johann Friedrich Gottlieb
  • Schlegel, Friedrich von  Übersetzung  redigieren  Shakespeare, William: Der Sturm [Ü: August Wilhelm von Schlegel]
Metadata Concerning Header
  • Date: [ca. Anfang Februar 1798]
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 83‒84.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.100
  • Number of Pages: 4S., hs.
  • Format: 20,5 x 16,7 cm; 21,1 x 15 cm
Language
  • German

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