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Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

[1] Jena. Den 17ten April 1801.
Der Druck der Fichteschen Schrift wird mit Eifer besorgt; ich habe zwar erst den dritten Bogen zur Correctur aber es ist das Ganze schon bis auf weniges gesetzt. 6 Ex[emplare] etwa behalte ich hier, behalte eins für mich, erwarte Eure etwanige Disposition der übrigen, oder schicke in Ermanglung derselben wenigstens an Schelling und Goethe ein Ex[emplar]. – Frommann setzt seine Drucker N[ote] nicht drauf; dieß zum Aviso. Die übrigen Ex[emplare] schickt Euch Cotta von Leipzig.
Auch die Ch[arakteristiken] und Kr[itiken] werden zu gehöriger Zeit fertig sein, und zwar mit dem Boccaz, welches mir doch als dem Buchstaben des Contracts gemäßer sehr gut schien. Aber Deine [2] Recens[ionen] haben sich so ausgedehnt daß ich auch noch die der Elegien des Properz und des D[on] Q[uixote] habe weg [ge]lassen, um Deiner Ordre gemäß für Ch[arakteristiken] und einz[elne] Bem[erkungen] Raum zu behalten, und doch ja nicht den Band zu stark werden zu lassen. Desto besser für den 3ten Band, zu dem ich mich gewiß auch sehr fleißig finden lassen will. Daß die zweite Hauptrubrik Rec[ensionen] und nicht Beurth[eilungen] heißt, ist keine willkührl[iche] Aenderung sondern ein zu spät bemerktes Versehn.
Ich lege die Abschrift einiger Gedichte für den Allmanach bei, die Du noch nicht kennst, die zum Theil noch ganz frisch sind. – [3] Trägst Du irgend Bedenken wegen Nro 6 in den kleinen Gedichten daß es zu frei sein möchte, so streiche es ja weg, aber dann auch Nro 5 dazu, das ich nur als Gegensatz aufgenommen habe. –
Von allen habe ich Abschriften die ich Tieck zeigen kann, nur von den kleinen Gedichten nicht. Die schickst Du also wohl wieder. Jeder Augenblick ist mir jetzt kostbar. Das ist auch Ursache warum Du heute keine Abschrift der älteren Dir schon bekannten Gedichte, die ich nun für den Allmanach bestimmt habe – der Abendröthe, der großen Romanze [erhältst] außerdem wirst Du auch wohl noch das Lob der Frauen, meine erste [4] Canzone erhalten. – Ganz gewiß kann ich Dir auch das Indische Mährchen versprechen, den Pandaram oder den Sänger des Schiwa. – Es wird ganz in Versen sein.
Der Fantasie wünsche ich Deinen Beifall in Rücksicht der Sylbenmaaße. Ich für meinen Theil glaube in dem: Wenn ich unverstanden bliebe, endlich eine Cançion gemacht zu haben, die gebilligt werden kann. Ich habe die Fantasie in 3 Stunden gemacht, da ich sonst an einer solchen Cançion leicht einen Tag pöterte, wie Du es nennst. Den nähmlichen Tag habe ich noch ein Stück Gedicht von mehr als 50 Versen gemacht das aber nicht für den Allmanach taugt.
Von den Gedichten aus dem Spanischen ist die Abschrift die Du hast, wohl gut genug. Ich habe nun noch eine besondre [5] Vorliebe dafür, weil Hard[enberg] an sei[nem] letzten Tage eine so große Freude dran hatte. Du siehst wenigstens meinen guten Willen für den Allmanach. Den Pandaram erhältst Du gewiß. –
Wäre Dir mit noch einer Fantasie gedient? – Im Sylbenmaaß wohl noch besser, aber vielleicht etwas wollüstig? –
Da Dir das Sonett – Ideal – so gefällt, so versteht sich daß Du damit machen kannst was Dir gut dünkt. Scheint es Dir schicklich so mag es auch im Allmanach stehn. – Zu den Sonetten auf die alten Götter fehlt immer noch die Cybele.
Wie ist denn das, daß im Meßkatal[og] ein Stück des Athen[aeum] angekündigt ist? – Hast Du mit Fröhlich [6] schon Gewißheit gemacht? In diesem Falle will ich mich gern zu allem, was ich kann, verstehn. Warum hast Du mir aber nicht ein Wort über meinen Vorschlag geschrieben? –
Alles andre ist gut und schön. Aber daß Ihr glaubt der Afterd[ingen] müsse von fremder Hand vollendet [werden] hat mich ganz empört, außer mir gesetzt und ich gerathe immer von neuem in Grimm, wenn ich darauf zurück komme; indem es mir nicht nur unthunlich und ganz unschicklich sondern auch frevelhaft, abscheulich, gottlos und unheilig [ist]. Ich begreife es weder von Dir noch von Schl[eier]m[acher]. [7] Habt Ihr denn alle Furcht und Redlichkeit verloren? Wollt Ihr Reliquien nicht mehr ehren? – Glaubt daß solch ein Beginnen ein gutes Ende nehmen kann? –
Mag doch jeder von uns den Krieg zu Warteburg behandeln nach seiner Weise; das thue ich leicht auch einmal. Es ist ein sehr objektiver Gegenstand. Aber den Afterd[ingen] unsres Novalis wird wahrlich keiner von uns vollenden und keiner fortsetzen und wenn er sich in Kochstückchen schnitte. Und nun vollends Tieck. Dieser ist in allem Mechanischen dem Hard[enberg] so weit überlegen, daß alles was da ist, durch aus zerstört [8] und umgebildet werden müßte wenn das Ganze nur einige Harmonie haben sollte. Aber was der Kern und das Wesen ist in jenem göttl[ichen] Fragment, das liegt fern fern ab von allem wenigstens was Tieck sagt und sagen kann. – Gedruckt aber muß es freilich werden, und wenn U[nger] nicht will so finden sich ja wohl 10 Lumpenhunde für einen die es thun. –
Hard[enbergs] Mittheilungen an T[ieck] über den 2ten Theil, können nun vollends gar nichts gelten; noch den letzten Tag sagte er mir daß er seinen Plan ganz und durchaus geändert habe.
– – –
Wann eher dürfen wir Dich den[n] hier erwarten?
Ueber die Sylbenm[aaße] in der Fant[asie] und Frühl[ing] erwarte ich Dein Kennerurtheil[.]
Herzl[iche] Grüße von Dor[othea].
Laß Dir durch Schl[eiermacher] von dem Phänomen Messerschmidt mittheilen, was ich geschrieben habe.
Noch eins, auf den Fall daß Du Nic[olovius] wegen des Geldes weitre Ordre giebst. Ich habe da es grade eine kleine Zahlung gab, eine Assignation a 6 Louisd[’or] noch auf ihn ausgestellt. Mein Antheil am 1ten Theil macht 17½ Bogen, wovon 1¾ neu: also bekomme ich außer den schon erhalten[en] 16 Car[olin] noch 3 Ls.[Louisd’ors] vom 1 Th[eil] und der {2te} wird doch zum mindesten 4 Ldrs. {geben}?
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Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 17. April 1801
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 260‒262.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.168
  • Number of Pages: 8S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,6 x 11,5 cm
Language
  • German

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