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Friedrich von Schlegel an August Wilhelm von Schlegel

[1] Weißenfels. Den 24ten März 1801
Geliebter Freund,
Ich wollte Dir so eben recht umständlich schreiben und die Pause entschuldigen mit den vielen Verdrüßlichkeiten und Weitläuftigkeiten, die mir das Disputiren verursacht hat und die nun eben glücklich überstanden sind, als ich durch die Nachrichten von H[ardenbergs] Gesundheit bewogen ward, sogleich hieher zu reisen. Ich habe es mit Fr[ommann] eingerichtet, daß der Druck der Char[akteristiken] nicht darunter leidet; Ende dieser Woche bin ich auf jeden Fall in Jena.
[2] Alle Aerzte haben H[ardenberg] aufgegeben[.] Er selbst scheint seine Gefahr durchaus nicht zu sehn.
Der letzte Artzt, der gebraucht ist, war Kapp aus Leipz[ig]. Petzold scheint ihn sehr gut behandelt zu haben, aber auch dieser hatte ihn schon völlig aufgegeben.
– – –
Nun nur einiges von Geschäften. – Da ich in dieser Zeit durchaus keine Zeit gefunden, an Carol[ine] zu schreiben, so schicke ich Dir die bezahlte Rechnung, nebst dem Zettel von Dor[othea] darüber.
Die Anmerkung zu der Rec[ension] finde ich äußerst zweckmäßig [3] und die Vorrede ist nun leicht mit wenigen Worten abzufertigen.
Tiecks göttlichen Brief habe ich schon oft gelesen, und danke vom ganzen Herz[en] dafür. Desgl[eichen] auch Schl[eiermacher] auch für den Phaedrus. Nur schreiben kann ich heute nicht an beide[.]
Kömmst Du mit Tieck oder später? –
Jene Störungen nur sind Schuld daß Du nicht heute schon alle für d[en] Allmanach bestimmten Gedichte abgeschrieben erhältst. Gewiß aber nächstens. – Hier sind zwei, die mir Karl v[on] Hard[enberg] schon nach Jena geschickt hat, mit der [4] Anfrage ob sie etwa für Euren Allmanach sein könnten? –
– – –
H[ardenberg] ist sehr freundlich und liebevoll gestimmt, nur äusserst matt. Er ist an den Füßen und im Gesicht geschwollen und dadurch etwas entstellt. Allein hab ich ihn noch nicht gesehn.
Herzliche Grüße von Dor[othea]. – Meine F{este} hab ich da es mir an Raum fehlt in Dein[em] Hause gegeben und die Erlaubniß dazu fingirt. Indessen ist alles schon wieder in den vorigen sauberen Zustand versetzt.
[5] Ich danke Dir für die rhythmischen Bemerkungen über die Elegie, obgleich sie mich etwas niedergeschlagen haben. Ich hoffe der nächste Versuch soll auch von dieser Seite ausfallen, und tröste mich für jetzt mit dem was das Gedicht sonst gutes hat. Du scheinst aber auch von dieser Seite einen Tadel dagegen auf d[em] Herz[en] zu haben, den Du nicht ganz sagst. Du meinst einige Stellen wären erstaunlich Goethisch, besonders wie im Bakis. Das verstehe ich nicht recht. Ist die Parodie zu deutlich? Oder findest Du außer dieser noch eine Aehnlichkeit die mir leid thun sollte?
[6] Sehet den Meister des Styls! Wie hat er im Bakis verschwiegen,
Und doch Weisheit gesagt, selten wie weißes Papier.
Siehst Du Fichte nicht?
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Briefkopfdaten
  • Datum: Dienstag, 24. März 1801
  • Absender: Friedrich von Schlegel ·
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Absendeort: Weißenfels · ·
  • Empfangsort: Berlin · ·
Druck
  • Bibliographische Angabe: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 249‒250.
  • Weitere Drucke: Friedrich Schlegels Briefe an seinen Bruder August Wilhelm. Hg. v. Oskar Walzel. Berlin 1890, S. 469‒471.
Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.165
  • Blatt-/Seitenzahl: 4S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs.
  • Format: 18,8 x 11,5 cm
Sprache
  • Deutsch

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