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Friedrich von Schlegel, Dorothea von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

[1] Jena den 24ten Nov 1800
Ich schicke hier einiges, was an Dich eingelaufen ist. Der Erlanger Brief war mit einem ähnlichen an mich begleitet. Fichte hat neulich da den Bardili recensirt; und so kommen diese Herren wie es scheint durch den Drang der Umstände, vielleicht ohne zu wissen wie, auf den Berg.
Die Zahlung der Miethe werde ich sogleich morgen besorgen Du brauch[st] für jetzt die 10 L[ouis]d[’or] nicht deshalb anzugreifen[,] auch schreibt Doroth[ea] einen etat von allen Oekon[omika]. – Das Postgeld für d[ie] 7 L[ouis]d[’or], auch den 1 Th[aler] Zulage haben wir notirt. Das Dintenfaß behauptet Dor[othea] zuversichtlich mit andern Dingen vor Carol[ines] Abreise von hier bezahlt und sogar die Rechnung vertilgt zu haben. Wir bitten Dich also desfalls [2] genauere Nachfrage zu thun.
Ja Deine Kotzebuade das wäre etwas herrliches; wenn ich aus den Vorlesungen komme, könnte nichts mich mehr erquicken als dergleichen etwas, wie es mein Gaumen so lange nicht gekostet hat.
Ich hoffe in den Weihnachtsferien auch wohl AußerLuc[indische] Sachen zu dichten. Gewiß aber recht viel im Frühjahr. – Vermehren war neulich bey [mir] mit einer Einladung zu Beyträgen für einen Allmanach den er herausgeben will, bei Unger (der so immer tiefer sinkt), und wozu ihm auch Goethe und Schiller Beyträge versprochen [3] hätten. Er hatte ähnliche Einladungen an Dich und Tieck in Petto. Ich habe ihm aber zu verstehen gegeben daß das nichts sey. Dieser hat sich sehr auf das Sonett beflissen. Auch hat ein Subjekt aus Halle einen Bogen voll gedruckte Sonette und Sonettetten in aller Devotion an Dich gesandt. Der hat aber wohl Zeit. Desgl[eichen] ist auch eine Bestimmung des Menschen von Fichte an Dich gekommen.
Der Artzt Hufeland ist an Selle’s Statt nach Berlin gerufen und geht Ostern dahin ab.
Goethe ist wieder hier und hat mir eine Kleinigkeit, die er zum Geburtstag der alten Herzogin ge[4]macht; Alte und Neue Zeit [gezeigt]. Er hat mich über die Griechischen Namen consultirt und schien mit denen die ich ihm vorschlug, Paläophron und Neoterpe zufrieden. – Daß ein gewaltiges Griechisches Trauerspiel von ihm zu erwarten ist, in Trimetern und chorähnlichen Chören, hat Dir Dor[othea] glaube ich schon als Resultat seines letzten Hierseyns geschrieben. Er hat einigemal recht viel darüber mit mir gesprochen, indessen habe ich mich doch nicht überwinden können, zu fragen nach dem Süjet.
Nun noch ein wichtiger Punkt. Fromm[ann] wünscht sehr den baldigen Druck der Charakt[eristiken] und Kritiken. Er behauptet mit Dir verabredet zu haben, der Lessing solle den ersten Theil anfangen[.] [5] Ich habe in Rücksicht auf diese Behauptung, den Aufsatz vorgenommen, zur Verbesserung und mich in Bereitschaft gesetzt, ihn in den Abendstunden zu vollenden. Den Woldemar und Forster wünsche ich nicht von jenem Aufsatz getrennt; sie gehören in vieler Rücksicht zusammen. Bist Du es also zufrieden daß Lessing, Forster, Woldemar von mir den 1ten Theil anfangen, und dann das Uebrige mit Recens[ionen] aus der A[llgemeinen] L[iteratur] Z[eitung] oder Charakt[eristiken] von Dir angefüllt wird? Der 2te Theil finge dann mit dem Bürger an, und unsre litter[arischen] Fragm[ente] kämen etwa herein? – Oder soll ich den Druck durchaus bis zu Deiner Ankunft verschieben? Ueber diesen Punkt wünschte [6] ich wohl mit nächster Post Antwort zu haben.
Gemeldet hat sich noch Keiner mit Geldforderungen: im Falle daß es dringend geschehen sollte, sind wir aber immer bereit.
Du wolltest ja von Nicolovius in der Mich[aelis]Messe etwas zahlen lassen? – Wie ist es damit? Freylich ist es auch für mich, Je eher je lieber.
Mir wäre es sehr lieb, auch die Kritik des Meister aus dem 2ten Stück des Athen[aeum] in die Char[akteristiken] aufnehmen zu dürfen; nicht so wohl damit ich nicht zu eng in der Sammlung gegen [7] Dich erscheine, als wegen des Gegensatzes der Manier mit jenen drey Aufsätzen; und weil ich auch mit ihm selbst vorzüglich zufrieden bin. –
Das über Lafont[aine] in den Beytr[ägen] ist so unendlich populär und immer noch so nöthig, daß ich dächte, Du nähmst es auch auf. – Es wird beydes nicht so sehr viel Raum einnehmen.
Große Lust hätte ich, wenn nicht so viel auf mir läge, einen kurzen Versuch über Boccacc[ios] Werke zu machen; damit doch auch von mir etwas ganz neues wäre. Ich hoffe es soll noch möglich seyn. – Ich habe [8] eine große Neigung zu diesem Menschen und kenne doch nun schon mehr Werke von ihm als wohl einer unter uns.
Lebe herzlich wohl liebster Freund und vergiß uns nicht. Daß Karol[ine] wieder hergestellt ist, freut mich sehr.
Fiorillo hatte mir etwas aufgetragen; da wollte ich nicht eher antworten bis es besorgt wäre, welches ich sehr pünktlich gethan, so daß er nun zufrieden seyn wird.
Cura ut valeas. Empfiehl mich entfernter Weise der Frau van Nuys
Friedrich.
[9] 
[Dorothea Veit:]
Hier lieber Freund schicke ich Ihnen die Berechnung Ihres Etats den Sie gefordert haben. Die genauere Specifikation aller Ausgaben können Sie erhalten so bald Sie zu uns kommen, welches hoffentlich doch nicht gar lange mehr dauern wird. Die 10 L[ouis]d’or liegen unangetastet für Sie; wie Sie hieraus sehen, haben wir die Miethe von dem andern Gelde entrichtet. Wenn es anginge daß wir Ihnen die restirenden 48 rh[Reichsthaler] noch ein Weilchen schuldig bleiben könnten, das wäre so übel nicht denn mit dem: in Gelde schwimmen, wie Sie meynten, das ist freylich so so – es muß gar vieles jetzt bezahlt werden; doch Sie gehen vor, auf jeden Fall wenn Sie es brauchen. Den Thaler für Porto, und den Thaler für Kruse habe ich auch gleich mit aufgesetzt, nur mit dem 1 rh und 8 g[Groschen] die Sie in Braunschweig für mich bezahlt haben, ist ein Irrthum geschehen. Sie erinnern sich vielleicht, daß Caroline meine Berechnung machte ehe sie von Jena abreißte, darunter war auch dieser Thaler und 8 g mit berechnet; wahrscheinlich hat sie dies vergessen. Ehe ich noch aus dem Hause zog, habe ich eine Menge Papiere verbrannt, die ich für unnütz hielt, und unter diesen war auch diese Rechnung die Caroline mir damals [10] machte. Es thut mir jetzt leid es vernichtet zu haben, ich werde schon Ihren Glauben an meine Ehrlichkeit in Anspruch nehmen müßen.
Mit mir geht es wieder leidlich. Von Henrietten haben wir endlich einmal wieder einen Brief gehabt, sie empfieh[l]t sich Ihnen aufs beste, und ist ganz zerknirscht darüber, daß sie so ganz undankbar für alle Ihre Güte und Liebe erscheinen muß. Uebrigens geht es ihr gut. So gehe es Ihnen lieber Freund, kommen Sie bald.
Dorothea.
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  • Schlegel, Friedrich von  grüßen  Nuys, Elisabeth Wilhelmine van
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen lassen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Mendelssohn, Henriette  grüßen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Mendelssohn, Henriette  grüßen lassen  Schlegel, Dorothea von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Einlagebrief  senden  Schadow, Gottfried
  • Schlegel, August Wilhelm von  Einlagebrief  senden lassen  Schlegel, Friedrich von
  • Schlegel, Friedrich von  Schulden  bezahlen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Friedrich von  Erscheinen  erhoffen  Schlegel, August Wilhelm von: Ehrenpforte und Triumphbogen für den Theater-Präsidenten von Kotzebue, bey seiner gehofften Rückkehr ins Vaterland
  • Vermehren, Johann Bernhard, der Ältere  Mitarbeit  anbieten  Schlegel, Friedrich von
  • Vermehren, Johann Bernhard, der Ältere  Mitarbeit  anbieten  Musen-Almanach für die Jahre 1802 (und 1803) (hg. v. Johann Bernhard Vermehren)
  • Schlegel, Friedrich von  negativ bewerten  Unger, Johann Friedrich Gottlieb
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  • Vermehren, Johann Bernhard, der Ältere  Mitarbeit  anbieten  Schiller, Friedrich
  • Vermehren, Johann Bernhard, der Ältere  Mitarbeit  anbieten  Schlegel, August Wilhelm von
  • Vermehren, Johann Bernhard, der Ältere  Mitarbeit  anbieten  Tieck, Ludwig
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Begegnung  Schlegel, Friedrich von
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Manuskript  vorlesen  Goethe, Johann Wolfgang von: Paläofron und Neoterpe
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Ratschlag  erbitten  Schlegel, Friedrich von
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Arbeitsbericht  Goethe, Johann Wolfgang von: Helena-Teil
  • Schlegel, Friedrich von  Redaktionskollektiv  Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von: Charakteristiken und Kritiken
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  • Schlegel, Friedrich von  Publikationsprojekt  planen  Schlegel, August Wilhelm von: Über Bürgers Werke
  • Schlegel, Friedrich von  Publikationsprojekt  planen  Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von: Athenaeums-Fragmente
  • Schlegel, Friedrich von  Zeitplan  erbitten  Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von: Charakteristiken und Kritiken
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  • Schlegel, Friedrich von  Publikationsprojekt  planen  Schlegel, Friedrich von: Über Goethes Meister
  • Schlegel, Friedrich von  Publikation  vorschlagen  Schlegel, August Wilhelm von: Beiträge zur Kritik der neuesten Literatur
  • Schlegel, Friedrich von  Werkplan  Schlegel, Friedrich von: Nachricht von den poetischen Werken des Johannes Boccaccio
  • Schlegel, Friedrich von  wertschätzen  Boccaccio, Giovanni
  • Schlegel, Friedrich von  Genesung  sich freuen  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Dorothea von  Schulden  bekräftigen  Schlegel, August Wilhelm von
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 24. November 1800
  • Sender: Friedrich von Schlegel · , Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Braunschweig · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 200‒203.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.151; Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.33
  • Number of Pages: 10S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 19,1 x 11,5 cm
Language
  • German

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