[1] Berlin. Den 25ten Febr[uar] 99.
Hier, geliebter Freund, ein M[anu]scr[i]pt fürs Athen[äum] was ich so eben von ihm erhalten habe. Ich gebe ihm meine Stimme und schicke es Dir damit Du auch urtheilst. Laß Dich den Titel nicht schrecken durch die Frage was soll die Schweiz dem Athen[äum]? – Die Schrift sollte gar keinen Titel haben, denn sie handelt nur von sich selbst. Allenfalls dürfte man nur darüber setzen υδωρ μεν αριστον, denn das Wasser wird in dieser philosophischen Kirchenmusik göttlich vergöttert. Auch die Verse misfallen mir nicht in der Prosa, da jeder göttliche Dialekt das Recht haben muß einzig zu seyn, und die himmlischen eben werden wie es ihnen gut däucht. Doroth.[ea] meynt, es gehöre schon darum ins Athen.[äum] weil es so wunderbar und so neu sey, unter die Rubrik des Einzigen.
[2] Das ist ein Mensch der das hat, was ich Religion nenne, ich bin eigentlich bezaubert von ihm und möchte mit ihm eine Zeitlang leben.
Nun noch eine Anfrage wegen des Athen.[äums]. Ich habe die Idee wir geben unter dem Titel Notizen was der Titel sagt, ganz kurze Nachrichten von dem Neusten in Kunst und Wissenschaft in Poesie und Litteratur; etwa wie wir einer an den andern von einem Buche schreiben würden, was dieser noch nicht kennt. Charakterisiren kann man nicht alles, und was mich betrifft, so ist oft die beste Recension [3] eines Buchs, die erste Notiz die man einem unterrichteten und gleich denkenden Freunde giebt. Vorzüglich gäben wir Nachricht von neuen Büchern aber nur von sehr ausgezeichneten. Dann aber auch von Universitäten wenigstens von Jena, solche Begebenheiten wie die Fichtesche: mit dem neuesten aus der Physik müßte uns Hard.[enberg] immer versorgen, an den ich desfalls <gleich> schreibe. Tieck will etwas übers Theater geben, er ist diesen Winter oft hingegangen und hat viel über die Unzelm.[ann] auf dem Herzen die er sehr bewundert: dann hat er mir Auszüge versprochen aus Briefen seines Bruders über den Zustand der Kunst und ihrer Werke in Paris. Ich führe diese Beyspiele [4] nur so an, um die Idee sinnlich zu machen, und will gleich noch ein Exempel anführen. Ich fand neulich in einem Brief von Brinkm.[ann] aus Paris eine sehr witzige, gute Stelle über die dortige Reu und Menschenhaß. Wenn es nicht zu kitzlich ist, gäbe Carol.[ine] viell[eicht] einige Worte von dem was sie mir neulich über den Picc.[olomini] und Weimar geschrieben. In die neuesten Bücher theilten wir uns. Wir machten durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und sähen am meisten auf den Geist; wir nennten uns etwa zu den Urtheilen mit F. u. W. damit mir nicht, wenn ich etwa eine Notiz von Tiecks D[on] Q[uixote] oder Schl.[eiermacherʼs] Religion gäbe pp., versteckte Partheylichkeit Schuld gegeben würde. Fiorillo und Tischbein gäben Dir viell[eicht] einmal etwas über ihr Fach. Zelter in der Musik.
[5] Nach meiner Idee müßte es so kurz seyn, wie möglich; vielleicht nur 6–8 Seiten in jedem Stück. Ich glaube es würde sehr populär seyn, und empfehle es daher Deiner Ueberlegung, bitte auch um schnelle Antwort, damit ich die Sachen von Tieck und Hard.[enberg] bald sammlen kann. –
Ich harre nun auf Eure Antwort über Lucinde und bitte wenn sich Gelegenheit findet, diesen geschriebenen Anfang an Charlotten zu schicken. Euch kann ich bald Aushängebogen schicken.
Bald bin ich über den Berg und kann dann mit ganzem Eifer fürs Athen[äum] arbeiten. Ich umarme Dich herzlich.
Dein Friedrich.
Herzliche Grüße an Auguste und Caroline.
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Hier, geliebter Freund, ein M[anu]scr[i]pt fürs Athen[äum] was ich so eben von ihm erhalten habe. Ich gebe ihm meine Stimme und schicke es Dir damit Du auch urtheilst. Laß Dich den Titel nicht schrecken durch die Frage was soll die Schweiz dem Athen[äum]? – Die Schrift sollte gar keinen Titel haben, denn sie handelt nur von sich selbst. Allenfalls dürfte man nur darüber setzen υδωρ μεν αριστον, denn das Wasser wird in dieser philosophischen Kirchenmusik göttlich vergöttert. Auch die Verse misfallen mir nicht in der Prosa, da jeder göttliche Dialekt das Recht haben muß einzig zu seyn, und die himmlischen eben werden wie es ihnen gut däucht. Doroth.[ea] meynt, es gehöre schon darum ins Athen.[äum] weil es so wunderbar und so neu sey, unter die Rubrik des Einzigen.
[2] Das ist ein Mensch der das hat, was ich Religion nenne, ich bin eigentlich bezaubert von ihm und möchte mit ihm eine Zeitlang leben.
Nun noch eine Anfrage wegen des Athen.[äums]. Ich habe die Idee wir geben unter dem Titel Notizen was der Titel sagt, ganz kurze Nachrichten von dem Neusten in Kunst und Wissenschaft in Poesie und Litteratur; etwa wie wir einer an den andern von einem Buche schreiben würden, was dieser noch nicht kennt. Charakterisiren kann man nicht alles, und was mich betrifft, so ist oft die beste Recension [3] eines Buchs, die erste Notiz die man einem unterrichteten und gleich denkenden Freunde giebt. Vorzüglich gäben wir Nachricht von neuen Büchern aber nur von sehr ausgezeichneten. Dann aber auch von Universitäten wenigstens von Jena, solche Begebenheiten wie die Fichtesche: mit dem neuesten aus der Physik müßte uns Hard.[enberg] immer versorgen, an den ich desfalls <gleich> schreibe. Tieck will etwas übers Theater geben, er ist diesen Winter oft hingegangen und hat viel über die Unzelm.[ann] auf dem Herzen die er sehr bewundert: dann hat er mir Auszüge versprochen aus Briefen seines Bruders über den Zustand der Kunst und ihrer Werke in Paris. Ich führe diese Beyspiele [4] nur so an, um die Idee sinnlich zu machen, und will gleich noch ein Exempel anführen. Ich fand neulich in einem Brief von Brinkm.[ann] aus Paris eine sehr witzige, gute Stelle über die dortige Reu und Menschenhaß. Wenn es nicht zu kitzlich ist, gäbe Carol.[ine] viell[eicht] einige Worte von dem was sie mir neulich über den Picc.[olomini] und Weimar geschrieben. In die neuesten Bücher theilten wir uns. Wir machten durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und sähen am meisten auf den Geist; wir nennten uns etwa zu den Urtheilen mit F. u. W. damit mir nicht, wenn ich etwa eine Notiz von Tiecks D[on] Q[uixote] oder Schl.[eiermacherʼs] Religion gäbe pp., versteckte Partheylichkeit Schuld gegeben würde. Fiorillo und Tischbein gäben Dir viell[eicht] einmal etwas über ihr Fach. Zelter in der Musik.
[5] Nach meiner Idee müßte es so kurz seyn, wie möglich; vielleicht nur 6–8 Seiten in jedem Stück. Ich glaube es würde sehr populär seyn, und empfehle es daher Deiner Ueberlegung, bitte auch um schnelle Antwort, damit ich die Sachen von Tieck und Hard.[enberg] bald sammlen kann. –
Ich harre nun auf Eure Antwort über Lucinde und bitte wenn sich Gelegenheit findet, diesen geschriebenen Anfang an Charlotten zu schicken. Euch kann ich bald Aushängebogen schicken.
Bald bin ich über den Berg und kann dann mit ganzem Eifer fürs Athen[äum] arbeiten. Ich umarme Dich herzlich.
Dein Friedrich.
Herzliche Grüße an Auguste und Caroline.
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