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Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

[1] Den 13ten April.
Fünf Bogen vom 1ten Stück des Athen.[äums] sind gedruckt. Den 6ten erwarte ich. Die Sprachen betragen 4 Bogen 5 Seiten, der Blüthenstaub wird 2 Bogen betragen, die Elegien mit meinem Commentar auch etwa 2 Bogen. Ich hoffe Du wirst mit diesem zufrieden seyn. Die Zeit war freylich kurz. –
Du hast nun meinen letzten Brief erhalten und er wird Dich wenigstens theilweise beruhigt haben. Ich fühle es recht gut, wie peinlich es Dir die letzte Zeit gewesen ist, da ich so oft auch diesen Winter in derselben Lage war, und gewissermaßen noch jetzt wegen der Durchflüge bin. ,Kommen sie oder kommen sie nichtʻ, das ist ein permanenter Gedanke. – Mit den Kunstfragm.[enten] das ist zwar prächtig für die Synfonie, auch daß Du Hirt über die Nase hauen willst, denn so ein Lümmel muß nicht von Kunst mitreden wollen dürfen. Aber da in dem heutigen Zettel nichts von Durchflügen stand, war ich doch sehr verzweifelt. – Fertig werde ich doch, aber auf der Nase bleibe ich dann liegen.
Mit meiner Freundin geht es noch immer schlecht. Es rückt gar nicht vorwärts und sie leidet unsäglich, und ich mit.
Vieweg ist wieder da, noch ist aber nichts bestimmt über sein Bleiben, Reisen pp. Deinen Auftrag wegen des Geldes besorge ich nächstens; so auch alles übrige. –
Ueber die Elegie der Alten habe ich Dir große Vorschläge zu thun. Doch alles dieß mündlich.
[2] Ich habe erst drey Aushängebogen vom Iten Athen.[äum] und verschiebe daher die Sendung bis auf das nächstemal, wo ich auch Carolinen und Augusten schreiben will. Daß sie nicht kommen ist ein rechter Jammer. Ich hoffe Ihr kehrt wieder über Berlin zurück. Ists möglich so besuchʼ ich Euch in Dresden. Unger wünscht sehr, daß Du später kommen mögest, und etwa einige Tage vor seiner Ankunft. Er sagt wenn das Glück gut geht, kann er vor dem 21ten May zurück seyn, wahrscheinlich aber viel später. Uebermorgen bin ich mit der ersten Abtheilung des ersten Bandes der Gr.[iechischen] P.[oesie] fertig. Die zweyte kommt Ostern 99. – Ich habe also auch im Sommer rechte Zeit fürs Athen.[äum] Vorrath zu schaffen. Das soll und muß auch geschehn.
U.[nger] weiß vom Athen.[äum] und es ist alles gut in Ordnung.
Iffland kommt wahrscheinlich Ende Mays oder Anfang Juni zurück. Gewiß ist aber noch nichts recht, außer daß er Anfang May wegreißt.
Tieck fand ich neulich im Bett. Doch [3] hat es nichts zu sagen; es ist eben Meßfieber, eine Art die zwischen kaltem und hitzigen Fieber in der Mitte schwebt. Er grüßt Dich herzlich; sobald er kann reißt er nach Hamburg wie ich Dir im Winter schrieb daß er Willens wäre, und kommt auch gegen das Ende Mays wieder. – Ich hoffe nun bald bestimmt zu erfahren, wenn Du kommst. Ich bin sehr ungeduldig. Freylich ist alles was ich Dir heute zu melden habe, für den Aufschub bis in die letzte Hälfte des Mays. Aber wenn nun Carol.[ine] schon im Anfang Mays reisen muß, wirst Du so lange allein in Jena bleiben mögen?
U.[nger] und Nieth.[ammer] sind ja in Richtigkeit. Da ich mir seine Geschäfte so angelegen seyn lasse, als möglich, so kann er dieß nebst einem herzlichen Gruß wohl bis Beendigung der Meßsachen für einen Brief aufnehmen.
[4] Was mir Carol.[ine] von Hülsen und Hardenberg geschrieben, hat mir große Freude gemacht. Der erste wird doch hier einige Zeit bleiben, und ganz unter uns leben? Wir sind doch für ihn das beste in Berlin. Ich erwarte ihn mit offnen Armen.
Von Wackenroder sind Papiere für den 2ten Theil des Klosterbruders da. Bist Du hier, so wird sie Dir Ti.[eck] zeigen, und das ist was für die zweyte Portion Durchflüge, wie auch der Künstlerroman, zu dem aber W.[ackenroder] wie mir Tieck versichert gar nichts gemacht hat, und der ganz von ihm ist. Der erste Theil kömmt auch zu Ostern heraus. – Antheil mag Tieck an dem Klosterbruder wohl etwas haben. Doch nicht so viel als er versichert wie an den Bambocc.[iaden]. Doch glaube ich thätest Du besser, gar keine [5] Notiz davon zu nehmen, da doch auch gewiß das Ganze im Klosterbr.[uder] von W.[ackenroder] ist, und die Art der schönen Sentimental.[ität] so einfach und musikalisch kann Tieck gar nicht machen. Er ist nur so ein unbestimmter träumerischer Mensch, der denn doch viel Einbildung hat, und man kann am Ende nicht klug daraus werden, wie weit er Antheil hat oder nicht.
[6] Das Fr.[agment] über Agnes unterbleibt also.
Die Ankündigung habe ich Vieweg gegeben. Mit dem ersten Stück soll sie im Int.[elligenz] Bl.[att] der A.[llgemeinen] L.[itteratur] Z.[eitung] und im Hamburger Corr.[espondenten] erscheinen. Herzliche Grüße an Fichte.
Sehr schön wäre, wenn Hard.[enberg] vor dem 10ten May nur ein halb Dutzend chemische, medicinische und mehrere merk.[antilische] pp. Fragm.[ente] geben könnte. Hülsen muß füglich kräftig seyn.
Noch besser wenn Caroline außer dem schönen Fr.[agment] in dem man sie nicht grade zu erkennen braucht nun auch so einen esprit de Caroline geben könnte, so ein halb Dutzend Fr.[agmente] wo sie selbst für uns unverkennbar drin wäre, geben könnte, wie wir nun schon einen esprit de Hardenb.[erg] haben und im 6ten Bogen auch einen esprit de Schlegel. Beyde sind selbst in ihren Fr.[agmenten] ganz drin.
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Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 13. April 1798
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 120‒122.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.108
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs.
  • Format: 18,9 x 11,7 cm
Language
  • German

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