[1] Jena den 6ten März 1801
Liebster Freund,
Ich freue mich herzlich daß Du glücklich in B[erlin] angekommen bist, und begrüße Eure Gesellschaft, bei der ich im Geiste oft gegenwärtig bin.
Tiecks Bücher sind heute vor 14 Tagen abgesandt*, hoffentlich also beim Empfang dieses schon lange angekommen, wie die Recens[ionen] die wir mit Schmerz erwarten, denn schon lange abgesandt; sonst entsteht eine unangenehme Pause im Druck. –
[Dorothea Veit:]
*sie waren an Schleyermacher addreßirt weil wir weder Ihre noch Tiecks Addreße wußten
Der erste Theil ist nun fertig[.] Wegen des Fehlers im Gedicht habe [2] ich einen Carton drucken lassen. Ich hatte das Versehn schon in der Abschrift gemacht. Der erste Th[eil] macht grade 25 Bogen. Den Bocc[accio] nehme ich nun zum 2ten. Die επι[epi]kritische Note zu d[en] Briefen habe ich nicht auf mich nehmen wollen, da so etwas vom Autor selbst nur ganz zweckmäßig und schicklich ausfallen kann. Auch scheint es mir besser in der Vorrede. Willst Du diese entwerfen, oder nur mir geben was Du von Deiner Seite zu sagen [3] nöthig findest, dann aber mir erlauben, das meinige hinzuzufügen? –
Morgen soll auch die andre Apotheke bezahlt werden und Bretari.
Verzeih die Flüchtigkeit dieses Briefes; ich bin obruirt [DV: obstruirt] nicht bloß von Geschäften sondern auch von kleinen Verdrießlichkeiten wegen der Disputation.
– – –
Ich habe in diesen Tagen umständl[ich] mit Starke über H[ardenberg]s Gesundheit gesprochen. Vor 3 Wochen [4] hatte er ihn zuletzt gesehn, seit 14 Tagen hatte er keine Nachricht[.] Er gibt ihn völlig auf. Aber eben darum muß man noch hoffen. Gab er doch auch Goethe gleich auf. Und überhaupt soll er ganz eigentl[ich] der Wundartzt aus d[em] Meister sein, dessen Ausspruch immer umgekehrt gilt. – Petzold hat Hard[enberg] in Dr[esden] mit China behandelt; diese hat aber so purgirend gewirkt, daß man damit hat aufhören müssen.
– – –
[Dorothea Veit:]
In einen und denselben Brief von Obstruiren und von purgiren zu reden! Herr Je!
[5] Schreib mir doch ob Bernh[ardi] von den komischen Sonetten für d[en] Kronos Gebrauch machen kann. Tieck hätte mir wohl antworten können. Sobald etwas wegen der Geschichte gedruckt ist, sorge daß ichs bekomme.
Von Schleierm[acher] erwarte ich mit heißer Sehnsucht den Phaedrus und verzweifle nun fast. Entschuldige mich bei ihm daß ich ihm nicht schreibe. –
Sobald die Disput[ation] vorbei ist und ich mit dem Druck der Charakt[eristiken] fertig bin, reise ich nach Weißenf[els].
[6] Sehr begierig bin ich auf Dein Gutachten über die Elegie. Wirst Du die Hiatus verzeihn? –
Zum Allm[anach] erhältst Du von alten Sachen, die anfängl[ich] zur Luc[inde] bestimmt waren, nun auch noch die Romanze von Licht und Liebe. Das ist dann aber auch das letzte; alles andre steckt so fest in der Luc[inde], daß keine Kunst und keine Willkühr es davon trennen kann. Wegen der Vorschläge erwarte ich Deine Antwort[.]
[7] Der Franz Horn hat einen Roman Raphael von Salvatara mit geschickt. Er könnte wohl Schwerenothara, und d[ie] Geliebte Kümmeltürkaldi heißen, so ein Gemisch von Jena und Italien ist darin. Was soll ichs also mitschicken. – Indessen sind episodische Stellen von der kritisch aesthetischen Art, unerachtet wir am besten wissen woher die Sachen sind, doch in einer Art gut wiedergesagt, als ob sie gewissermaßen verstanden wären. Willst [8] Du ihm antworten, so kannst Du ihm auf meine Verantwortung rathen, er möchte das Romantische noch ein wenig an sich halten, dagegen aber lieber etwas Gelehrter kritisch Aesthetisches ausarbeiten[.]
[Dorothea Veit:]
Ich grüße Sie in meiner vielgeliebten Vaterstadt! wenn Sie uns wegen der Bezahlung des Shawls an Breddary noch nicht geantwortet haben, so bitte ich Sie recht sehr es so gleich zu thun, er hat sich wieder damit gemeldet.
Adieu
Dorothea
Liebster Freund,
Ich freue mich herzlich daß Du glücklich in B[erlin] angekommen bist, und begrüße Eure Gesellschaft, bei der ich im Geiste oft gegenwärtig bin.
Tiecks Bücher sind heute vor 14 Tagen abgesandt*, hoffentlich also beim Empfang dieses schon lange angekommen, wie die Recens[ionen] die wir mit Schmerz erwarten, denn schon lange abgesandt; sonst entsteht eine unangenehme Pause im Druck. –
[Dorothea Veit:]
*sie waren an Schleyermacher addreßirt weil wir weder Ihre noch Tiecks Addreße wußten
Der erste Theil ist nun fertig[.] Wegen des Fehlers im Gedicht habe [2] ich einen Carton drucken lassen. Ich hatte das Versehn schon in der Abschrift gemacht. Der erste Th[eil] macht grade 25 Bogen. Den Bocc[accio] nehme ich nun zum 2ten. Die επι[epi]kritische Note zu d[en] Briefen habe ich nicht auf mich nehmen wollen, da so etwas vom Autor selbst nur ganz zweckmäßig und schicklich ausfallen kann. Auch scheint es mir besser in der Vorrede. Willst Du diese entwerfen, oder nur mir geben was Du von Deiner Seite zu sagen [3] nöthig findest, dann aber mir erlauben, das meinige hinzuzufügen? –
Morgen soll auch die andre Apotheke bezahlt werden und Bretari.
Verzeih die Flüchtigkeit dieses Briefes; ich bin obruirt [DV: obstruirt] nicht bloß von Geschäften sondern auch von kleinen Verdrießlichkeiten wegen der Disputation.
– – –
Ich habe in diesen Tagen umständl[ich] mit Starke über H[ardenberg]s Gesundheit gesprochen. Vor 3 Wochen [4] hatte er ihn zuletzt gesehn, seit 14 Tagen hatte er keine Nachricht[.] Er gibt ihn völlig auf. Aber eben darum muß man noch hoffen. Gab er doch auch Goethe gleich auf. Und überhaupt soll er ganz eigentl[ich] der Wundartzt aus d[em] Meister sein, dessen Ausspruch immer umgekehrt gilt. – Petzold hat Hard[enberg] in Dr[esden] mit China behandelt; diese hat aber so purgirend gewirkt, daß man damit hat aufhören müssen.
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[Dorothea Veit:]
In einen und denselben Brief von Obstruiren und von purgiren zu reden! Herr Je!
[5] Schreib mir doch ob Bernh[ardi] von den komischen Sonetten für d[en] Kronos Gebrauch machen kann. Tieck hätte mir wohl antworten können. Sobald etwas wegen der Geschichte gedruckt ist, sorge daß ichs bekomme.
Von Schleierm[acher] erwarte ich mit heißer Sehnsucht den Phaedrus und verzweifle nun fast. Entschuldige mich bei ihm daß ich ihm nicht schreibe. –
Sobald die Disput[ation] vorbei ist und ich mit dem Druck der Charakt[eristiken] fertig bin, reise ich nach Weißenf[els].
[6] Sehr begierig bin ich auf Dein Gutachten über die Elegie. Wirst Du die Hiatus verzeihn? –
Zum Allm[anach] erhältst Du von alten Sachen, die anfängl[ich] zur Luc[inde] bestimmt waren, nun auch noch die Romanze von Licht und Liebe. Das ist dann aber auch das letzte; alles andre steckt so fest in der Luc[inde], daß keine Kunst und keine Willkühr es davon trennen kann. Wegen der Vorschläge erwarte ich Deine Antwort[.]
[7] Der Franz Horn hat einen Roman Raphael von Salvatara mit geschickt. Er könnte wohl Schwerenothara, und d[ie] Geliebte Kümmeltürkaldi heißen, so ein Gemisch von Jena und Italien ist darin. Was soll ichs also mitschicken. – Indessen sind episodische Stellen von der kritisch aesthetischen Art, unerachtet wir am besten wissen woher die Sachen sind, doch in einer Art gut wiedergesagt, als ob sie gewissermaßen verstanden wären. Willst [8] Du ihm antworten, so kannst Du ihm auf meine Verantwortung rathen, er möchte das Romantische noch ein wenig an sich halten, dagegen aber lieber etwas Gelehrter kritisch Aesthetisches ausarbeiten[.]
[Dorothea Veit:]
Ich grüße Sie in meiner vielgeliebten Vaterstadt! wenn Sie uns wegen der Bezahlung des Shawls an Breddary noch nicht geantwortet haben, so bitte ich Sie recht sehr es so gleich zu thun, er hat sich wieder damit gemeldet.
Adieu
Dorothea