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Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

[1] Jena den 2ten Febr 1801
Es ist schon spät und ich werde also flüchtig schreiben müssen, damit Du wenigstens von einigem nothdürftige Nachricht erhältst.
Sehr gern will ich die Redact[ion] der Kritiken übernehmen und Dir mit nächstem die A[llgemeinen] L[itteratur] Z [eitungs] Stücke wie Du verlangst schicken. Desgleichen sollen auch die Geldgeschäfte pünktlich besorgt werden, worüber mit jener Sendung; ob gleich jetzt einige Ebbe in unserer Casse ist, so erwarten wir doch mit jeder Post frischen Vorrath. Kleine Rechnungen sind von dem Buchbinder, von Fiedler und Schreiber eingereicht. Der letzte hat etwas für den Prof[essor] Wiedemann gemacht und war ungewiß ob er es von Dir oder von Hufelands erhalten würde; Caroline hätte ihm anfangs gesagt, sie wolle [2] es bezahlen. Sey also so gütig diese darum zu befragen. Ich werde die Post auf einen besondern Zettel schreiben lassen. – Empfiehl mich Carol[inen] und sage ihr ich würde Ihren Brief umständlich beantworten so bald ich nur irgend Zeit habe.
Fünf Bogen der Kritiken sind gedruckt; ich habe meine so geordnet: Woldemar, Rec[ension] des philos[ophischen] Journals, Forster, Meister, Lessing – In diesem zum Beschluß die Auswahl meiner kritischen Fragmente, etwa 2½ Bogen, und die Elegie, das übrige denke ich so in der Art auszufüllen wie in dem Versuch über die Unverständlichkeit.
[3] Die Auswahl von Fragm[enten] soll sich einigermaßen auf Lessing beziehen als Todtenopfer für diesen –
Alles bezieht sich auf Litteratur, Kritik, Polemik, Witz und Philosophie. Die besten nur in jenen Beziehungen[,] alle moralischen oder mehr mystischen bleiben zurück. Ich habe nur ganz Verständlichgesagte gewählt und immer die witzigen besonders vorgezogen[.] Ich hoffe Du wirst zufrieden seyn[.] Hoffentlich auch damit, daß meine für sich in dem Lessing stehn sollen. – Man muß immer abwechseln. Da nun in dem Athen[aeum] unsre Fr[agmente] gemischt waren, so ist es schon der Neuheit wegen rathsam [4] jetzt zu trennen. Du wirst wahrscheinlich viel mehr haben, da sich Bruchstücke die Menge in den Recens[ionen] finden werden, die Du nicht ganz aufnehmen kannst[.] Die artistischen wäre es wohl Schade nicht für die Gemählde nämlich eine künftige Ausgabe derselben zurücklassen. Aber für alle kritischen ohne Ausnahme möchte ich stimmen.
Die Elegie ist 65 Distichen lang, für einen ersten Versuch ist es also schon ziemlich viel. Aber freylich darf ich Deine nicht lesen, wenn [5] diese mit der ich sonst ziemlich zufrieden bin, noch Sprache und Rhythmus für mein Ohr haben soll. –
Gewiß hätte ich sie für den Allmanach zurückgelegt, aber da sie gelehrt ist, so bewog mich dieß. Mich dünkt, ihr würdet in dieser Rücksicht nicht leicht zu behutsam seyn können. Ich habe desfalls sogar zwey Kleinigkeiten an Seckendorf und Vermehren gegeben damit nur ja durchaus nichts Litterarisches in Euer Taschenbuch kommt. – Außer einigen subjektiven Gedichten und Kleinigkeiten, werde ich Dir die Abendröthe geben, wenn Du Sie brauchen kannst. Da ich entschlossen bin die Luc[inde] in dem 2ten Theil ganz zu endigen, so muß ich es fast schon des Raumes wegen, aber auch in andrer Rücksicht ist es nothwendig geworden diese Aenderung in der Construction zuvorzunehmen. Freylich [6] wird sie in der Folge ihre Stelle in der Luc[inde] finden, in der zweyten Ausgabe. Da zu dieser aber unter 3 Jahren eben keine Aussicht, so macht das wohl kein Hinderniß.
Du erinnerst Dich vielleicht noch der Sonette an Apollo und Diana Ephes[ina]? Ich habe eins an die Isis hinzugenommen, andere an Cybele u.s.w. sind unterwegs, bis es ein kleiner Cyklus ist; der steht Dir dann auch zu Diensten. Hierin liegt wohl schon ein Gegengift gegen die Misdeutung der kathol[ischen] Gedichte aus dem Spanischen, die ich Lust hätte mit einigen noch zu vermehren, und denen ich wohl eine Stelle im Allm[anach] wünschte.
[7] Außerdem hoffe ich noch ein etwas längeres Gedicht (vielleicht etwa gegen 2 Bogen) unterhaltender Art geben zu können.
Ich dachte alles das und vieles andre mündlich mit Dir verhandeln zu können. Es ist mir zwar eigentlich lieber, wenn Du im Sommer wirklich einige Monate hier bist und Tristan dichtest, als wenn Du jetzt durchgereist wärest: aber erst bin ich nun schon gegen Deine Versicherungen mißtrauischer, und dann muß ich nun ernstlich ans Briefschreiben gehn, wenn wir über [8] so manche Dinge nicht ganz außer Zusammenhang kommen sollen und das ist hart.
Nächstens mehr.
Friedrich
Places
Personen
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Works
  • Schlegel, Friedrich von  Redaktionsplan  Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von: Charakteristiken und Kritiken
  • Schlegel, Friedrich von  Gelderstattung  planen  Fiedler, Friedrich Wilhelm
  • Schlegel, Friedrich von  Gelderstattung  planen  Schreiber, Herr
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen lassen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schlegel, Friedrich von: Jacobi, Friedrich Heinrich: Jacobis Woldemar (Rezension)
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schlegel, Friedrich von: Philosophisches Journal (Rezension)
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schlegel, Friedrich von: Forster, Georg: Schriften (Rezension)
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schlegel, Friedrich von: Über Goethes Meister
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schlegel, Friedrich von: Über Lessing
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schlegel, Friedrich von: Herkules Musagetes
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schlegel, Friedrich von: Athenaeums-Fragmente
  • Schlegel, Friedrich von  wertschätzen  Lessing, Gotthold Ephraim
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von: Athenaeums-Fragmente
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schlegel, August Wilhelm von: Rezensionen
  • Schlegel, Friedrich von  redigieren  Schelling, Caroline von; Schlegel, August Wilhelm von: Die Gemählde
  • Schlegel, Friedrich von  Mitarbeit  bekräftigen  Musen-Almanach für das Jahr 1802 (hg. v. August Wilhelm von Schlegel und Ludwig Tieck)
  • Schlegel, Friedrich von  Mitarbeit  Neujahrs Taschenbuch von Weimar auf das Jahr 1801
  • Schlegel, Friedrich von  Mitarbeit  Musen-Almanach für die Jahre 1802 (und 1803) (hg. v. Johann Bernhard Vermehren)
  • Schlegel, Friedrich von  publizieren  Schlegel, Friedrich von: Das Rätsel der Liebe
  • Schlegel, Friedrich von  publizieren  Schlegel, Friedrich von: An Ludwig Tieck
  • Schlegel, Friedrich von  publizieren  Schlegel, Friedrich von: Die Werke des Dichters
  • Schlegel, Friedrich von  publizieren  Schlegel, Friedrich von: Ein Lied des Heinrich von Veldeck
  • Schlegel, Friedrich von  Mitarbeit  ankündigen  Schlegel, Friedrich von: Abendröte
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskriptabschluss  ankündigen  Schlegel, Friedrich von: Lucinde
  • Schlegel, Friedrich von  Mitarbeit  ankündigen  Schlegel, Friedrich von: Hymnen
  • Schlegel, Friedrich von  Rezeption  zurückweisen  Schlegel, Friedrich von: Alte Gedichte aus dem Spanischen
  • Schlegel, Friedrich von  Fortsetzung  ermutigen  Schlegel, August Wilhelm von: Tristan
  • Schlegel, Friedrich von  Ankunft  wünschen  Schlegel, August Wilhelm von
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 2. Februar 1801
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Braunschweig · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 226‒228.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.161
  • Number of Pages: 8S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,5 x 11,5 cm
Language
  • German

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