[1] Jena den 27ten März 1801
Gestern kam ich von Weißenfels zurück, wo ich vorgestern Mittag den 25ten Hardenberg sterben sah, den Tag nachdem ich Dir meinen letzten Brief von W[eißenfels] aus über Leipzig schrieb. Es ist gewiß daß er keine Ahndung von seinem Tode hatte, und überhaupt sollte man es kaum möglich glauben so sanft und schön zu sterben. Er war so lange ich ihn sah von einer unbeschreiblichen Heiterkeit, und obgleich die große Kraftlosigkeit ihn den letzten Tag sehr hinderte selbst zu sprechen so nahm er doch an allem den liebenswürdigsten Antheil und es ist mir über alles theuer, ihn noch gesehn zu haben. –
Theile diese Nachricht Tieck und Schlei[ermacher] mit. Das nähere bleibt für die mündliche Erzählung aufbehalten.
– – –
[2] Einiges von Geschäften.
Daß ich immer noch keine Abschrift meiner Gedichte für den Allmanach mitschicke wirst Du bei dieser Lage der Dinge, der Störung die die Reise gemacht hat u sw entschuldigen. Es wird eine meiner nächsten Sorgen sein.
Der Druck der Charakt[eristiken] geht immer fort. Der Bürger ist eben fertig gedruckt, macht grade 6 Bogen. Die Rec[ension] des Voß ist zum Theil schon gesetzt, aber zur Correctur habe ich sie noch nicht gehabt. Sie wird etwa 6–7 Bogen betragen; nach diesem Maaßstabe können freilich nicht alle Recens[ionen] Platz finden. Desto besser für einen dritten Theil, dessen Nothwendigkeit und Nützlichkeit mir immer mehr einleuchtet.
Nun noch ein Wort wegen des Athen[aeums]. Ich bin nicht dafür, daß wir uns diese neue Herabsetzung des Hono[3]rars gefallen lassen. Der Verlust dabei ist das wenigste, da wir bei diesem Format schon bei dem vorigen Honorar mit Verlust gearbeitet haben. Mein Grund ist folgender. Ich bemerke es immer deutlicher, es wird und ist allgemeines Princip der Buchhändler uns geringes Honorar zu geben, unter dem Vorwande, daß unsre Sachen wegen der Unpopularität nur mittelmäßigen Absatz hätten. Gewiß ist das der einzige reelle Schaden den unsre Feinde uns zugefügt haben. Nun können wir zwar dagegen nichts Positives thun, sondern müssen eben fortfahren und den Erfolg abwarten: aber das däucht mir ist nothwendig daß wir auf gewissen Bedingungen fest halten, daß wir uns nicht zu schlecht behandeln lassen, denn sonst möchte es immer toller werden.
[4] Ueberlege es mit Tieck, es verdient gewiß ernsthaft in Rücksicht genommen zu werden. – Dieses wünsche ich so eher da ich schon seit geraumer Zeit einen anderen Wunsch über das Athen[aeum] hege. Tiecks poetisch[es] Journ[al] geht zuverläßig nicht übers vierte Stück, als so weit der Contract geht. Da dachte ich nun sollten beide Journale vereinigt werden, Du und Tieck geben es heraus, unter dem Titel Neues Athenaeum. – Das Format nähme man ungefähr wie Tiecks Journal[.] Ich bin gewiß, es fänden sich Verleger genug, die allenfalls noch etwas bessere Bedingungen [stellten] als wir beiderseits jetzt gehabt haben. – Ich stünde nicht mehr auf d[em] Titel und ließe Euch die Redaction wie beim Allmanach aber Antheil wollte ich freilich fortdauernd daran nehmen [5] mit mehr Liebe und Eifer als zu der Fortsetzung des Athen[aeums] unter so hundsföttischen Bedingungen. – Ja wenn Dir dieß den Plan empfehlen kann so will ich ganz bestimmt eine Uebersetzung von einem oder zwei Stücken des Sophokles dazu versprechen.
Die Vereinigung an sich ist gewiß zu billigen, da im Wesentlichen der Denkart kein Misverstand und Misverhältniß da ist. Uebrigens glaube ich wäre es dem Athen[aeum] sehr heilsam wenn Poesie noch weit mehr das Centrum des Ganzen würde, versteht sich mit der freiesten Schwingung nach allen Seiten. Dieß wird durch jene Vereinigung auch für uns selbst am besten constituirt. Auch hat ja das Athen[aeum] immer mehr sich selbst, je weiter es [6] fortrückte diesen Mittelpunkt (nach unserer beiderseitigen Tendenz) sich selbst gesetzt, da dieses beim ersten Anfang nicht eigentl[ich] der Fall war. Das Beiwort Neues kann auch nicht als Epitheton ornans betrachtet [werden]; da wir beide gewiß schon auf einer viel höhern Stufe der Produktion und der Ansicht stehen, als mit der wir das Athen[aeum] anfiengen; und es wäre eine colossale Ironie, das was noch eine Reihe von Jahren auch für die besseren viel zu neu, für uns als schon halb veraltet durch jenes Wort zu bezeichnen.
Ueberlege Dir diesen Vorschlag. – Ueber kritische litterarische Verhältnisse bist Du und Tieck oft nicht derselben Meinung; aber in d[en] Grundsätzen d.h. in den ersten Ansichten seid ihr doch [7] wohl eins, und da ist eine solche gemeinschaftl[iche] Redaction das beste Mittel sich verstehn zu lernen und den gemeinschaftl[ichen] Indifferenzpunkt zwischen d[en] scheinbaren entgegengesetzten Extremen zu finden.
Die Recens[ion] Deiner Ehrenpforte in der Erlanger Zeitung, sagt man mir, sei [von] Brentano. Gelesen habe ich sie nicht, Du aber doch wahrscheinlich. Darum diese Notiz[.]
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Gestern kam ich von Weißenfels zurück, wo ich vorgestern Mittag den 25ten Hardenberg sterben sah, den Tag nachdem ich Dir meinen letzten Brief von W[eißenfels] aus über Leipzig schrieb. Es ist gewiß daß er keine Ahndung von seinem Tode hatte, und überhaupt sollte man es kaum möglich glauben so sanft und schön zu sterben. Er war so lange ich ihn sah von einer unbeschreiblichen Heiterkeit, und obgleich die große Kraftlosigkeit ihn den letzten Tag sehr hinderte selbst zu sprechen so nahm er doch an allem den liebenswürdigsten Antheil und es ist mir über alles theuer, ihn noch gesehn zu haben. –
Theile diese Nachricht Tieck und Schlei[ermacher] mit. Das nähere bleibt für die mündliche Erzählung aufbehalten.
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[2] Einiges von Geschäften.
Daß ich immer noch keine Abschrift meiner Gedichte für den Allmanach mitschicke wirst Du bei dieser Lage der Dinge, der Störung die die Reise gemacht hat u sw entschuldigen. Es wird eine meiner nächsten Sorgen sein.
Der Druck der Charakt[eristiken] geht immer fort. Der Bürger ist eben fertig gedruckt, macht grade 6 Bogen. Die Rec[ension] des Voß ist zum Theil schon gesetzt, aber zur Correctur habe ich sie noch nicht gehabt. Sie wird etwa 6–7 Bogen betragen; nach diesem Maaßstabe können freilich nicht alle Recens[ionen] Platz finden. Desto besser für einen dritten Theil, dessen Nothwendigkeit und Nützlichkeit mir immer mehr einleuchtet.
Nun noch ein Wort wegen des Athen[aeums]. Ich bin nicht dafür, daß wir uns diese neue Herabsetzung des Hono[3]rars gefallen lassen. Der Verlust dabei ist das wenigste, da wir bei diesem Format schon bei dem vorigen Honorar mit Verlust gearbeitet haben. Mein Grund ist folgender. Ich bemerke es immer deutlicher, es wird und ist allgemeines Princip der Buchhändler uns geringes Honorar zu geben, unter dem Vorwande, daß unsre Sachen wegen der Unpopularität nur mittelmäßigen Absatz hätten. Gewiß ist das der einzige reelle Schaden den unsre Feinde uns zugefügt haben. Nun können wir zwar dagegen nichts Positives thun, sondern müssen eben fortfahren und den Erfolg abwarten: aber das däucht mir ist nothwendig daß wir auf gewissen Bedingungen fest halten, daß wir uns nicht zu schlecht behandeln lassen, denn sonst möchte es immer toller werden.
[4] Ueberlege es mit Tieck, es verdient gewiß ernsthaft in Rücksicht genommen zu werden. – Dieses wünsche ich so eher da ich schon seit geraumer Zeit einen anderen Wunsch über das Athen[aeum] hege. Tiecks poetisch[es] Journ[al] geht zuverläßig nicht übers vierte Stück, als so weit der Contract geht. Da dachte ich nun sollten beide Journale vereinigt werden, Du und Tieck geben es heraus, unter dem Titel Neues Athenaeum. – Das Format nähme man ungefähr wie Tiecks Journal[.] Ich bin gewiß, es fänden sich Verleger genug, die allenfalls noch etwas bessere Bedingungen [stellten] als wir beiderseits jetzt gehabt haben. – Ich stünde nicht mehr auf d[em] Titel und ließe Euch die Redaction wie beim Allmanach aber Antheil wollte ich freilich fortdauernd daran nehmen [5] mit mehr Liebe und Eifer als zu der Fortsetzung des Athen[aeums] unter so hundsföttischen Bedingungen. – Ja wenn Dir dieß den Plan empfehlen kann so will ich ganz bestimmt eine Uebersetzung von einem oder zwei Stücken des Sophokles dazu versprechen.
Die Vereinigung an sich ist gewiß zu billigen, da im Wesentlichen der Denkart kein Misverstand und Misverhältniß da ist. Uebrigens glaube ich wäre es dem Athen[aeum] sehr heilsam wenn Poesie noch weit mehr das Centrum des Ganzen würde, versteht sich mit der freiesten Schwingung nach allen Seiten. Dieß wird durch jene Vereinigung auch für uns selbst am besten constituirt. Auch hat ja das Athen[aeum] immer mehr sich selbst, je weiter es [6] fortrückte diesen Mittelpunkt (nach unserer beiderseitigen Tendenz) sich selbst gesetzt, da dieses beim ersten Anfang nicht eigentl[ich] der Fall war. Das Beiwort Neues kann auch nicht als Epitheton ornans betrachtet [werden]; da wir beide gewiß schon auf einer viel höhern Stufe der Produktion und der Ansicht stehen, als mit der wir das Athen[aeum] anfiengen; und es wäre eine colossale Ironie, das was noch eine Reihe von Jahren auch für die besseren viel zu neu, für uns als schon halb veraltet durch jenes Wort zu bezeichnen.
Ueberlege Dir diesen Vorschlag. – Ueber kritische litterarische Verhältnisse bist Du und Tieck oft nicht derselben Meinung; aber in d[en] Grundsätzen d.h. in den ersten Ansichten seid ihr doch [7] wohl eins, und da ist eine solche gemeinschaftl[iche] Redaction das beste Mittel sich verstehn zu lernen und den gemeinschaftl[ichen] Indifferenzpunkt zwischen d[en] scheinbaren entgegengesetzten Extremen zu finden.
Die Recens[ion] Deiner Ehrenpforte in der Erlanger Zeitung, sagt man mir, sei [von] Brentano. Gelesen habe ich sie nicht, Du aber doch wahrscheinlich. Darum diese Notiz[.]
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